Mein Gott, Waldemar, mit dem Beten hat so einiges auf sich, das man nicht voreilig mit Jammerei oder Bettelei gleichsetzen darf. Wenn ein Mensch betet, kann er seine Probleme reflektieren, indem er sie erstens in Worte fasst und sie zweitens in einen anderen, einen viel größeren Kontext, setzt.
Beten kann somit eine erstklassige Methode der Selbstreflektion und Selbsterfahrung sein. Eine, bei der gerade die Menschen im sozialen Umfeld im Optimalfall im höchsten Maße geschont werden. Denn die einzig verfügbaren Alternativen zum Gebet sind oft die: man geht mit seinen Sorgen und Nöten einem armen, selbst gebeutelten Mitmenschen unentgeltlich auf den Keks - oder man wird von einem professionellen Überfliegerübermenschen gleich zur Kasse gebeten. Im ersten Fall tritt man womöglich auch noch die ein oder andere emotionale Lawine los, die einen wiederum sehr leicht erschlagen kann.
Ein praktisches Beispiel: Wäre Dein Gott vor seinem Kommentar in sich gegangen und hätte innerlich Abstand genommen von seinem ursprünglichen, übrigens sehr menschlichen Impuls, der lieben NDK Naivität und Größenwahn in einem zu unterstellen, wäre sein Kommentar vielleicht ganz anders, vielleicht sogar etwas reifer ausgefallen. Dann hätte er möglicherweise selbst entdeckt, was dieser Text eigentlich sagen will: Dass der Mensch zum befreienden Lachen wie geschaffen ist!
Und mit Lachen meine ich nicht dieses überhebliche breite Besserwissergrinsen der Überbelichteten, sondern ein ehrliches, offenes, den Menschen zugewandtes Lachen in der Gewissheit, dass wir in unserem Menschsein tatsächlich alle auf ein und dem selben Fährschiff ins Ungewisse hocken. Dieses Ungewisse macht den meisten Menschen nun mal Angst. Das ist eine Tatsache. Man kann sie belächeln, man kann sie verspotten, aber man kann sie nicht einfach wegdiskutieren.
Das und nichts Anderes möchte ich mit allem, was ich hier schreibe, ausdrücken. Und ich denke, der beste Weg ist, die Menschen da abzuholen, wo sie stehen, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich dabei mitunter selbst zum Deppen mache.
Aber wie ich sehe, ist mir noch nicht wirklich gelungen, zu transportieren, was ich transportieren wollte. Also muss ich weiterüben. Danke für Dein Verständnis, Waldemar.
Schöne Grüße, NDK