Geborgenheit

Max Neumann

Mitglied
Wie gelangte ich in diesen Wald?
Am Ufer ging ich verstohlen los
Um eine laute Stadt zu entdecken
Auf dem Weg dorthin Menschen

Aus allen Sprachen sagten sie Wörter
Redeten mit Händen und Füßen
Mit Goldzähnen und Gehstöcken
Vom tobenden Sturm gelähmt

Am Ende des Wegs schien ein Licht
Die Menschen krochen darauf zu
Aber manch einer ging aufrecht
So ordnete ich mich ihnen unter

Das Licht strahlte wie die Sonne
Glühwürmchen schwebten heraus
Irgendwann ruhte ich mich aus
Dösend tastete ich nach dem Licht

Um einzuschlafen für eine Vision
Die mich mit purer Wärme füllte
Mich zu lieben wie kein Mensch
Zu tragen in Geborgenheit
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hi Tissop!
Irgendetwas passiert in Zeile 8.
Zumindest akutell kann diese Passage eine Corona-Impf-Kritische (Neben-)Schwingung gar nicht vermeiden (so banal und unterkomplex und womöglich gegen Deine Intention diese Deutung mit dem Vorschlaghammer auch sein mag). Ich finde den Anfang bis zu dem Grabenbruch dieser ominösen Zeile sehr sehr sehr vielversprechend. Die Impfzeile hätte ich dann unbedingt und sehr gerne in einem anderen Gedicht gelesen (kein Problem mit Gedichten, die sich sperrig-kantig-widerborstig geben, ganz im Gegenteil!), hier passt sie aber nicht zum Einstieg, wie ich finde.
Und was noch viel eindrücklicher für mich ist: Nach dieser Zeile kippt das Gedicht ganz eigenartig in einen seltsam schwelgerischen und dabei irgendwie unfertigen Ton.
Deine Gedichte wollen achtsam erarbeitet sein - ein großes Kompliment für einen Text - und bei einem Deiner Gedichte, bei dem ich kürzlich auf dem Schlauch stand, hab ich ja durchaus nach und nach in die Verse hineingefunden. Hier bin ich jetzt ein bisschen pessimistischer auf Anhieb... aber ich lese mich noch weiter ein... meld mich auf alle Fälle nochmal mit weiteren Gedanken dazu!
LG!
S.
 

Max Neumann

Mitglied
Hallo sufnus,

danke für dein echt hilfreiches Feedback :) Habe Zeile 8 geändert, denn die "Impfung" tat dem Gedicht nicht gut...

Nun ist aus ihr ein tobender Sturm geworden.

Viele Grüße
Max
 

sufnus

Mitglied
Hey Max!
Die Impfung war schon ein originelles und auch starkes Bild, aber ich denke tatsächlich, dass sie, wenn sie so etwas isoliert dasteht, wie das der Fall war, eine gewisse Unwucht erzeugt.
Jetzt wär aber sicher nochmal ein weiterer Blick von anderer Seite gut, ich hab ja noch einen Ton wahrgenommen, den ich, Arbeitsbegriff, "schwelgerisch" genannt habe, aber ich bin nicht so sicher, obs das so richtig trifft...
Na... mal sehen, ob es weitere Meinungen gibt. :)
LG!
S.
 



 
Oben Unten