Garçon, Garçon

In deinen Augen steht Verlangen,
es folgt die Glut in deinem Blick,
von starken Armen fühl ich mich umfangen
für eine Nacht voll Leidenschaft und Glück.

Garcon, Garçon, bist du der Meine?
Ist mir die Liebe hold?
Ich wär so gern heute Nacht die Deine,
zahl gern der Liebe Sold.

Garçon, Garçon, ich will dich,
du bist der Schönste hier,
ach bitte, bitte, nimm mich,
nimm mich wie ein wilder Stier.

Garçon, Garçon, schenk mir die Nächte,
mehr will ich nicht von dir,
nichts Gutes und nichts Schlechtes,
dein Körper nur ist mein Begier.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich vermute: ein Spottlied, pseudotrivial?
 

Mimi

Mitglied
Ich vermute: ein Spottlied, pseudotrivial?
Na ja, für mich klingt das eher nach einem verunglückten Liebeslied ...

Wobei ich bei "nimm mich wie ein wilder Stier" wirklich schmunzeln musste.
Erinnert mich ein bisschen an die massigen Zuchtbullen auf der Estancia meiner Tante, als ich dort zu Besuch war.

Der arme (besungene) Kerl...
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"Sex" fällt unter "Liebe". Liebeslieder sind überwiegend auf Sex aus. Die Liebeslieder, die angeblich nicht auf Sex aus sind, lassen sich leicht als allzu durchsichtige Sublimation des "Urtriebs" entlarven.

Aber hier ist nichts sublimiert. Ein typisches Liebeslied. Die brutalen Phrasen legen einen spöttischen Blickwinkel nahe.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Beim wiederholten Lesen, liebe SilberneDelfine,

finde ich, daß mein Urteil über die "brutalen Phrasen" so arg übertreibt, daß es schon daneben liegt.

Vielleicht eher so: Bei geschlechtspolarisierten Gedichten lohnt sich oft eine Gegenprobe, bei der man die Geschlechter einfach austauscht. Dann kann man besser erkennen, ob es übergriffig ist oder nicht.

Einzelne Verse legen diese Gegenprobe schon textimmanent nahe, wie z.B. das etwas altertümliche "zahl gern der Liebe Sold", das an "der Minne Sold" im Parsifal (Blumenmädchen-Szene) erinnert. Für Liebe Sold zahlen ist das Rollenspiel der Freier, die sich die Arbeit einer Prostituierten mieten. Hier wird der Kellner als Stricher "angemacht". Ist schon interessant.

grusz, hansz
 
Für Liebe Sold zahlen ist das Rollenspiel der Freier, die sich die Arbeit einer Prostituierten mieten. Hier wird der Kellner als Stricher "angemacht". Ist schon interessant
Danke, lieber Mondnein.

Schön, dass das umgekehrte Rollenspiel aufgefallen ist - das war nämlich meine Intention. :)
Im Allgemeinen sagt man eher Männern nach, dass sie mit einer Frau allein deshalb ins Bett gehen, weil sie schön ist.
Und dass sie für Sex bezahlen.
In meinem Gedicht ist es umgekehrt. Vielleicht auf den ersten Blick befremdlich.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
befremdlich ist gut!
die Überraschung, mit der das Staunen beginnt.
Es hat eine konkrete Dichte, ist plastisch und klar.
Es "hat" etwas.
 



 
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