Frühstücken, lesen, schreiben

4,80 Stern(e) 6 Bewertungen

anbas

Mitglied
Frühstücken, lesen, schreiben*

Es ist der 14.04.2023 und ich sitze mal wieder im Café Westwind. Dieses befindet sich nur wenige Minuten Fußweg vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt im Stadtteil St. Georg. Eigentlich ist es mehr ein Bistro als ein Café. Doch das spielt für mich keine Rolle – das Café Westwind ist so etwas wie mein zweites Wohnzimmer.

Dies ist auch der Ort, an dem die meisten meiner Texte entstehen. In der Regel komme ich ein- bis zweimal pro Woche hierher. So ist es fast schon ein Ritual, dass ich freitags im Westwind den Beginn meines Wochenendes mit einem späten Frühstück einläute. Hin und wieder bin ich aber auch einfach so zum Essen hier oder treffe mich mit Freunden auf einen Kaffee.

Morgens habe ich nie wirklich Appetit. Daher gehe ich immer ohne Frühstück aus dem Haus. Somit ist in der Regel das Mittagessen meine erste Mahlzeit des Tages, und am Freitag, an dem ich immer nur halbtags arbeite, ist es eben das Frühstück. Mein Wochenende beginnt meistens irgendwann zwischen zwölf und vierzehn Uhr – je nachdem, wann ich Feierabend mache (oder müsste es "Feiermittag" heißen?). Von meiner Arbeitsstelle sind es etwa zehn Minuten Fahrzeit mit der U-Bahn bis zum Hauptbahnhof. Rechnet man noch den Fußweg und die Wartezeit auf die U-Bahn dazu, so brauche ich ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten von Tür zu Tür.
Aber auch am Samstag oder Sonntag komme ich gerne hin und wieder ins Café Westwind, und im Urlaub auch durchaus mal während der Woche. Meine Anfahrt von zu Hause dauert nur wenige Minuten länger als vom Büro und ist somit kein zusätzlicher Aufwand für mich.

Seit über siebzehn Jahren geht das schon so. Geraldine und Amir, die beiden Betreiber des Cafés, sowie diejenigen, die hier schon länger arbeiten, kennen mich und wissen, was ich normalerweise frühstücke. Mit "Wie immer?" oder noch knapper "Standard?" werde ich oft schon beim Betreten des Westwinds begrüßt. Falls ich mal etwas anderes essen will, muss ich das möglichst schnell sagen, am besten, sobald ich den ersten Fuß ins Café gesetzt habe, denn gelegentlich wird "mein" Frühstück auch schon mal ohne weitere Nachfrage sofort in Auftrag gegeben.
Auch in der Küche kennt man mich. Von der Speiseausgabe hat man einen guten Blick in einen Teil des Gastraums. Sobald ich im Café erblickt werde, beginnt man meistens sofort damit, das Frühstück für mich anzurichten. Doch das ist auch schon ein paarmal schief gegangen, wenn ich mir ausnahmsweise mal etwas anderes bestellt habe.

Gelegentlich, wenn ich das Westwind betrete, heißt es mit einem leichten Bedauern "Dein Platz ist leider besetzt". Doch da bin ich relativ flexibel. Ich habe zwar meinen Stammplatz – zwei kleine zusammengestellte Tische, die mit ein paar anderen in einem etwas abgetrennten Bereich des Cafés stehen, direkt neben der Treppe, die in den Keller führt – doch ist es für mich kein Weltuntergang, wenn diese mal besetzt sind. Der Ausweichplatz sollte aber nach Möglichkeit einer der Tische sein, die ebenfalls etwas separat stehen. Auch ist es für mich kein Problem, wenn im Café besonders viel los ist, so dass alle größeren Tische benötigt werden, und man mich bittet, auf einen der kleinen auszuweichen.

Neue Mitarbeiter werden schnell "angelernt", was meine "Standards" betrifft: Frühstück St. Georg, nach Möglichkeit mit Körnerbrötchen, einen Milchkaffee und dazu noch ein Glas Leitungswasser. Wenn die Küche mitbekommt, dass es sich um meine Bestellung handelt, liegen auch nur die Käsesorten auf dem Teller, die ich bevorzuge. Ich meine, sogar schon mal gehört zu haben, dass meine Bestellung mit "Frühstück Andreas" weitergegeben wurde.

