Für alles einen Coach

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Hagen

Mitglied
„In erste Stunde von unsere Lehrgang ‚Französische Küchee‘ wir lernen wie zu machen ‘eisses Wassäh!“
Also sprach der angeblich französische Koch unseres Lehrgangs, und einige Absolventen taten sich tatsächlich schwer ‘zu machen ‘eisses Wassäh‘!
Die französische Küche galt seit der frühen Neuzeit als einflussreichste Landesküche Europas und prägte den Kochstil des gesamten europäischen Adels. Das wollte ich auch, und ich dachte natürlich an Baeckeoffe, oder Charolais-Rinder und Bresse-Hühner mit Weinsaucen. Oder neben Weinbergschnecken viele spezielle Fleisch-, Geflügel- und Fischgerichte, wie zum Beispiel die berühmte Bouillabaisse, Foie gras mit Aspik oder Cassoulet.
Doch was wir gerade noch schafften, war eine ordinäre Zwiebelsuppe, weil wir mindestens eine Stunde damit verschwendeten, zu lernen ‘wie zu machen eisses Wassäh.
Mein Gott!
Ich entsinne mich noch unserer legendären ‘Pfannkuchenfeste‘, bei denen jeder irgendwelche Ingredienzien für besagte Pfannkuchen mitbrachte und dann wurde gebacken, was das Zeug hielt. Buchweizenpfannkuchen mit Speck und Sirup zum Beispiel, oder Berliner Pfannkuchen, ein Fettgebäck, ähnlich den Krapfen. War geil, die Nummer, und seltsamerweise konnte jeder irgendeinen Pfannkuchen ganz besonders lecker zubereiten. Es war einfach so, niemand hatte dran gedacht, sowas nicht zu können. Pfannkuchen backen kann schließlich jeder.
Aus, vorbei die Zeit, kommt nicht mehr wieder, denn heute kann das kaum noch jemand, geschweige denn irgendetwas anderes.
„Hat mir noch keiner gezeigt!“, oder sinngemäß so ähnlich, ohne rot zu werden, denn heutzutage hat man für alles einen Coach. Ich habe neulich mal im Fernsehen gesehen, das es sogar zum Zähneputzen einen Coach gibt, ohne Flax!
Ich habe auch ohne Schwimmmeister schwimmen gelernt, mein Vater hat mich ins Wasser geworfen und meinte, ich sollte schwimmen. Hat auch gut geklappt, der Crash-Kurs, eine Woche später hatte ich meinen Freischwimmer.
Da wir gerade dabei sind: Ich habe einmal als kleiner Junge zugeguckt, wie mein Opa einen Hering auseinandergebaut hat, seit dem durfte ich das immer machen und wehe, es war noch eine Gräte drin. Meine Schwester konnte das auch nicht; - wohl aber überreagieren wenn da noch eine winzige Gräte drin war. Es folgte ein gnadenloser Vortrag von meiner Oma, dass man ersticken kann, wenn eine Gräte in die Luftröhre gelangt. Oder zu viel des guten Fleisches wurde verschwendet, das wurde kontrolliert!
Ich kann das noch heute, obwohl es Jahrzehnte verschüttet war. Meine Frau, die sehr gut kochen kann, schlackert mit den Ohren, wenn ich mich mit Musik, guter, alter Rockabilly, und einem Bier hinsetze und hingebungsvoll eine geräucherte Forelle oder einen Bückling entgräte. Das ist einfach, man muss sich nur die Funktion eines Fisches klar machen. Schmeckt auch besser.
Aber meine Exfreundin, sie ist heute Lehrerin, hat mich mal allen Ernstes gefragt, wo ich gelernt hätte, halbe Hähnchen ordentlich ‘abzufleischen‘, als wir mal solche gegessen haben.
?
Die gleiche Freundin hat mich auch mal zu einem ‘Cluburlaub‘ überredet, lag damals voll im Trend und sie hechelte jedem Trend hinterher.
Als wir da waren, schrie sie sofort nach einem Animateur, während ich mich mit einem Buch, der ‘Zauberberg‘, glaube ich, oder waren es die ‘Buddenbrocks‘?, egal, und einem Bier in den Schatten legte und endlich mal das tun wollte, wozu ich sonst nie kam und wahnsinnige Lust verspürte; - in Ruhe ein dickes Buch lesen.
Das war ein typischer Fall von ‘Denkste‘, denn da kam dieser Maitre de Plaisir entlang und meinte, ich sollte doch zum Lehrgang Beachvolleyball kommen, oder unter Anleitung lernen, Strandburgen zu bauen. Ich sagte ihm, dass er mir einen großen Gefallen tun würde, wenn er mir noch ein Bier brächte. Aber dafür, so meinte er, sei er nicht zuständig, und weiterhin, ob ich einen Trainer zum Joggen brauchte. Das ging noch eine ganze Weile so weiter, bis ich ihm eine Tracht Prügel, die ohne jeden Lehrgang, androhte, wenn er mich nicht in Ruhe ließe. Er ließ nicht locker, erst als ich ihm einen Kuss unter Freunden anbot, einen Liverpool-Kiss, ließ er mich endlich in Frieden. Meine Freundin, die heute Lehrerin ist, auch; - für immer.
Lieber lernte sie unter Anleitung Sandburgen bauen. Sollte sie!
Naja, irgendwann fand ich mich sogar selbst in der Rolle des ‘Beraters‘ wieder, als meine Exfrau und ich noch einen Esoterikladen betrieben haben. Ich beschäftigte mich mit ätherischen Ölen, besonders interessierte mich warum die so wirken, wie sie wirken. Aber das interessierte sonst keine Sau, meine Ex meinte nur bei jeder sich bietenden Gelegenheit: „Ich hole Ihnen mal eben unseren Duftberater.“
Duftberater!
Das muss man sich mal vorstellen, es kamen wirklich Frauen und Schwule - das ist natürlich nicht abwertend gemeint, aber es stimmt - die über Düfte beraten werden wollten!
Ich habe dann mal aus Spaß ein Seminar über ‘Zigaretten selber drehen‘ angeboten, und da kamen tatsächlich welche angedackelt, ohne Flax!
Oder die Sache mit dem Obstteller, den ich meiner Frau öfter mal mache, so richtig hübsch dekoriert. Ist eigentlich Weiberkram, aber wir frühstücken nun mal gerne kultiviert.
Als unsere liebe Frau Kastner das mal sah, wollte sie gleich wissen, wo ich so schön dekorieren gelernt hatte. Naja, sie hat mal im Supermarkt an der Käsetheke gearbeitet und prahlt immer noch rum, einen ‘Lehrgang im Käseschneiden‘ durchlaufen zu haben...
Und dann war da noch die Sache mit der Einliegerwohnung.
Ein Freund von mir hat eine Solche in seinem Haus und seine Tochter war ausgezogen, nach Gummersbach, glaube ich, der Liebe wegen. Leer stehen lassen wollte er das Ding nicht und sich Mieter nicht antun, aber renoviert werden musste, so richtig mit neues Laminat legen und so. Das haben wir mal eben erledigt, drei Mann, drei Kästen Bier, drei Wochenenden, hat sogar Spaß gemacht.
Seine Frau war ganz erstaunt, weil wir das alles ohne Lehrgänge absolviert haben, aber wir haben!
Und dann wollte seine Frau einen Innenarchitekten beauftragen, um aus der ehemaligen Heimstätte seiner Tochter eine Tanzdiele zu machen, so richtig niveauvoll. Das ging natürlich gar nicht, das Geld haben wir gespart und die Investition in die Finanzierung einer Juke-Box gesteckt. War geil, eine echte Rock-Ola Capri II! 49 years old and still going strong, das hat doch was!
Die Hausbar folgte, Tischchen und Stühlchen im Duktus der sechziger, mit ‘Blubberlampen‘, Bildern von Heinz Ehrhardt und psychedelischen Tapeten. Die Frau meines Freundes ist nicht von ihrer Meinung abzubringen, dass wir doch heimlich eine Innenarchitektin beauftragt haben, denn ‘sowas können Männer nicht‘!
Sie traut uns eben nix zu!
Er lässt sie in dem Glauben, weil die Sache ansonsten ausgesprochener Mist gewesen wäre. Frauen sind nun mal so, ein Vorurteil, das leider immer wieder bestätigt wird.
Nur mit dem Tanzen tue ich mich etwas schwer, meine Frau hatte mir Tango beigebracht, aber das reicht auch, denn für die Standardtänze brauche ich doch einen Lehrgang.
 
