Frühstück im Bett (gelöscht)

Walther

Mitglied
Hi Label,

das Eine und das Andere sind nicht dasselbe, nicht mal das Gleiche.

Gruß W. :D

Hi Maren,

das Wort "Croissant" kommt vom Verb "croître", welches "kro-a-tre" ausgesprochen wird. Ich kann's nicht ändern. Sorry.

Gruß W.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
ich lese es auch dreisilbrig, würde den Vers aber auf jeden Fall so lassen wollen, es ist viel erotischer, zumal dieses göttliche Gedicht sowieso mit einem ganz expliziten Hauchen präsentiert werden sollte.
Das Wort Croissant zieht sich dabei in die entsprechende Länge und wird zum Song. Man muss in den geöffnen Mund schauen können ...
;)

Der liebe Walther hinterlässt immer so den Eindruck, als würde er selbst bei solch einem kleinen Nichts mit dem Lineal auf den Tisch klatschen um den Takt zu bestimmen.
:D
 

MarenS

Mitglied
Mir stellt sich das gesprochene Croissant mit einem gewissen Augenaufschlag dar.
Nein, ich bin wahrlich ein Verfechter korrekter Silbenanzahlen aber in diesem Falle spreche ich das Croi in einer Silbe und wenn ich es Kro a spreche ist es nicht mehr französisch sondern stümperhaft und es ermangelt ihm an jeglichem Reiz. Ich hoffe von Herzen, presque ließe alles so, wie es hier steht.

Selten, lieber Walther, aber ab und an sind wir verschiedener Meinung.

Es grüßt die Maren
 

Thylda

Mitglied
Ihr Lieben

Wir sind hier nicht im Fremdspr u MundArt - Forum.
In einem deutschen Gedicht sehe ich das ganz pragmatisch wie die Durchschnittsverkäuferin beim Bäcker. Die nennt das Ding, das ich in meiner Jugend als "Hörnchen" :D kannte, "Kro-song". Das paßt dann sogar in Walters Jägerzaun. xXxXxXxXxXx :D
Und natürlich ist das mit dem Opernpalais etwas grundverschiedenes, oder wer könnte sich einen gutbürgerlichen Jägerzaun und Marschmusik an solchem Ort vorstellen.
quod licet iovis non licet bovis. Schon verstanden ;-)

LG
Thylda
 

Walther

Mitglied
Lb. Lapi,

erstens lasse ich nicht das Lineal auf den Tisch knallen, und zweitens gibt es für die, die gelegentlich auf die Grundlagen des ordentlichen Reimens verweisen, wohl grundsätzlich einen auf den Hut. Ich sehe selbst mich als klassischen Ordoliberalen.

Ich sage es mal so: Ich kann diese Kritikasterei auch lassen. Dann gibt es diese Diskussionen nicht. Die Folge ist das Laissez faire laissez passer des Casino Kapitalismus oder der Libertinage. Jedem, wie er's mag. Das Interessante an dieser Debatte um Handwerk und Ordnung ist, wie schnell sich je nach eigener Betroffenheit der Wind der Ansichten dreht.

Nach Lage der Dinge wird es von mir ohnehin bald keine Statements irgendeiner Art mehr geben, so daß sich diese Frage in Bälde nicht mehr stellt. Irgendwann hat man einfach keine Lust mehr, immer wieder in eine Ecke gestellt zu werden, in die man nicht gehört. Bei mir ist dieser Zustand schon einige Zeit erreicht.

Kurz: Das Lineal fällt bald weg, der zurückgebliebene Haufe wird sich freuen.

Gruß W.

Liebe Maren,

was ich tat, war einen Stockfehler zu monieren. Es entscheidet allein die Autorin, was sie aus diesem Vorschlag macht. Wir sind hier in aller Bescheidenheit Begleiter eines Reifeprozesses für Texte, die uns nicht gehören.

LG W.

Liebwerte Thylda,

es gibt Menschen unter dieser Sonne, die kapieren es nie.

Natürlich hat mein Gedicht einen echten Metrenfehler, den ich bereits beim Einstellen kannte und bewußt in Kauf genommen habe. Ich bin sogar dazu gestanden und habe ihn öffentlich eingeräumt.

Nun kann man sich - wie hier auch - die Frage stellen, ob das dann den ganzen Text versenkt oder nicht. Wer meine Wertung zu diesem Text liest, wird staunend feststellen, daß ich ihn mit "9" von "10" möglichen "Punkten" bewertet habe. Daraus wird klar, wie ich diesen Stockfehler hier einordne. Er ist da, man könnte ihn bereinigen, und das Gedicht ist selbst dann überragend, wenn man ihn stehen ließe.