Sobald ich sitze, hole ich die Tageszeitung hervor, die ich mir auf dem Weg zum Café gekauft habe. Meistens kommt das Frühstück bereits, nachdem ich die ersten ein bis zwei Seiten gelesen habe. Dann lege ich die Zeitung beiseite – essen und gleichzeitig lesen ist für mich ein No-Go. Erst nach dem Frühstück lese ich weiter und trinke dabei meinen Milchkaffee aus. Zum Abschluss mache ich dann noch das Kreuzworträtsel. Das alles ist für mich wie ein kleines Ritual. Da meine Tageszeitung demnächst nur noch am Wochenende im Papierformat erscheinen wird, werde ich dieses bei Café-Besuchen in der Woche etwas abwandeln müssen.

Erst nachdem ich mit dem Kreuzworträtzel fertig bin hole ich meinen Schreibblock aus dem Rucksack (Din A 5, kleinkariertes Papier) sowie einen Kugelschreiber und oft auch mein Reimlexikon.
Die ersten Entwürfe eines Textes schreibe ich fast immer per Hand. Erst, wenn ich ihn zum ersten Mal überarbeite, tippe ich ihn ab. Auch dies geschieht oft hier im Westwind. Vor Jahren habe ich mir dafür extra ein Netbook angeschafft. Es ist klein genug, um es locker in meinem City-Rucksack zu verstauen. Nur selten schreibe ich einen Text direkt am Netbook oder zu Hause am PC.
Die weiteren Überarbeitungen mache ich dann allerding lieber zu Hause (so geschehen bei diesem Text am 27.04.2023, 01.05.2023, 20.05.2023, 14.06.2023, 17.06.2023, 02.07.2023, 16.07.2023, 15.10.2023, 08.12.2023, 12.01.2024, 22.01.2024, 23.01.2024, 26.01.2024, 14.02.2024 und 20.02.2024). Ich lese mir hierbei nämlich die Texte meistens laut vor – und das würde im Café wohl eher nicht so gut ankommen. Insgesamt überarbeite ich meine Werke sehr oft, bevor ich sie veröffentliche. Zehn oder mehr Überarbeitungen sind keine Seltenheit. Ich speichere mir jede Version ab, so dass ich gegebenenfalls auf frühere Formulierungen oder zunächst gestrichene Passagen wieder zurückgreifen kann. Zwischen den Bearbeitungen liegen Tage, Wochen aber durchaus auch Monate. Einige Texte bleiben sogar über Jahre liegen, bis ich sie wieder in die Hand nehme. Mit etwas Abstand fallen mir immer wieder neue Punkte auf, die ich ändern oder ergänzen möchte. Es gibt aber auch Texte, die ich zwanzigmal und häufiger bearbeite. Hier liegt der "Rekord" bei einem sehr langen Gedicht, an dem ich – mit zum Teil größeren Unterbrechungen – seit April 2021 sitze. Insgesamt 58-mal wurde bisher an ihm etwas von mir geändert (Streichungen, Umformulierungen, neue Gedanken eingebaut usw.) – mal sehen, ob ich irgendwann den Punkt erreiche, an dem ich mit ihm so zufrieden bin, dass ich es veröffentliche.
Das Überarbeiten der Texte oder, wie ich es manchmal nenne, "das Basteln" an den Texten macht mir genauso viel Spaß wie das Schreiben an sich. Das gilt allerdings eher für Gedichte und kurze Geschichten. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, weshalb ich bisher noch keinen Roman geschrieben habe. Allerdings muss ich aufpassen, dass ich mich in dem häufigen Überarbeiten nicht verliere und es allzu sehr ausartet, so dass die Texte gar nicht fertig werden – 58mal ein Gedicht überarbeiten ist schon sehr krass. Doch meistens kommt irgendwann der Punkt, an dem es mir gelingt, mich vom Überarbeiten loszureißen und ich mein "neues Baby" der Welt präsentiere.