Hallo Hagen!
Man könnte dir stundenlang zuhören!
Und schreiben kannst du auch, einfach so?
Oder hattest du einen Lehrgang?
Ich stelle mir das so vor: ein bisschen geile Mucke, ein Bier und ab geht die Luzie...
 

Hagen

Mitglied
Hallo Mama Miracoli,
danke für die Beschäftigung mit meinem Text und die gute Bewertung.
Wie Du unschwer aus meinem Profil entnehmen kannst, lehne ich jede Art von Kursen ab. Man wird dort nur verbildet und verliert jede Art von Spontanität. (Möglicherweise der Grund, weshalb meine Romane selbst von der Leselupe abgelehnt werden)
Trotzdem steckt in dem Ding noch jede Menge Recherche, denn ich konnte mich zum Teufel nochmal nicht an die Charolais-Rinder erinnern, weil es schon zu lange zurück lag.
Dann war da noch die Sache mit der genauen Bezeichnung der Juke-Box, und meines Freundes Tochter ist auch nicht nach Gummersbach sondern nach Drensteinfurt gezogen. Ich hoffe, Du siehst mir das nach.
Ach ja, ich glaube, ich habe Duke Ellington beim Schreiben gehört, take five und so, ach, das war ja Dave Brubeck, den auch, Du weist sicher Bescheid, aber die Biermarke, die ich beim Schreiben verzehrt habe, verrate ich nicht, wegen Schleichwerbung, aber als Lokalpatriot, der ich bin, kannst Du es Dir sicher vorstellen.

Viele Grüße aus Bremen
Yours Hagen
__________________
Wenn etwas schief gehen kann, dann geht es auch schief!
Egal was schief geht, tue so als wäre es Absicht.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das muss man sich mal vorstellen, es kamen wirklich Frauen und Schwule - das ist natürlich nicht abwertend gemeint, aber es stimmt - die über Düfte beraten werden wollten!
Natürlich ist das nicht abwertend gemeint, vor allem nicht, Frauen und Schwule in einem Atemzug zu nennen. Schließlich verstehen sich diese beiden "Gruppen" besonders gut.
:)

Ich brauche auf jeden Fall keinen Coach, um Deinen Text zu verstehen. Allerdings würde ich "Flachs" schreiben. Aber meistens bist Du ja beratungsresistent.

Amüsierte Grüße, Doc
 

Hagen

Mitglied
Hallo Doc,

Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar. Gottseidank hast Du das Ding nicht als ‘Frauenfeindlich‘ eingestuft.

Das Ding mit dem Flax habe ich mit Absicht so geschrieben, denn es handelt sich um einen
1. pädagogischen Kniff, weil ich so feststellen kann, ob Du den Text wirklich gelesen hast. Hat funktioniert. Und
2. Flachs oder Gemeiner Lein, ist laut der Heiligen Schrift, die da heißt Wikipedia, Gemeiner Lein (Linum usitatissimum), auch Saat-Lein oder Flachs genannt, ist eine alte Kulturpflanze, die zur Faser- (Faserlein) und zur Ölgewinnung (Öllein, Leinsamen, Leinöl) angebaut wird. Er ist eine Art aus der Gattung Lein (Linum) in der Familie der Leingewächse (Linaceae) und die einzige Lein-Art, deren Anbau eine wirtschaftliche Bedeutung hat. Es gibt mehrere Convarietäten sowie etliche Sorten. In der Praxis wird nach der Hauptverwendung Faserlein und Öllein unterschieden.
Das Artepitheton usitatissimum bedeutet in Latein sehr nützlich und bezieht sich auf die vielfältige Verwendbarkeit. „Flachs“ leitet sich von „flechten“ ab und bezieht sich auf die Verarbeitung… usw.

Du siehst also, das hat mit meinem ‘Artikel‘ überhaupt nichts zu tun. Aus diesem Grund und weil es sich so schön in diesem Zusammenhang anhört, habe ich das Wort 'Flax' so gewählt, wie ich es geschrieben habe. Ich hoffe, Du hast es so verstanden, wie es gemeint war.

Nun denn, küss die Hand, gnädige Frau
Yours Hagen

______________
nichts endet wie geplant!
 
Hallo Hagen!

