@ Inu - Nachtrag, weil ich zu spät war
Ich schließe mich Bons Kommentar an.
Einen kleinen Widerspruch beim Lesen erlebt:
[unbändig die See]
....
[blumenschaukelnd
trägt das Meer
die Barke]
Ich verstehe "unbändige See" als "kochendes Meer", stürmisch, brandend, außer Kontrolle, und dann passt das Bild mit der ruhig auf dem Meer schaukelnden Barke nicht.
Allerdings sind beide Teile jeweils in sich selbst sehr sensibel schlüssig, indem Du für Bild_1 "See" gewählt hast, und für Bild_2 "Meer", und das ist nun wieder sehr gekonnt.
Vielleicht sowas wie: Sich nicht ganz auf die Trauer/ auf das Funeral einlassen? Ambivalenz, als Du den Text schriebst?
An der Nordsee sagte man "der blanke Hans" = die "See" holt sie alle = sie ertrinken, gehen in ihr unter, die See ist brutal.
Und auf der von Dir beschriebenen Insel regnet es, scheinbar sturzbach-artig, also aufgewühlt, also stürmisch. Würde zu "See" passen.
Und dann "cut", Bruch, das "Meer" ist ruhig und schaukelt eine Totenbarke, ein archaisches Bild des Lebensbringers Meer(wasser), welches die Toten auch wieder zurücknimmt.
Die Insel = das Land, auf welches das Leben aus dem Meer kroch, ist wieder "leer" im Text, unbelebt.
In Deinem Bild entschwindet das Leben (per Barke) über das Meer, woraus man schließen kann, es sei einst auch über das Meer zur Insel hingekommen.
Das Leben kam aber AUS dem Meer, und richtiger wäre dann: Es geht INS Meer zurück.
- Die Hoffnung auf "das Zurück in den Mutterbauch",
- die Verzweiflung, dass der Tod nicht das letzte Wort über das Leben sein soll
- das Wissen, dass am Ende die Meere trocken fallen werden, das Land wird "gewinnen", die Erde zur Marswüste, und das Leben AUS dem Meer aufs Land und in die Luft, und dann rechtzeitig, bevor die Brücke hinter ihm zusammenbricht, zur Eroberung der neuen Lebenswelt Weltraum, denn ein Zurück wird es nicht geben.
Hinter dem Leben liegt die gähnende Leere, die Fische haben heute schon "aufs falsche Pferd gesetzt", sind lebende Leichen. Und die Totenbarke fährt deshalb nicht in neues Leben, sondern in den Tod, denn "das Licht" wird wiederkommen und alle Wasser der Sintflut "Meer" vertreiben. Und übrig bleibt "calchos", Stein, Sand, Staub, Skelett, Versteinerung des Mutterbauches Urzeiten.
In Deinem Bild wieder richtig:
"Die Meteore gleißen" in der Düsternis, in einem widersprüchlich unnatürlichen, kurz-grellen Licht. Weiß und schwarz. Sie können der Totenbarke keinen echten, neuen Tag mehr erzeugen, sondern nur das unwiderrufliche Totsein schlaglichtartig sogar noch herausheben. Zumal ihr Blitzlichtschatten das Meer um die Barke als schwarz "fotografiert".
Das Bild der gleißenden Meteore erinnert mich sehr stark an Dürerers Bild "Melancholie", das m.M. emotional treffender ist, als es 1000 Romane über das Thema es sein könnten.
Dies ist aber auch seine Grenze, denn das Bild der Meteore und Kometen, die einen Untergang, den Tod, das Ende illuminieren, ist ein streng-mittelalterliches in magischer Umkehrung dessen, was am Ende tatsächlich sein wird.
Nämlich Sonne, ihre Scheibe am Himmel dann so groß, dass sie den gesamten Himmel bedecken wird und darüber noch hinausreicht. Und der Tag wird keine Nacht mehr haben, denn die Erde führt bis dorthin eine "gebundene Rotation" aus = ein fürchterlich heller Erdtag dauert dann alle noch verbleibenden Erdjahre auf der ganz großen Sonnenuhr.
Die Meteore gehören zum Anfang, auch zum Anfang des Lebens, zu seiner Geburt, wie die Krater des Mondes uns zeigen, und nicht zum Ende.
Das Ende, der Tod aller Tode, wird biblisch sein: "... und der siebente Engel des Herren goß Feuer in die Sonne ..."