Für die Liebe

Garde

Mitglied
Konzentriert beugte Isabel ihr hübsches Gesicht über die Aufstellung.
„Erneut eine Sonderaufgabe, gestellt vom großen Meister persönlich“, spottete Konrad. Er teilte seit drei Jahren mit Isabel ein Büro.
„Vorsicht ist geboten, Isabel“, mahnte er. „Unser Chef Melconie liebt schöne Frauen mit roten Haaren und blassem Teint.“ Konrad hatte Lachfältchen um die tiefblauen, ernsten Augen, während er so sprach.
Isabel grinste fröhlich. Sie mochte Konrad sehr und saß gerne täglich Stunden mit ihm zusammen im Büro. Sie freuten sich jeden Morgen, wenn sie sich sahen.
„Noch mehr liebt er Zahlen. Und nur die fordert er von mir, “ sagte sie beruhigend.
Ein paar Minuten später hatte sie ihr Werk vollendet. Sie war zufrieden.
Ihr Chef Melconie ebenfalls. Sei es, wegen der schwarzen, positiven Zahlen oder der Schnelligkeit von Isabel. Oder der Summe der vielen schnellen Aufstellungen von Isabel, mit schwarzen Zahlen. Oder wegen Isabel.
„Sie sind zu Höherem berufen, Isabel“, bekundete er das Ergebnis seiner Zufriedenheit. „Sie sollten Verantwortung übernehmen.“
Isabel entschied sich Konrad zu verlassen. Sie erhielt zwei Etagen weiter oben ein eigenes Büro. Sie bekam ein höheres Gehalt und die Befugnis, etlichen Menschen Anweisungen zu geben. Auch Konrad.
Die Atmosphäre in der oberen Etage mutete seltsam an. Überall begegnete Isabel Wachsamkeit und Misstrauen. Es wurde nie gelacht und nur selten gelächelt. Dagegen ständig gezweifelt und hinter vorgehaltenen Händen leise geschimpft. Viele Hände waren häufig oben.
Einzig in ihrem Büro fühlte sie sich sicher. Konrad kam nie nach oben. Sie ging häufig zu ihm nach unten. Bis sie tief enttäuscht bemerkte, dass er nicht mehr mit ihr lachen konnte. Er schaute ihr traurig in die Augen und wartete auf ihre Befehle.
Isabel litt. Sie suchte Trost in ihrer Arbeit. Melconie kam oft, um mit ihr über Zahlen zu debattieren. Er versuchte die Distanz zu überbrücken. Isabel ließ es nicht zu.
Sie löste ihre Aufgaben perfekt. Mehr nicht. Melconie tat zufrieden.
„Sie beweisen es Tag für Tag, sie sind zu Höherem berufen. Sie sollten mehr Verantwortung übernehmen“, stellte er erneut entschieden fest.
Isabel wechselte ihr Büro. Dieses Mal ohne Bedauern. Ihr neues Domizil lag fünf Etagen höher. Noch weiter nach oben ging es nicht mehr.
In unmittelbarer Nähe von Isabel, residierte Melconie. Ihr Gehalt wurde fürstlich und sie war berechtigt allen Mitarbeitern Anweisungen zu erteilen.
Es brachte ihr keine Erfüllung. Sie fühlte sich nicht glücklich. Sie fühlte sich verlassen und sehr einsam. Überall begegneten ihr Kälte und Vorsicht, versteckt hinter schaler Freundlichkeit. Die Wärme, die Melconie ihr anbot, mochte sie nicht.
Isabel sehnte sich zurück in ihr Büro, ganz unten und nach Konrad.
Sie sprach mit Melconie. Er bedauerte sehr.
Isabel wartete draußen. Sie musste lange ausharren, bis Konrad erschien. Aus seinen tiefblauen Augen wich langsam die Trauer. Hand in Hand machten sie sich auf ihren Weg
 
U

USch

Gast
Hallo garde,

Dagegen ständig gezweifelt und hinter vorgehaltenen Händen leise geschimpft. [blue][strike]Viele Hände waren häufig oben.[/strike][/blue]
Den Satz würde ich streichen.

Diese Kälte und das Misstrauen in höheren Gefilden ist gut von dir geschildert. Das Ende deiner Geschichte erscheint mir real unwahrscheinlich. Melconie dürfte kaum den Abstieg gutheissen und sie wieder unten arbeiten lassen. Und sie wohl kaum in der Firma bleiben.
Die Liebe mit Konrad wird wohl eher besser gehen, wenn sie woanders arbeitet oder auch beide die firma wechseln. Mir ist das zu sehr ein Wunschrtaum.

LG Uwe
 



 
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