Zusammengefaßt: Entweder kannst Du nicht lesen, oder es fehlen Dir entscheidende Register im Oberstübchen, um zu verstehen, daß zum Einen das Bessere der Feind des Guten ist und das zum anderen Handwerk und Gesamtschau eine Frage des Wägens sind. Wie ich immer wieder klar deutlich mache. Das Eine und das Andere sind eben verschieden.

Aber ohne jedes Handwerk ist das dichterische Mittelmaß nun einmal nur sehr schwer zu ertragen. Vor allem ist schwer zu ertragen, wenn das Festhalten am Unvermögen ein gewisses Grad an intransingenter Renitenz überschreitet. Die Frage, die sich für Dich immer sichtbarer stellt, ist, ob Du selbst jemals an das dichterische Mittelmaß mit ordentlichem Handwerk heranreichst. Ich versuche wenigstens das für mich irgendwann zu erreichen. Mit Deiner aktuellen Sicht der Dinge sehe ich da absolut schwarz.

Allerliebste Grüße

W.
 
hallo!

reime und ihre zählung sind nun wirklich nicht meine baustelle. daher möchte ich auch gar nicht auf deren sinn und/oder unsinn eingehen.
aber, walther, ich glaube, in diesem fall verrennst du dich ein wenig in die dreisilbigkeit.
lautschriftlich nämlich sähe croissant in etwa so aus: [krwa'sã]

lg C.
 

Walther

Mitglied
Lb. enemenetekel,

ich will meine Französischkenntnisse nicht überbewerten. "croître" ist in der Aussprache dreisilbig, und "croissant" auch. Das weiß ich definitiv.

Nun ist das hier auch gar nicht das Problem, wenn Du meine letzten Eintrag durchliest. Mir ist es eh ziemlich egal, was die Autorin aus meinem Hinweis macht. Der Text bleibt so oder so schlicht genial.

Nur wenn es beim Metrum nicht paßt, sollte man das klären dürfen, ohne gleich angeblafft und geschurigelt zu werden. Wir sind hier in einer Textbesserungsanstalt :D und nicht im Lobhudelproseccokaffeekränzchen mittelalterlicher Schickimickizicken. ;) Wobei mit Lob nicht gespart werden sollte, wenn es denn angebracht ist/wäre (hier ist's, und ich habe das verbal und bewertend nachhaltig genug geäußert).

Dies ist mein letzter Eintrag in dieser Sache in diesem Faden, egal was jetzt noch kommt. Versprochen. :)

Gruß W.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Walter

Deine Französischkenntnisse in Ehren, die meisten Deutschen sprechen das Blätterteighörnchen zweisilbig, mit der Betonung auf der zweiten Silbe aus. Das mag Dir gegen den Strich gehen, mir geht es auch gegen den Strich, wie manche Englisch aussprechen. Damit muß ich mich abfinden und ich fürchte Du Dich auch. Stockfehler ist also hier Auslegungssache.
Dann zu Deiner Vorliebe für die Metrik. Dagegen gibt es nichts vorzubringen, auch nicht, daß Du darauf hinweist. Aber der Ton macht die Musik. Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber ich mag nicht so gerne von oben herab angeblafft werden und einen Jägerzaun vor die Füße geschmissen bekommen. Was ich aber richtig gut fände wären konstruktive Vorschläge und ein freundlicher Ton dabei. ;-)

LG
Thylda
 

presque_rien

Mitglied
Hallo an alle,

huch, so viel Diskussion um so ein klitzekleines, versautes Gedicht? :D Das freut mich natürlich!! Ich möchte hier wirklich ausdrücklich betonen, dass ich über jede Kritik sehr dankbar bin, und kein Detail eines Gedichts zu klein ist, um es zu diskutieren. Und insbesondere Formalien diskutiere ich äußerst gerne, also, lieber Walther: Immer her mit der Kritik, ich weiß sie wirklich zu schätzen! (Genauso wie das Lob natürlich :)) Auch wenn ich mich in diesem Fall nicht unbedingt anschließe ;).

