Die Kälte des Bodens breitet sich langsam auf seinem Bauch aus. Im dritten Stock eines halb eingestürzten Hochhauses hatte er es sich bequem gemacht. Die Sonnenstrahlen, die dem grauen Wolkenteppich entkommen waren, blendeten ihn durch die Trümmer hindurch. Er schaute fokussiert durch sein Reflexvisier, scannte die Umgebung nach feindlichen Truppen. Es war schon sein drittes Jahr in diesem unsinnigen Krieg. Ob seine Familie noch an ihn dachte, fragte er sich. Immerhin hatten sie einen gewaltigen Streit gehabt, den sie vor seinem freiwilligen Fronteinsatz noch nicht geklärt hatten. Nichts wünschte er sich mehr, zurückzukehren und all das Leid, all die Verluste, hinter sich zu lassen. In Frieden, bis ins hohe Alter mit seiner Frau die Sonnenuntergänge beobachten, welche beide so sehr genossen. Er hoffte, dass die paar Briefe, die er noch im ersten Jahr des Krieges schreiben konnte, auch ihr Ziel erreicht hatten. Auch wenn er sie nicht mehr abschicken konnte, schrieb er dennoch weiter. Jede Woche schrieb er welche und behielt sie in seinem Rucksack. Er hoffte, dass seine Familie ihm vergeben konnte.
Bewegung! Sein Zeigefinger verkrümmte sich automatisch. Ein lauter Knall krachte aus seinem Sturmgewehr. Seine Schulter fing den Rückstoß ab. Die Kugel zischte durch die Luft und traf eine, nicht mehr ganz vollständige, Hauswand. Der Soldat, welcher nur fünf Zentimeter danebenstand, zog direkt seinen Kopf ein und zog sich hinter die Hausecke zurück. Er hörte, wie dieser seinen Kameraden etwas zurief, war jedoch zu weit entfernt, um es zu verstehen. Was er jedoch wusste: Er steckt ziemlich tief in der Klemme. Verstärkung war noch weit entfernt. Schnell rollte er sich hinter einen noch intakten Teil der Wand im Stockwerk. Gerade noch rechtzeitig. Eine halbe Sekunde später prasselten nur die Kugeln durch die Öffnung, durch die er geschossen hatte. Maschinengewehrschütze? Verdammt! Querschläger zischten durch die Luft. Einer verfehlte ihn nur knapp. An das gruselige Geräusch beschossen zu werden, kann man sich einfach nicht gewöhnen.
Er schaute zu seiner Rechten. Sein bester Freund, verblutet. Er war freiwillig mit ihm angetreten, um die Russen zurückzudrängen. Gestern, nach dem Überraschungsangriff auf seine Kampfgruppe, hatten es nur sie beide herausgeschafft, wobei sein Freund zwei Schusswunden im Torso erlitt und am Abend noch verstarb. Kurzzeitig flackerten seine letzten Momente mit ihm vor seinem geistigen Auge auf. Er hatte ihn gebeten zu überleben und sich entschuldigt, dass er ihn mit in den Krieg gezogen hatte, bevor seine Augen leblos wurden. Einige Kugeln trafen seine Leiche. Frische Blutpartikel wirbelten auf und vermischten sich mit dem Staub.
Das Unterdrückungsfeuer ließ nach, und er brachte den Mut auf, einen kurzen Blick durch die Öffnung zu werfen. Er sah eine Gruppe bestehend aus drei Soldaten, die sich seinem Gebäude nähern. Er legte das Sturmgewehr an, atmete ruhig, doch sein Herz pochte, als er den roten Punkt auf den Vordermann richtete. Er löste zwei Schüsse, der Vordermann fiel reglos zu Boden. Keinen Moment später zischte wieder ein Kugelhagel auf ihn herab, worauf er sich wieder in Deckung begeben musste. Er spürte einen dumpfen Schlag in seinem Oberschenkel.
Ein Querschläger hatte ihn erwischt. Sein Körper war vollgepumpt mit Adrenalin, sodass er nicht einmal den Schmerz spürte. Keine Zeit sich um die Angreifer zu kümmern. Die Wunde blutete stark – vermutlich war eine Arterie getroffen. Denen könnte er sich zumindest ergeben, aber wenn er die Wunde nicht behandelte, wäre es definitiv um ihn geschehen. Hektisch kramte er das Erste-Hilfe-Kit aus seinem Rucksack und legte das Tourniquet an, um die Blutung zu verringern. Eine beträchtliche Pfütze aus Blut hatte sich unter ihm gebildet. Er gab seine letzte Portion Wundgranulat in seine Wunde und stopfte so viel von seiner Sturmhaube hinterher, wie er nur konnte. Mehr konnte er nicht tun.
