Galle

2,00 Stern(e) 1 Stimme

sufnus

Mitglied
Hey Zensis,

also irgendwie ist mir dieser gallige Reflux etwas zu aufdringlich ins Metaphorische gerückt ("zu vieles ist noch nicht verdaut") und der Übergang von den thermischen Sensationen der ersten beiden Zeilen zur gastrointestinalen Motilitätsstörung ist für mich nicht nachvollziehbar.

Was soll überhaupt "sommerliche kälte" sein? (das frage ich, der nun wirklich kein Feind der Paradoxien ist - aber hier ist nicht klar, was die zum Einstieg soll). Natürlich kann ein Reflux thermorezeptoren in der Ösophagusschleimhaut reizen, daher auch der Begriff Sodbrennen, aber das ist m. E. eigentlich typischer für sauren Reflux (Magensäure) als für galligen Reflux, bei letzterem würde ich eher annehmen, dass klassischere Schmerzrezeptoren aktiviert werden. Aber ich lass mich da gerne belehren. Dass speziell Kälterezeptoren, vielleicht die Menthol-aktivierten Ionenkanäle, durch galligen Reflux stimuliert werden, was das Deine Zeilen 1 & 2 nahelegen, hab ich jetzt auch noch nicht gehört. Gibts da Hinweise?

LG!
S.
 

Chandrian

Mitglied
Leerschlag in der Komposita
der gallen geschmack auf der zunge,
„Gallengeschmack“ wäre richtig, obwohl auch dieses Wort unschön ist… auch andere Worte wie bitterkalt sind mir zu simpel und konventionell, als dass sie diesem Text etwas neues verleihen würden. Durch solche Vokabeln wird kein subjektives Empfinden ausgelöst…

LG
Chandrian
 

Zensis

Mitglied
Hey Zensis,

also irgendwie ist mir dieser gallige Reflux etwas zu aufdringlich ins Metaphorische gerückt ("zu vieles ist noch nicht verdaut") und der Übergang von den thermischen Sensationen der ersten beiden Zeilen zur gastrointestinalen Motilitätsstörung ist für mich nicht nachvollziehbar.

Was soll überhaupt "sommerliche kälte" sein? (das frage ich, der nun wirklich kein Feind der Paradoxien ist - aber hier ist nicht klar, was die zum Einstieg soll). Natürlich kann ein Reflux thermorezeptoren in der Ösophagusschleimhaut reizen, daher auch der Begriff Sodbrennen, aber das ist m. E. eigentlich typischer für sauren Reflux (Magensäure) als für galligen Reflux, bei letzterem würde ich eher annehmen, dass klassischere Schmerzrezeptoren aktiviert werden. Aber ich lass mich da gerne belehren. Dass speziell Kälterezeptoren, vielleicht die Menthol-aktivierten Ionenkanäle, durch galligen Reflux stimuliert werden, was das Deine Zeilen 1 & 2 nahelegen, hab ich jetzt auch noch nicht gehört. Gibts da Hinweise?

LG!
S.
Hallo sufnus,
erstmal vielen Dank, für das Mitteilen deiner Gedanken zum Text. Ich kann gut nachvollziehen, dass dir die Methapher ein wenig zu breitgetreten ist, mir gefiel sie ganz gut.
Zu deiner Irritation bezüglich der ersten beiden Verse: "sommerliche Kälte" soll das ambivalente Verhältnis zu gewissen Erfahrungen und Erlebnissen ausdrücken. Es gibt gleichzeitig, bzw. kurz hintereinander eine positive "warme" emotionale Bindung und eine negative "kalte". In diesem Sinne, des Aufkommens von Emotionen zu gewissen Erinnerungen, reihen sich die Zeilen ein.

Liebe Grüße
Zensis
 

Zensis

Mitglied
Leerschlag in der Komposita

„Gallengeschmack“ wäre richtig, obwohl auch dieses Wort unschön ist… auch andere Worte wie bitterkalt sind mir zu simpel und konventionell, als dass sie diesem Text etwas neues verleihen würden. Durch solche Vokabeln wird kein subjektives Empfinden ausgelöst…

LG
Chandrian
Hallo Chandrian,
danke für den Hinweis! :)
Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann, dass kein subjektives Empfinden ausgelöst werden kann, aber wenn du das so empfindest, dann nehme ich das so an. Möchtest du mir aber vielleicht noch erklären, was du an "Gallengeschmack" unschön findest? Das "bitterkalt" ein recht inflationär gebrauchtes/verbrauchtes Adjektiv ist, kann ich nachvollziehen, aber "Gallengeschmack" doch nicht? Mir gefällt das Wort zumindest.

Liebe Grüße
Zensis
 

sufnus

Mitglied
Hi Zensis,
ich hab es nicht ganz optimal ausgedrückt: "Sommerliche Kälte" als paradoxen Ausdruck finde ich nicht per se besonders kritikwürdig (allerdings auch nicht besonders innovativ oder eindringlich). Also in einem Gedicht über den Wetterbericht (Zweifel) oder über ein Album mit alten Agfacolor-Urlaubfotos (vorsichtiges Interesse) oder über ein Tiefkühlfach mit Schokoeis (das klingt interessant) würde ich bei dem Ausdruck "Sommerliche Kälte" nicht gleich schreiend wegrennen, aber bei einem Befindlichkeitsgedicht find ich es schon etwas kitischig und im Fall des Galle-Reflux-Gedichts kommt noch hinzu, dass es so unverbunden neben der Galle herdümpelt. Deshalb meine Kritik an dem Gedicht.
Gar nicht so einfach, dass verständlich rüberzubringen... ich kann verstehen, wenn Du noch verwirrt sein solltest.... ;)
LG!
S.
 



 
Oben Unten