Ich packe also nach dem Frühstück, der Zeitungslektüre und dem Kreuzworträtsel meine Schreibutensilien aus. Wie es dann weitergeht, ist recht unterschiedlich.
Es kann durchaus sein, dass ich bereits mit der Idee für eine Geschichte oder einem Gedicht zum Frühstück gefahren bin, die ich nun zu Papier bringe. Manchmal handelt es sich auch nur um eine erste Formulierung, ein bestimmtes Wort oder einen einfachen Reim, die mir in der letzten Zeit ein- oder zugefallen sind und nun quasi die Basis bilden, um daraus einen Text entstehen zu lassen. Dann ergießen sich meine Gedanken regelrecht aufs Papier, was manchmal den Nachteil hat, dass ich besonders schnell schreibe – und dadurch noch unsauberer, so dass ich später Probleme haben kann, meine eigene Schrift zu entziffern.
Oft kommt es aber auch vor, dass ich vor dem leeren Blatt Papier sitze und Löcher in die Luft starre. Dann kreisen meine Gedanken. Ich gehe verschiedene Lyrikformen durch, schaue, ob mir irgendwelche Reime einfallen, auf die sich ein Gedicht aufbauen lässt, oder überlege, ob ich in der letzten Zeit etwas erlebt, gelesen oder gehört habe, das sich in eine Geschichte oder ein Gedicht umsetzen lässt. Ist das der Fall, kann ich mich regelrecht in einen Rausch schreiben, so dass ich alles um mich herum ausblende.
Grundsätzlich gilt für mich, dass zunächst jede Idee es wert ist, aufgeschrieben zu werden. Was später daraus wird, ob ich den Text veröffentliche oder in der Schublade lasse, ist eine ganz andere Frage. Doch diese stellt sich nicht, wenn ich gerade damit beginne, etwas aufzuschreiben.
Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass mir absolut nichts einfällt, ich meine Sachen packe und gehe. Das ist in der Regel für mich auch in Ordnung – man muss lernen, mit kreativen Flauten umzugehen. Doch es gibt Tage, an denen dies höchst unbefriedigend ist. In solchen Situationen habe ich nämlich das Gefühl, dass da eine Idee, ein Gedanke oder etwas anderes in mir steckt, das raus möchte, doch ich den Zugang nicht finde. Dann brodelt es manchmal regelrecht in mir. Wenn dann der Knoten einige Zeit später doch noch platzt, ist das wie eine Befreiung – geschieht dies nicht, fühlt es sich ziemlich mies an.

An manchen Tagen nehme ich mir von vornherein vor, die neu geschriebenen Texte aus dem Schreibblock abzutippen. Nur dann nehme ich auch mein Netbook mit ins Café. Es war übrigens der 23.04.2023, an dem ich diesen Text abschrieb.
Hin und wieder krame ich auch ganz alte Entwürfe oder Textideen aus, um sie weiter zu bearbeiten. Für diese Texte, die oft eher noch Fragmente sind, habe ich einen großen Ordner angelegt sowie ein kleines Ringbuch, das sich leichter mitnehmen lässt. Ich habe aber auch schon Texte hervorgeholt, die ich als Jugendlicher oder junger Erwachsener geschrieben habe, und die aus meiner Sicht das Potential hatten, richtig gut zu werden, wenn ich sie mit meinem heutigen Wissen und Können komplett überarbeite.

Grundsätzlich gehe ich höchst ungerne ohne Schreibmaterial aus dem Haus. Daher ist in jedem meiner Rucksäcke, die ich regelmäßig nutze, ein Schreibblock deponiert. Ich habe also immer mehrere Schreibblöcke im Einsatz. Die eine oder andere Idee wurde auch schon mal unterwegs in der U-Bahn notiert.

Die Zeit, die ich im Café Westwind verbringe, kann sehr unterschiedlich lang sein. Selten gehe ich schon nach eineinhalb oder zwei Stunden. Oft bleibe ich deutlich länger und bestelle mir zwischendurch noch mal was zum Trinken. Die längste Zeit, die ich dort gesessen und geschrieben habe, müsste bei etwa acht Stunden liegen. Daher an dieser Stelle auch ein dickes "Dankeschön" an das Team vom Café Westwind, dass ich meistens so lange bleiben darf – immerhin blockiere ich an manchen Tagen den Tisch, an dem man sonst weiteren Umsatz machen könnte. Manchmal muss ich allerdings unfreiwillig abbrechen, weil der Akku meines Netbooks leer ist (auch jetzt beim Abschreiben dieses Textes "droht" die Anzeige – ich habe vergessen, ihn zu Hause aufzuladen). Leider gibt es hier keine Steckdosen, an denen ich sonst das Netzteil anschließen könnte.