1. Wie das Wort Croissant im Französischen ausgesprochen wird, ist ja im Grunde völlig unerheblich. Sobald das Wort in die deutsche Standardsprache übernommen worden ist, ist es ein deutsches Wort und folgt nicht mehr den französischen Regeln. Immerhin wird es ja auch (anders als im Französischen) groß geschrieben, und (anders als im Französischen) wird im Plural das s am Ende ausgesprochen, usw. Ich spreche Croissant im Deutschen immer zweisilbig - hab mich heute bei einem deutschen Muttersprachler erkundigt, er tut's genauso. Es sind aber wahrscheinlich beide Varianten, die zweisilbige und die dreisilbige, möglich - zumal die Silbenanzahl ja sowieso sprachwissenschaftlich betrachtet nicht unbedingt ganz klar festzulegen ist.

2. Aber auch wenn man Croissant zweisilbig ausspricht, könnte man das Metrum beanstanden, denn S2Z1 ist kein sauberer Jambus - da gebe ich Walther Recht. Es ist nämlich theoretisch sinnvoller, ein Verb (ein Inhaltswort) wie tauch zu betonen, als ein Personalpronomen (ein Funktionswort) wie dein. Aber zumindest so wie ich das Gedicht lese, ist es von jeweils dreisilbigen kaum betonen "Leerläufen" durchsetzt, die das Metrum luftiger machen - was aber, glaub ich, bei den meisten jambischen Gedichten zutrifft. Z.B. würde ich den Vers
Des Laibes jedes Stückchen will ich streichen
so lesen:

xXxXxXxxxXx

oder sogar so:

xXxxxXxxxXx

Genauso würde ich
zwei harte Eier nehme ich als Preis
so lesen:

xXxXxXxxxX

Insofern passt
Tauch dein Croissant in meine Marmelade
in das Gedicht, denn ich würde den Vers so lesen:

xxxXxXxxxXx

Ich weiß, das ist jetzt nicht so richtig wissenschaftlich begründet, aber ich stelle mit der Zeit immer mehr fest, wie unterschiedlich Metren empfunden werden, sie sind, finde ich, gar keine so feste Größe, wie ich früher immer dachte. Also bleibe ich diesmal bei dem Vers, wie er jetzt ist :).

Nochmals großen Dank für alle Kommentare!

Lg, presque
 
D

Dominik Klama

Gast
Die Zeit reichte mir in den letzten Monaten nicht, Schritt zu halten mit allen Mails, die mich auf „Werke des Monats“ hinwiesen, und sie angemessen zu kommentieren. Bei diesem reizenden kleinen erotischen Gedicht, einem wahren Juwel in der Truhe der Leselupe, wäre es aber wirklich ein Fehler gewesen, nicht endlich im September das Werk vom Juli doch noch auszupacken. Man hätte was versäumt.

Meiner Ansicht nach könnte dieses Gedicht Bestand haben in solchen Blütenlesen der Weltliteratur aller Zeiten und Völker, die da Titel tragen wie „Erotische Lyrik und lose Lieder“ oder „Komm, zieh dich aus! Lyrische Hoch-Erotik“. Vor allem nimmt der Charme des Beiläufigen, des aus dem Alltäglichen Entwickelten und dieser augenzwinkernde Humor für sich ein.

Wie in der erotische Literatur - und der erotischen Lyrik allemal - schon oft üblich war, setzt Presque Rien die Mahlzeit als Metapher für den Liebesakt ein. Jeder erwähnte Gegenstand und die meisten Tätigkeitswörter haben neben ihrer alltäglichen Bedeutung auch noch eine erotische, die charmanterweise ziemlich leicht zu entschlüsseln ist und ziemlich unverblümt daher kommt. Eine Feier der Lebenslust. Vielleicht weil sie eine Russin ist, gelangt die Autorin zudem zu einer Spielerei mit den unterschiedlichen Bedeutungen fast gleich geschriebener Wörter. Der Leib des Mannes und beim Frühstück der Laib Brot. Das Streichen der Butter und das Streicheln des Körpers.

Dies begonnen, führt so ein Spiel mit Wörtern stracks in eine gewisse Zwangsläufigkeit, wie stimmig die Metaphern in ihrer Gesamtheit möglichst anfallen könnten. Croissant (Banane hätte sich gegen das zweisilbige Versmaß versündigt), Ofen, Butter, Äpfel, Marmelade... Stimmig im Kontext „Frühstück“ und stimmig im Kontext „Bett“. Aber beim Apfelsaft kommen mir gewisse Zweifel. Ist es nicht so, und wohl mit gewissem Grund, dass jener Teil des weiblichen Körpers gemeinhin eher mit Pflaumen als mit Äpfeln verglichen wird?

Die „Eier“ verstehen sich von selbst. Kommen mir aber ein wenig platt bzw. ordinär bzw. zotig vor in einem Sprachambiente, das so gediegen klassisch klingt wie „den Ofen macht’ ich heiß“. An dieser Stelle wäre es wohl praktischer, wenn wir Englisch sprechen und denken würden, dann gäbe es Nüsse zum Frühstück. Warum nicht auch mal diese kosten?

