1. Das Gedicht besteht aus achtzehn Silben, verteilt auf vier Zeilen der Länge 9, 4, 3 und 2 Silben und einer Überschrift.
2. nüngverdrizler haben ein sogenanntes jambisches Versmaß, das heißt, es wechseln sich unbetonte mit betonten Silben ab. Das Gedicht beginnt und endet in der ersten Zeile sowie durchlaufend von der zweiten bis zur vierten Zeile jeweils mit einer unbetonten Silbe.
3. Das Reimwort der ersten Zeile kehrt am Ende wieder und zwar derartig zerlegt, dass es frühestens auf den zweiten Blick wiederzuerkennen ist, z.B.: "unterjochen - unter Jochen"; das Fachwort hierfür ist rührender Reim. Die Reimworte müssen sich aber nicht unter allen Umständen reimen, ihre Übereinstimmung kann auch nur buchstäblicher Art sein.
4. Jede einzelne Zeile soll den Sinn des Gesamten verändern. Im Idealfall hat man vier semantisch eigenständige Abschnitte.
5. Wichtige Gütemerkmale für nüngverdrizler sind Mehrdeutigkeit und Überraschungsmoment. Gedichte, für die es nur eine Lesart gibt, sind meistens langweilig und deshalb keine echten nüngverdrizler.
6. Die Überschrift ist notwendiger Bestandteil des Gedichtes, der die Bedeutung der vier Zeilen erweitert oder durchbricht, jedenfalls bedeutungsvoll mit ihnen wechselwirkt.
7. Im nüngverdrizler ist alles klein geschrieben und es gibt keine Satzzeichen!
8. Für nüngverdrizler gibt es eigentlich keine genauen Regeln. Und wenn doch (s.o.), hält man sich besser nicht daran, sofern es nicht gut für das Gedicht ist. Ob es sich dann noch um ein/e/n nüngverdrizler handelt, steht freilich auf einem anderen Blatt.