Die Geräuschkulisse im Café stört mich meistens nicht, so lange sie halbwegs gleichbleibend ist. Schwieriger wird es, wenn Gäste da sind, die sich laut unterhalten, herumalbern oder irgendwelche Filmchen (natürlich mit Ton) auf dem Smartphone ansehen. Manchmal reicht auch schon ein einzelner Gast, mit einer sehr lauten oder durchdringenden Stimme, um meine Konzentration und Kreativität auszubremsen. Und auch Kinder können mich in die Blockade treiben – egal ob sie einfach quietschfidel gut drauf sind, oder permanent herumquaken. All diese Laute, die aus der gewohnten Geräuschkulisse herausklingen, stören mich dann schon. Aber "meckern gilt nicht" – schließlich befinde ich mich dann eben doch nicht in meinem Wohnzimmer.
"Na, gibst du auf?" hat mich Amir hin und wieder schon mal mit leichtem Grinsen gefragt, wenn ich mich bei einer solchen Geräuschkulisse zum Gehen entschlossen hatte.

Heute aber neigt sich nun mein Schreibfluss dem Ende zu. In ein paar Wochen oder Tagen werde ich diesen Text das erste Mal abtippen. Höchstwahrscheinlich im Café Westwind an einem Freitagnachmittag oder einem anderen Tag am Wochenende zur späten Mittagszeit.

Hey! Tschakka, der Akku hat durchgehalten …




*Zu diesem Text hat mich der Beitrag "Schreibabende" von Revilo inspiriert.
 
G

Gelöschtes Mitglied 27550

Gast
So handhaben ich es, lieber anbas, ebenso....nur nicht in Deiner Konsequenz und Professionalität...
herzlichst Sue
 

anbas

Mitglied
Hallo Sue,

vielen Dank für Deine Rückmeldung und die Sterne.

Ob das wirklich professionell ist oder eher extrem kleinkariert und umständlich lasse ich mal so stehen ;).
Schreibst Du auch außerhalb Deiner vier Wände?



Hallo fee,

Danke für Deine Wertung!



Liebe Grüße an Euch beide

Andreas
 

petrasmiles

Mitglied
Ich finde diese Vielfalt an Autorengewohnheiten faszinierend.
In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nicht hingesetzt und auf ein Blatt Papier (oder worauf auch immer) gestarrt und auf die Inspiration gewartet. Ganz offensichtlich hat das Schreiben für mich einen ganz anderen Stellenwert als für Dich, Anbas. Ich habe überhaupt keine Routine, was mich denken lässt, dass es mir eigentlich gar keinen 'Spaß' macht wie ein Hobby, dass man so zelebriert wie Du (und sicher viele andere).

Aber seit ich einen Kalender im Moleskine Format mit extra viel Notizenplatz hinten habe (sündhaft teuer), finden öfter Gedanken ihren Weg, weil ich den Kalender und einen dünnen Bleistift stets zur Hand habe. Meist materialisiert sich dann eine empfundene Situation in ein paar Zeilen. Ich hatte mir in den vergangenen Jahrzehnten schon diverse Büchlein als Ideenspeicher beschafft und mit mir herumgetragen, aber das hat nicht wirklich funktioniert. Ich habe erst im Laufe der Jahre gemerkt, dass ich unordentliche Handtaschen hasse - bei mir muss alles seinen Platz haben und sichtbar sein. Aber früher habe ich so runde Beutel gehabt, und wenn da was 'unten' war, dann war es 'weg' - aus dem Bewusstsein verschwunden. Ich habe kleine dicke Büchlein und dünne Oktavheftchen gehabt, kleine Ringbücher versucht, alles wieder aufgegeben. Aber dieser Kalender jetzt mit einer Schlaufe und dem Bleistift daran, das ist wie ein geladener Revolver.

:) Ohne Deinen Text hätte ich mir darüber nie Gedanken gemacht (oder mein Handtaschenbekenntnis gemacht, wodurch ich selbst davon erfuhr :))

Liebe Grüße
Petra
 

anbas

Mitglied
Ist es nicht herrlich, wie unterschiedlich wir Menschen sind? Beim Lesen Deiner Zeilen, für die ich mich herzlich bedanke, fiel mir eine Übung ein, die ich im Rahmen eines Zusatzstudiums gemacht habe (Kultur- und Bildungsmanagement (habe allerdings nie den Abschluss gemacht)). Es ging um Methoden, im Rahmen von Projektarbeiten. Unter anderem ging es darum, Arbeitsbedingungen zu schaffen, bei denen sich jede*r wohl fühlte. Aufgabe war, aus einer Kiste mit Krimskrams ein neues Spiel zu entwickeln. Während eine Teilnehmerin unserer Gruppe sogleich den ganzen Inhalt der Kiste auf den auskippte, da sie das kreative Chaos brauchte, gehörte ich zu der "Fraktion", die den Bereich des eigenen Arbeitsplatzes möglichst übersichtlich und geordnet gestaltete (ich bin sonst nicht unbedingt sehr ordentlich). Wir haben das gut hinbekommen und unsere unterschieldichen Vorgehensweisen abstimmen können. Das Ergebnis war ganz beachtlich.