Das Typen wie du Thomas Mann lesen, weil sie sich damit brüsten wollen, auch mal ein dickes Buch gelesen zu haben, habe ich tatsächlich schon erlebt.
Was ich mich frage: Gibt es 'Charolais- Rinder' überhaupt???
Ich jedenfalls habe noch nie was von ihnen gehört.
Und wenn doch, stehen die Dinger wahrscheinlich streng unter Naturschutz und gehören auf keinen Fall in die Pfanne gehauen...
Muß ich das jetzt wirklich googeln?
Haust du dich mit diesem Text vielleicht doch auch ein bisschen selbst in die Pfanne?
Dann wäre ich ja drauf reingefallen....
 

Hagen

Mitglied
Hallo Mama Miracoli,

da Du offensichtlich zu faul zum googeln bist, habe ich das mal für Dich erledigt:
Charolais (frz. race charolaise) ist eine französische Rinderrasse. Sie wird überwiegend zur Fleischproduktion und insbesondere zur Kreuzung mit anderen Rassen eingesetzt. Ihren Namen hat die Rasse von der Umgebung von Charolles, dem Charolais.

Aussehen
Charolais-Rinder sind einfarbig weiß bis cremefarben, ohne Pigmentflecken. Das Flotzmaul, Horn und Klauen sind hell.

Wuchs, Größe und Gewicht
Der Wuchs ist großrahmig, der Rahmen ist breit, tief und lang; die Muskulatur ist stark ausgeprägt; die Tiere sind spätreif und weisen eine geringe Neigung zur Fettbildung auf.

Maße und Gewichte: Kühe Bullen Kühe Bullen

Lebendgewicht 735 kg 1140 kg Brusttiefe 73 cm 83 cm
Widerristhöhe 132 cm 142 cm Hüftbreite 58 cm 62 cm
Rumpflänge 165 cm 180 cm Beckenlänge 55 cm 57 cm
Brustumfang 203 cm 244 cm Tgl. Zunahmen – 1400 g

Die Widerristhöhe von Kühen kann 140 cm erreichen, die von Stieren 150 cm.
Kühe wiegen 700–900 kg, Stiere 1100–1300 kg.

Mast- und Schlachtleistung
Die Tageszunahme beträgt 1350–1400 g, die Futterverwertung liegt bei unter 3000 Stärkeeinheiten pro kg Zuwachs. Gute Ausschlachtung.

Herkunft, Geschichte und Kreuzungen
Die Rasse stammt ursprünglich aus dem Département Nièvre und wurde im 18. Jahrhundert als Fleisch- und Arbeitsrasse gezüchtet. Im 19. Jahrhundert wurden Shorthorn-Rinder eingekreuzt. Das erste Herdbuch wurde 1864 gegründet. Seit dem 20. Jahrhundert wird die Rasse nur noch als reine Fleischrasse gezüchtet.
In Südamerika wurden Charolais-Rinder mit Zebus zum Canchim-Rind gekreuzt.

Alles klar?
Nix mit ‘Naturschutz‘. Und einfach ‘in die Pfanne gehauen‘ werden diese Tiere schon gar nicht, sie werden sorgsam und mit Ehrfurcht vor der Kreatur, die mal gelebt hat, zubereitet und andachtsvoll verspeist!

Ein bekennender Prolet, wie ich einer bin, brüstet sich trotzdem nicht mit irgendwas!!!!
Ich habe lediglich erwähnt, dass ich sonst nicht dazu komme, dicke Bücher zu lesen. Da ist auch nichts dran zu tippen, dass Du es trotzdem so aufgefasst hast. Wenn Du den feinsinnigen Humor dieses Satzes nicht verstehst, kann ich Dir auch nicht mehr helfen.

Viele Grüße aus Bremen
Yours Hagen
__________________
Wenn etwas schief gehen kann, dann geht es auch schief!
Egal was schief geht, tue so als wäre es Absicht.
 
Trotzdem hätte ich wohl besser nicht 'Typen wie du...' geschrieben, sondern: dein lyrisches Ich.
Dein lyrisches Ich, dein lyrisches Ich, dein lyrisches Ich.
So werde ich es in Zukunft immer machen.
 

Hagen

Mitglied
Hallo Mama Miracoli,

endlich erkennt jemand ‘mein lyrisches Ich‘.
Kommt sonst viel zu selten vor, meine liebe Frau meint nämlich ich sei ein Homo Faber.
Naja, man soll in nassem Zustand niemals ein Klavier stimmen!