In eine Problemzone der Metaphorik, die Autorin weiß das ganz bestimmt, gerät das Wort „Stückchen“. Selbst vorgeschnittene Toast- oder Sandwichbrote haben eigentlich keine Stücke, Stückchen, sondern Scheiben. In welche Männerleiber aber nur in Horrorfilmen zerfallen. Weiß nicht, ob man hier noch was Genialeres hätte finden können. Na ja, sieht momentan nicht danach aus. („Ja, jeden Zoll des Laibes will ich streichen...“ Besser? Na ja, etwas altertümlich auf jeden Fall.)

Zur Zeichensetzung: Da im Gedicht Satzzeichen verwendet und gemäß den üblichen Regeln eingesetzt werden, müsste nach „schade“ ein Komma stehen.

Den Sinn der Doppelpunkte kann ich nicht erkennen. Es scheint jeweils nicht so, als wären die Sätze danach eine direkte Folge der Sätze davor. Und auch nicht deren nähere Erklärung. Deshalb würde ich statt der Doppelpunkte einfache Punkte verwenden.

Das Versmaß gerät ein wenig ins Straucheln in der ersten Zeile der zweiten Strophe. Der einsilbige Imperativ „tauch!“ trägt so viel Gewicht in sich, dass er eigentlich an der Stelle einer Hebung kommen müsste, gemäß dem Vermaß des Gedichtes wird er hier aber als unbetonte Silbe verwendet. Leider folgt kurz darauf dann noch das französische Wort „Croissant“, das, zumindest meinem Empfinden nach, eher nach zwei Hebungen als, wie hier erforderlich, in der ersten Silbe nach unbetonter, in der zweiten nach betonter Silbe zu klingen hat.

Mein persönlich größtes Problem mit dem Gedicht bilden die abschließenden beiden Zeilen. Freundlicherweise hat die Autorin beschlossen, dass sie nicht nur Aspekte eines Frühstücks und eines Beischlafes in kleinen Beobachtungen, Notizen und Metaphern zu reihen gedenkt, sondern dass sie uns am Ende auch mit einer Quintessenz, einer Summe aus dem Vorigen aufwarten kann. Nur leider verstehe ich diesen Satz auch nach wiederholtem Lesen nicht, der doch die „Lehre“ (blödes Wort) des ganzen Gedichts enthalten soll: Wenn das Vergehen außer Kraft ist, dann sind die Kräfte zu schade zum Gehen.

Was soll das sagen? Weggehen (von der Geliebten, dem Geliebten) benötigt Muskelkraft. Diese Kraft aufzuwenden, wäre Verschleuderung, wenn man kaum noch Kraft hat, da man sie zuvor benutzt hat, um im Liebesspiel zu vergehen. (???) Eine solche Bemerkung wäre doch etwas blöde, nicht wahr?

Nun könnte das „Vergehen“ auch den Sinn „Regelverstoß“ haben. Aber was heißt dann: Das Vergehen ist außer Kraft? Hat das was mit Gesetzen zu tun, die außer Kraft sind? Das, was eigentlich ein Vergehen wäre, ist hier bei uns, hier mit dir, kein Vergehen mehr... (Wobei dann zu fragen wäre, was heutzutage eigentlich noch Vergehen der Sinnlichkeit sind? Dass sie mit dem besten Freund ihres angetrauten Gatten ins Bett steigt? Echt? Nun gut, meinetwegen...) Aber was hat dann das Ganze mit irgendwelchem körperlichen Kraftaufwand zu tun?

Nun, die Sache könnte sich auch viel einfacher lösen, wenn mit dem Vergehen die Ichauflösung beim sexuellen Höhepunkt gemeint wäre. Findet desgleichen oft zu nächtlicher Stunde statt, so passt wunderbar, dass mit der anbrechenden Morgenstunde hier ein Frühstück eingenommen wird. Das Vergehen ist vergangen, ist außer Kraft. Und die Kräfte? Sind nicht mehr das, was sie vor dem Spätstück im Bett einst waren. Aber dann sind sie schwach geworden, nicht schade und nicht schal.

Verbrühend dampft zur Decke der Nespresso,
ist Vergehen unsrer Leiber Beidgericht.

Nun ja, besser ist das nicht. Aber weder bin ich Lyriker, noch nehme ich mir jetzt gerade die Zeit dafür, einer zu werden.
 



 
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