So, wie ich mit meinen Schreibblöcken herumlaufe, hast Du für Dich den Kalender gefunden.

Da ich auch Lieder schreibe und mir - ohne besondere Notenkenntnisse - auch die Melodien dazu ausdenke, hatte ich früher oft ein Diktiergerät dabei. Jetzt ist es die Aufnahmefunktion meines Handys. Ab und zu singe ich dann eine Melodie oder auch ein paar Zeilen - also Melodie mit Text - ins Gerät. Das geschieht allerdings nicht so oft - meistens entsteht die Musik zu Hause, wenn ich mit meier Gitarre am Schreibtisch sitze. Dort kann ich dann gleich die Akkorde zum Lied aufschreiben. Bisher sind so über 130 Lieder entstanden (mit seeehr unterschiedlicher Qualität ;)). Langsam muss ich aber damit anfangen, die fertigen Stücke aufzunehmen. Die eine oder andere Melodie gerät nämlich langsam in Vergessenheit.

Also schreiben wir weiter - wie auch immer :)

Liebe Grüße

Andreas
 

John Wein

Mitglied
Hallo mein Freund,

Ich fand diesen Text interessant und kurzweilig geschrieben. Wie sich die Dinge manchmal gleichen. Inspiration, die passende Gelegenheit und die Zeit müssen Eins sein, um eine Geschichte zum Klingen zu bringen. Das Werkzeug und die Umstände können verschieden sein, aber im Kopf spukt ein Schauspiel, ein Abenteuer, eine Handlung usw. und will aufgeschrieben sein.

Mir geht es ähnlich wie Dir, dass eine Geschichte über Wochen und Monate wie eine unreife Frucht in meinen Schreibordner auf dem PC gelagert ist, bevor sie reif in den Orkus geklickt wird, und auch ich feile immer wieder an Passagen, Worten und Formulierungen und ich schreibe um.

Meine beste Zeit der Inspiration kommt meistens nachts auf leisen Sohlen daher, wenn ich aufwache. Dann spuken allerlei Geschichten im Kopf, die ich morgens nicht mehr in den entsprechenden Formulierungen so gelungen wiederempfinde. Abe die Idee bleibt natürlich und dann wird es Arbeit.

Meinen Pilgertagebuch Eintragungen habe ich zuletzt immer ins Handy gesprochen, das ist ein sehr bequemes und spontanes Medium zur Bewahrung der eigenen Gedanken. Zuhause habe ich sie später in die lesbare Form gegossen.

Wie gesagt, ich kenne mich auch in diesem Text wieder.

An deinem Tagebucheintrag erkennt man Lust und Leidenschaft zum Schreiben, Erzählen und Formulieren.

Gruß, John
 

anbas

Mitglied
Hallo John,

Danke für Deine Rückmeldung.

Ich freue mich, dass Dich dieser Text erreicht hat. Umgekehrt erkenne ich mich wieder, wenn Du schreibst, dass Du in der Nacht die meiste Inspiration erhältst. Bevor ich das Café Westwind für mich entdeckte, habe ich auch viel nachts geschrieben. Es ist dann eine besondere Stimmung (Es gibt eine Kurzgeschichte von mir, in welcher einer der beiden Protagonisten ein Schriftsteller ist, der vor allem nachts schreibt), die wirklich inspirierend sein kann - vorausgesetzt, dass man ein Nachtmensch ist :).

Liebe Grüße

Andreas



@Otto,

vielen Dank für Deine Sterne!

Liebe Grüße auch an Dich

Andreas
 

Lokterus

Mitglied
Ich wünsche eine schöne Nacht, anbas.

Seit über siebzehn Jahren. Ich kann mir einen derart langen Zeitraum der Beständigkeit nicht einmal vorstellen. Es ist schön, an deiner Routine teilzuhaben. Sie erdet. Sie bremst. Alle meine Welten finden zumindest kurz ihren Fixpunkt, um den sie kreisen können, während ich deine Zeilen lese. Kannst du es dir vorstellen, Therapiestunden zu geben? ^^

Texte über Jahre liegen lassen. Kommt mir bekannt vor. Du hast nämlich absolut Recht: Jede Idee ist es Wert, aufgeschrieben zu werden. Besonders witzig wird es dann, wenn du nach einigen Jahren mit der Idee so rein gar nichts mehr anfangen kannst, weil sich dein Weltbild komplett geändert hat und du eine Idee als eine völlig andere Persönlichkeit zu begreifen lernst.