Viele Grüße aus Bremen
Yours Hagen
__________________
Wenn etwas schief gehen kann, dann geht es auch schief!
Egal was schief geht, tue so als wäre es Absicht.
 
Hallo Hagen!

Ich bin zwar eine Frau, dennoch muss ich hier widersprechen:
Die Frau meines Freundes ist nicht von ihrer Meinung abzubringen, dass wir doch heimlich eine Innenarchitektin beauftragt haben, denn ‘sowas können Männer nicht‘!
Ich glaube nicht, dass jemand etwas nicht kann, nur weil er ein Mann ist. :)
Hab mich trotzdem amüsiert :D

Herzliche Grüße
Drachenprinzessin
 

Hagen

Mitglied
Hallo Drachenprinzessin,

Was für ein seltsam/schöner Nick!

Danke für die Beschäftigung mit meinem Text, und dafür, das Du die Geschichte nicht als ‘Frauenfeindlich‘ eingestuft hast.

Ich glaube auch nicht, dass jemand etwas nicht kann nur weil er ein Mann ist, aber Frauen sind von einer einmal gefassten Meinung nur schwer abzubringen. Glaube mir, ich spreche da aus Erfahrung.

Herzliche Grüße
Yours Hagen
_______
Erfahrung ist eine äußerst nützliche Sache.
Leider hat man sie erst nachdem man sie braucht.
 

sonah

Mitglied
Nachzügler

Hallo Hagen,

eine witzige Geschichte, ganz aus dem Alltag gegriffen und mit feinsinnigem Humor verpackt.

Eine Kleinigkeit ist mir beim ersten Lesen aufgefallen:

und wehe, es war noch eine Gräte drin. Meine Schwester konnte das auch nicht; - wohl aber überreagieren wenn da noch eine winzige Gräte drin war.
Auch wenn der Text insgesamt recht flaxig, sorry, ich meine flapsig geschrieben ist und das somit gehen würde, würde ich lieber eines der "drins" weglassen.

oder unter Anleitung lernen, Strandburgen zu bauen.
Ja, wie denn sonst??? Da wäre man ja irre, das ohne Lehrgang zu versuchen.

Möglicherweise der Grund, weshalb meine Romane selbst von der Leselupe abgelehnt werden (im Kommentar)
?

Bin erschüttert.

Vielen Dank auch für die Erklärung der Charolais-Rinder. Toll. Jetzt muss ich auch noch "Flotzmaul" googeln, obwohl ich mir jegliche Googelei eigentlich sparen wollte.

Schade, dass man Kommentare nicht bewerten kann. Allein für den Lehrcharakter der Kommentäre, wäre doch wenigstens ein Stern zu vergeben.