Er schaute auf und sah ein Sturmgewehr auf ihn gerichtet. Panik breitete sich in seinen Augen aus. Wie lange hatte er gebraucht, um sich zu verarzten? Zu lange. Ein einzelner Soldat, vermutlich einer der Gruppe, auf die er geschossen hatte, stand im halb zerstörten Türrahmen. Er wollte nicht sterben, noch nicht. Er wollte sich wieder mit seiner Familie vertragen. Er wollte seine Frau und Kinder noch ein letztes Mal in seinen Armen halten. Seine einzige Möglichkeit zu überleben war, sich zu ergeben. Selbst wenn er bis zum Ende des Kriegs in einer Zelle hocken würde, könnten zumindest die Briefe seine Familie erreichen. "Это для моего друга" sprach der Soldat emotionslos. Russisch konnte er nicht, panisch rief er auf Englisch: "I surrender! Peace! Pea-".
Am 11. Oktober 2025 fiel ein deutscher Freiwilliger an der ukrainischen Front. Seine Familie erhielt seine Briefe nie – das letzte Zeugnis seines Lebens verging mit ihm.
Bewegung! Sein Zeigefinger verkrümmte sich automatisch. Ein lauter Knall krachte aus seinem Sturmgewehr. Seine Schulter fing den Rückstoß ab. Die Kugel zischte durch die Luft und traf eine, nicht mehr ganz vollständige, Hauswand. Der Soldat, welcher nur fünf Zentimeter danebenstand, zog direkt seinen Kopf ein und zog sich hinter die Hausecke zurück. Er hörte, wie dieser seinen Kameraden etwas zurief, war jedoch zu weit entfernt, um es zu verstehen. Was er jedoch wusste: Er steckt ziemlich tief in der Klemme. Verstärkung war noch weit entfernt. Schnell rollte er sich hinter einen noch intakten Teil der Wand im Stockwerk. Gerade noch rechtzeitig. Eine halbe Sekunde später prasselten nur die Kugeln durch die Öffnung, durch die er geschossen hatte. Maschinengewehrschütze? Verdammt! Querschläger zischten durch die Luft. Einer verfehlte ihn nur knapp. An das gruselige Geräusch beschossen zu werden, kann man sich einfach nicht gewöhnen.
Er schaute zu seiner Rechten. Sein bester Freund, verblutet. Er war freiwillig mit ihm angetreten, um die Russen zurückzudrängen. Gestern, nach dem Überraschungsangriff auf seine Kampfgruppe, hatten es nur sie beide herausgeschafft, wobei sein Freund zwei Schusswunden im Torso erlitt und am Abend noch verstarb. Kurzzeitig flackerten seine letzten Momente mit ihm vor seinem geistigen Auge auf. Er hatte ihn gebeten zu überleben und sich entschuldigt, dass er ihn mit in den Krieg gezogen hatte, bevor seine Augen leblos wurden. Einige Kugeln trafen seine Leiche. Frische Blutpartikel wirbelten auf und vermischten sich mit dem Staub.
Das Unterdrückungsfeuer ließ nach, und er brachte den Mut auf, einen kurzen Blick durch die Öffnung zu werfen. Er sah eine Gruppe bestehend aus drei Soldaten, die sich seinem Gebäude nähern. Er legte das Sturmgewehr an, atmete ruhig, doch sein Herz pochte, als er den roten Punkt auf den Vordermann richtete. Er löste zwei Schüsse, der Vordermann fiel reglos zu Boden. Keinen Moment später zischte wieder ein Kugelhagel auf ihn herab, worauf er sich wieder in Deckung begeben musste. Er spürte einen dumpfen Schlag in seinem Oberschenkel.
Ein Querschläger hatte ihn erwischt. Sein Körper war vollgepumpt mit Adrenalin, sodass er nicht einmal den Schmerz spürte. Keine Zeit sich um die Angreifer zu kümmern. Die Wunde blutete stark – vermutlich war eine Arterie getroffen. Denen könnte er sich zumindest ergeben, aber wenn er die Wunde nicht behandelte, wäre es definitiv um ihn geschehen. Hektisch kramte er das Erste-Hilfe-Kit aus seinem Rucksack und legte das Tourniquet an, um die Blutung zu verringern. Eine beträchtliche Pfütze aus Blut hatte sich unter ihm gebildet. Er gab seine letzte Portion Wundgranulat in seine Wunde und stopfte so viel von seiner Sturmhaube hinterher, wie er nur konnte. Mehr konnte er nicht tun.
Er schaute auf und sah ein Sturmgewehr auf ihn gerichtet. Panik breitete sich in seinen Augen aus. Wie lange hatte er gebraucht, um sich zu verarzten? Zu lange. Ein einzelner Soldat, vermutlich einer der Gruppe, auf die er geschossen hatte, stand im halb zerstörten Türrahmen. Er wollte nicht sterben, noch nicht. Er wollte sich wieder mit seiner Familie vertragen. Er wollte seine Frau und Kinder noch ein letztes Mal in seinen Armen halten. Seine einzige Möglichkeit zu überleben war, sich zu ergeben. Selbst wenn er bis zum Ende des Kriegs in einer Zelle hocken würde, könnten zumindest die Briefe seine Familie erreichen. "Это для моего друга" sprach der Soldat emotionslos. Russisch konnte er nicht, panisch rief er auf Englisch: "I surrender! Peace! Pea-".
Am 11. Oktober 2025 fiel ein deutscher Freiwilliger an der ukrainischen Front. Seine Familie erhielt seine Briefe nie – das letzte Zeugnis seines Lebens verging mit ihm.