Kommen wir besser zurück zu deinem Text. Meine Mum wohnt in Rotenburg Wümme. Bei meinem nächsten Besuch werde ich einen Abstecher nach Hamburg machen. Ich finde das Café Westwind und bestelle mir das Andreas Frühstück. Urlaub von der eigenen Realität in der Realität eines anderen Menschen.

Vielleicht schreibe ich auch etwas. Ungewohnt in der Öffentlichkeit und analog. Aber es könnte mir wirklich guttun.
loki
 
G

Gelöschtes Mitglied 27550

Gast
Lieber Anbas, Deine Antwort an mich hatte ich tatsächlich übersehen...dank Loki bin ich noch mal in Deinen Text gegangen...
Ja, ich besuche jeden Tag auf der Rüttenscheider Strasse (Szene-Meile) das selbe Kaffee...das Mamamia....dort treffe ich immer bekannte Leute und wir diskutieren und lachen viel....und ich trage grundsätzlich einen Block und Stift bei mir, um meine neuesten Gedanken niederzuschreiben....dieses Ritual ist für mich immens wichtig und erdet mich....
Ja, ich fühle mich immer noch entwurzelt, da meine Familie in den USA lebt, mein Vater Ungar ist, und meine Brüder Österreicher....und deshalb sind gewohnte Wege für mich unerlässlich und lebensnotwendig....
Herzlichst Sue
 

Dimpfelmoser

Mitglied
Lieber Andreas,

das ist ein sehr schöner und auch inspirierender Einblick in Deine Kreativroutine, die mich durchaus etwas neidisch macht (was vor allem an meinem Zeitmanagement liegt). Ich finde es auch spannend, von den Erfahrungen und Routinen (oder eben gerade Nicht-Routinen) anderer zu lesen. Seit ich dieses Hobby, was es für mich ist, wiederentdeckt habe, landen Ideen, Gedanken, Eindrücke bei mir, wann immer sie gerade auftauchen, im digitalen Notizbuch (sprich: Smartphone), und manchmal, in der Bahn, wenn ich imstande bin, mein Umfeld auszublenden, oder gelegentlich an stilleren Abenden, entstehen daraus dann kürzere oder längere Texte. Aber was ich hier so lese … ich muss mir unbedingt mal ein Notizbuch (ohne Kalender, damit komme ich ohnehin nicht klar) zulegen, und ein gutes Schreibgerät (weg von den billigen Werbe-Kulis).

Liebe Grüße
Dimpfelmoser
 

anbas

Mitglied
Ihr Lieben,

es wird höchste Zeit, dass ich hier mal antworte. Derzeit war und ist bei mir einfach extrem viel los, so dass manches eben liegenbleibt.

Vorab Folgendes: Ich bin extrem positv überrascht, wie gut dieser Text hier ankommt. Darüber freue ich mich sehr.



@ loki

Schön, dass Dir der Text gefällt.

Grundsätzlich mag ich Routine. Sie birgt aber die Gefahr, unflexibel zu werden, und sich Änderungen zu verschließen oder sich sehr schwer mit ihnen zu tun.

Die Idee, dass Du mal im Westwind vorbeischaust und dort schreibst, gefällt mir.
Urlaub von der eigenen Realität in der Realität eines anderen Menschen
Eine schöne Formulierung. - Vielleicht sehen wir uns, und unsere Realitäten begegnen sich ;).



@Sue

Danke für Deinen Nachtrag. Für mich ist es ebenfalls wichtig, solche Orte zu haben.



@Dimpfelmoser

Ich finde es auch sehr spannend, wie unterschiedlich wir Schreibende vorgehen. Mich würde es natürlich freuen, wenn Dich dieser Text dazu inspiriert, Deine Vorgehensweise beim Schreiben zu ändern bzw. aus- oder umzubauen ;).



@Oliver

Ehre, wem Ähre gebührt - oder so ähnlich ;)



Vielen lieben Dank für Eure Rückmeldungen und den hinzugekommenen Sternenregen.



Liebe Grüße

Andreas
 



 
Oben Unten