Herzliche Grüße,

Sybille
 

Hagen

Mitglied
„In erste Stunde von unsere Lehrgang ‚Französische Küchee‘ wir lernen wie zu machen ‘eisses Wassäh!“
Also sprach der angeblich französische Koch unseres Lehrgangs, und einige Absolventen taten sich tatsächlich schwer ‘zu machen ‘eisses Wassäh‘!
Die französische Küche galt seit der frühen Neuzeit als einflussreichste Landesküche Europas und prägte den Kochstil des gesamten europäischen Adels. Das wollte ich auch, und ich dachte natürlich an Baeckeoffe, oder Charolais-Rinder und Bresse-Hühner mit Weinsaucen. Oder neben Weinbergschnecken viele spezielle Fleisch-, Geflügel- und Fischgerichte, wie zum Beispiel die berühmte Bouillabaisse, Foie gras mit Aspik oder Cassoulet.
Doch was wir gerade noch schafften, war eine ordinäre Zwiebelsuppe, weil wir mindestens eine Stunde damit verschwendeten, zu lernen ‘wie zu machen eisses Wassäh.
Mein Gott!
Ich entsinne mich noch unserer legendären ‘Pfannkuchenfeste‘, bei denen jeder irgendwelche Ingredienzien für besagte Pfannkuchen mitbrachte und dann wurde gebacken, was das Zeug hielt. Buchweizenpfannkuchen mit Speck und Sirup zum Beispiel, oder Berliner Pfannkuchen, ein Fettgebäck, ähnlich den Krapfen. War geil, die Nummer, und seltsamerweise konnte jeder irgendeinen Pfannkuchen ganz besonders lecker zubereiten. Es war einfach so, niemand hatte dran gedacht, sowas nicht zu können. Pfannkuchen backen kann schließlich jeder.
Aus, vorbei die Zeit, kommt nicht mehr wieder, denn heute kann das kaum noch jemand, geschweige denn irgendetwas anderes.
„Hat mir noch keiner gezeigt!“, oder sinngemäß so ähnlich, ohne rot zu werden, denn heutzutage hat man für alles einen Coach. Ich habe neulich mal im Fernsehen gesehen, das es sogar zum Zähneputzen einen Coach gibt, ohne Flax!
Ich habe auch ohne Schwimmmeister schwimmen gelernt, mein Vater hat mich ins Wasser geworfen und meinte, ich sollte schwimmen. Hat auch gut geklappt, der Crash-Kurs, eine Woche später hatte ich meinen Freischwimmer.
Da wir gerade dabei sind: Ich habe einmal als kleiner Junge zugeguckt, wie mein Opa einen Hering auseinandergebaut hat, seit dem durfte ich das immer machen und wehe, es war noch eine Gräte drin. Meine Schwester konnte das auch nicht; - wohl aber überreagieren wenn da noch eine winzige Gräte vorhanden war. Es folgte ein gnadenloser Vortrag von meiner Oma, dass man ersticken kann, wenn eine Gräte in die Luftröhre gelangt. Oder zu viel des guten Fleisches wurde verschwendet, das wurde kontrolliert!
Ich kann das noch heute, obwohl es Jahrzehnte verschüttet war. Meine Frau, die sehr gut kochen kann, schlackert mit den Ohren, wenn ich mich mit Musik, guter, alter Rockabilly, und einem Bier hinsetze und hingebungsvoll eine geräucherte Forelle oder einen Bückling entgräte. Das ist einfach, man muss sich nur die Funktion eines Fisches klar machen. Schmeckt auch besser.
Aber meine Exfreundin, sie ist heute Lehrerin, hat mich mal allen Ernstes gefragt, wo ich gelernt hätte, halbe Hähnchen ordentlich ‘abzufleischen‘, als wir mal solche gegessen haben.
?
Die gleiche Freundin hat mich auch mal zu einem ‘Cluburlaub‘ überredet, lag damals voll im Trend und sie hechelte jedem Trend hinterher.
Als wir da waren, schrie sie sofort nach einem Animateur, während ich mich mit einem Buch, der ‘Zauberberg‘, glaube ich, oder waren es die ‘Buddenbrocks‘?, egal, und einem Bier in den Schatten legte und endlich mal das tun wollte, wozu ich sonst nie kam und wahnsinnige Lust verspürte; - in Ruhe ein dickes Buch lesen.
