G e w o g e n

G e w o g e n
Haget 351

Auch wenn sich zwei die Waage halten,
verschieden sind meist die Gestalten
Ob hässlich wer, ob klug, klein, schön
- ihm ist sein Wert nicht anzusehn.

Wie schwer wiegt in der Zeit der Not
oft selbst das kleinste Stückchen Brot;
doch wenn wir laufend satt gegessen
- wird oft ein ganzer Laib vergessen.

Und geht zur Wahl der ganze Ort,
wählt manche her - die andern fort,
kann jener, der sonst dumm und klein
- das Zünglein an der Waage sein.

So wird sehr oft, den wir belachten,
sonst kaum mit einem Gruß bedachten,
gewichtig plötzlich und wiegt schwer
- der kleinste Niemand ist nun wer.

Stand dir das Wasser bis zum Hals,
bist du recht froh, wenn jedenfalls
- auch wenn dir andres Unheil blühte –
die Hilf’ gebracht des Dorfes Niete.

Dies alles wolln wir nicht vergessen,
nie Meter nur und Kilos messen,
ob hässlich, dumm, ob klug, ob schön
- nur, wie als Mensch er kann bestehn.​