Das war ein typischer Fall von ‘Denkste‘, denn da kam dieser Maitre de Plaisir entlang und meinte, ich sollte doch zum Lehrgang Beachvolleyball kommen, oder unter Anleitung lernen, Strandburgen zu bauen. Ich sagte ihm, dass er mir einen großen Gefallen tun würde, wenn er mir noch ein Bier brächte. Aber dafür, so meinte er, sei er nicht zuständig, und weiterhin, ob ich einen Trainer zum Joggen brauchte. Das ging noch eine ganze Weile so weiter, bis ich ihm eine Tracht Prügel, die ohne jeden Lehrgang, androhte, wenn er mich nicht in Ruhe ließe. Er ließ nicht locker, erst als ich ihm einen Kuss unter Freunden anbot, einen Liverpool-Kiss, ließ er mich endlich in Frieden. Meine Freundin, die heute Lehrerin ist, auch; - für immer.
Lieber lernte sie unter Anleitung Sandburgen bauen. Sollte sie!
Naja, irgendwann fand ich mich sogar selbst in der Rolle des ‘Beraters‘ wieder, als meine Exfrau und ich noch einen Esoterikladen betrieben haben. Ich beschäftigte mich mit ätherischen Ölen, besonders interessierte mich warum die so wirken, wie sie wirken. Aber das interessierte sonst keine Sau, meine Ex meinte nur bei jeder sich bietenden Gelegenheit: „Ich hole Ihnen mal eben unseren Duftberater.“
Duftberater!
Das muss man sich mal vorstellen, es kamen wirklich Frauen und Schwule - das ist natürlich nicht abwertend gemeint, aber es stimmt - die über Düfte beraten werden wollten!
Ich habe dann mal aus Spaß ein Seminar über ‘Zigaretten selber drehen‘ angeboten, und da kamen tatsächlich welche angedackelt, ohne Flax!
Oder die Sache mit dem Obstteller, den ich meiner Frau öfter mal mache, so richtig hübsch dekoriert. Ist eigentlich Weiberkram, aber wir frühstücken nun mal gerne kultiviert.
Als unsere liebe Frau Kastner das mal sah, wollte sie gleich wissen, wo ich so schön dekorieren gelernt hatte. Naja, sie hat mal im Supermarkt an der Käsetheke gearbeitet und prahlt immer noch rum, einen ‘Lehrgang im Käseschneiden‘ durchlaufen zu haben...
Und dann war da noch die Sache mit der Einliegerwohnung.
Ein Freund von mir hat eine Solche in seinem Haus und seine Tochter war ausgezogen, nach Gummersbach, glaube ich, der Liebe wegen. Leer stehen lassen wollte er das Ding nicht und sich Mieter nicht antun, aber renoviert werden musste, so richtig mit neues Laminat legen und so. Das haben wir mal eben erledigt, drei Mann, drei Kästen Bier, drei Wochenenden, hat sogar Spaß gemacht.
Seine Frau war ganz erstaunt, weil wir das alles ohne Lehrgänge absolviert haben, aber wir haben!
Und dann wollte seine Frau einen Innenarchitekten beauftragen, um aus der ehemaligen Heimstätte seiner Tochter eine Tanzdiele zu machen, so richtig niveauvoll. Das ging natürlich gar nicht, das Geld haben wir gespart und die Investition in die Finanzierung einer Juke-Box gesteckt. War geil, eine echte Rock-Ola Capri II! 49 years old and still going strong, das hat doch was!
Die Hausbar folgte, Tischchen und Stühlchen im Duktus der sechziger, mit ‘Blubberlampen‘, Bildern von Heinz Ehrhardt und psychedelischen Tapeten. Die Frau meines Freundes ist nicht von ihrer Meinung abzubringen, dass wir doch heimlich eine Innenarchitektin beauftragt haben, denn ‘sowas können Männer nicht‘!
Sie traut uns eben nix zu!
Er lässt sie in dem Glauben, weil die Sache ansonsten ausgesprochener Mist gewesen wäre. Frauen sind nun mal so, ein Vorurteil, das leider immer wieder bestätigt wird.
Nur mit dem Tanzen tue ich mich etwas schwer, meine Frau hatte mir Tango beigebracht, aber das reicht auch, denn für die Standardtänze brauche ich doch einen Lehrgang.
 

Hagen

Mitglied
Hallo liebe Sybille,

danke erst mal für die Beschäftigung mit meinem Text und dafür, dass Du ihn wieder raufgeholt hast.
Das mit den ‚Drins‘ habe ich umgehend geändert. Danke, dass Du mich drauf aufmerksam gemacht hast, aber eigene Texte zu lesen finde ich grauenhaft. (Manche der LL auch, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich (nicht) streiten)

Nun ja, was das Googeln betrifft, dafür brauche ich echt noch einen Lehrgang, denn beim letzten Mal hatte ich 1.0357 Treffer, irgendwas habe ich da falsch gemacht.

Was die Strandburgen betrifft, ich war im zarten Alter von vier oder fünf Jahren mit meinen Eltern und meinem Fräulein Tante mal auf Wangerooge und habe dort auch eine etwa gleichaltrige Urlaubsbekanntschaft gemacht. Um dieses Mädel zu beeindrucken soll ich, nach Aussage meines Fräulein Tante, ohne Anleitung eine Strandburg für ‚zwei kleine Personen‘ gebaut haben. Ich kann mich zwar nicht erinnern, wohl aber mein Fräulein Tante, dass wir die Burg selten verlassen haben.

Tja, so kann es kommen!

Nun denn, küss die Hand, gnädige Frau
Yours Hagen
___________________________
Stimme niemals ein Klavier in nassem Zustand!
 



 
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