gebrochenes Licht (gelöscht)

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
...

danach ging sie
mit weit geöffneten Augen
und bezeichnete alles
neu

der teil gefällt mir wirklich gut.
 

Thylda

Mitglied
Liebe Label

Ich sehe hier Züge des Kübler-Ross-Models, obwohl ich nicht glaube, daß es hier um das Sterben geht.
denial - sie schließt die Augen
bargaining - hoffte
depression - weinte
acceptance - geht mit geöffneten Augen
nur anger fehlt

Der Schlüssel zum Verständnis liegt wohl im Prisma. Der Titel deutet schon darauf hin, daß das weiße Licht in seine Bestandteile aufgefächert wird. Aber was hat das mit den Augenspiegeln zu tun?

entdeckte sie
plötzlich
das ganze Mosaik
sah sie plötzlich das ganze Bild? die Welt?
Das ergibt insofern Sinn, als daß sie, wenn sie die Welt erkennt, keine Notwendigkeit für ein selbstauferzwungenes Korsett mehr hat. Wer versteht, was um sich vorgeht, braucht kein Exoskelett, sondern kann einfach sein, wer er ist.

bezeichnete alles neu
sehe ich so, daß neue Zusammenhänge gesehen werden und sich daraus logisch neue Konstellationen bilden, die eigene, neue Bezeichnungen brauchen.

Liebe Grüße
Thylda
 

stella.m. r.

Mitglied
gebrochenes licht

hallo liebe label,

fuer mich ist dein text eine antwort auf.....

er gefaellt mir sehr gut und ich kann mich auch fuer das verdichtete und raetselhafte begeistern.

l.g. stella
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Label,

ich denke, aus dem Text könnte noch etwas werden, denn auch mir gefältt der Schluss, so wie Otto es schon benannt hat, sehr gut. Einen Fehler hast Du gleich am Anfang. Vielleicht hast Du es nicht so gemeint, aber man liest es einfach so. Durch ein Prisma sieht man die Spektralfarben des Lichtes und das ist es auch schon. Es entsteht kein Mosaik.

Das da jemand plötzlich die Fähigkeit hat in den Augen, den Spiegel der Seele zu entschlüsseln bei vielen Menschen, darum geht es Dir ja wahrscheinlich,aber Du müstest es vielleicht anders ausdrücken. So wie es jetzt da steht, leuchtet es dem Leser nicht ein.

Das "Korsett" finde ich auch unglücklich gewählt. Es hätte, aus meiner Sicht, eine Berechtigung, wenn schon vorab von einem Eingeengt-Sein die Rede gewesen wäre.

In zwei Zeilen beshchreibst Du eine Art Katharsis, wie Aristoteles sie beschreibt. Durch Furcht und Mitleid reinigt sich die Seele und alles kann neu werden.

Dann sagst Du, was nach dieser Katharsis möglich ist, nämlich dadurch, dass man die eigene Seele gereinigt hat, kann man auch alles in der Welt ganz neu sehen, weil es nicht mehr durch eigene unschöne Gedanken verdunkelt wird.

Wenn man so will, eigentlich ein Weihnachtserlebnis von der tiefsten Art und des tiefsten Verständnisses, was Weihnachten mit Blick auf Ostern bedeuten könnte.

Ich hoffe, Dir von Nutzen zu sein. Wenn Du ganz Anderes gemeint hast,dann vergiss einfach, was ich hier geschrieben habe.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Phiebi

Mitglied
gebrochenes licht

hallo label,

ich fühle beim lesen,darum verstehe ich dein kleines gedicht.......
mir gefällt es.

lg gundi
 

Label

Mitglied
Lieber Otto

ich fürchte du hast recht, in diese Strophe habe ich noch einige Aussagen hineinzwängen wollen, die zwar präzisieren aber auch verwässern.


Liebe Thylda

bei der Verlustbewältigung geht es nicht notwendigerweise um einen Sterbefall - andererseits ist das vertraute liebgewordene Weltbild des LI gestorben und es findet eine Realitätsanpassung statt.
Die Wut ist auch (unterschwellig)vorhanden, denn danachist LI ruhig (geruhsam)

Ein Prisma kann zwar das Licht sichtbar in seine Bestandteile aufbrechen, wenn ein direkter Sonnenstrahl durchfällt, zunächst aber lenkt er das Licht um, man kann sozusagen periskopartig um die Ecke sehen, wenn man direkt hineinsieht und nicht nur die Wirkung auf das Licht betrachtet.
Augenspiegel - LI sieht sich bzw. seine Reflexion in den Augen des Gegenüber
durch das Prisma (um die Ecke sehen) bemerkt es, dass die bisher wahrgenommene Reflexion nicht unverfälscht, sondern durch die Sichtweise des Gegenüber gefiltert ist.

Ein Korsett wird getragen um sich in eine Form zu bringen die natürlich nicht vorhanden ist, als Stütze oder auch um zu gefallen

Liebe Thylda, das freut mich, dass du die wesentlichen Teile so aufgefasst hast, wie ich sie zum Ausdruck bringen wollte.
 

Label

Mitglied
Als sie durch das Prisma
in alle Augenspiegel sah
entdeckte sie
plötzlich
das ganze Mosaik

sie schloß die Augen
hoffte, weinte

danach ging sie
mit weit geöffneten Augen
und bezeichnete alles
neu


hallo liebe stella.m. r.
Vera-Lena und
Phiebi

für meine späte Reaktion auf eure Einträge entschuldige ich mich, aber ich hatte zu wenig Zeit für die ausführliche Antwort die mir vorschwebte.

Liebe stella
das freut mich natürlich wenn du aus meinem Gedicht eine Antwort auf eine deiner Fragen herausliest.
Mir geht es oft so, dass ich aus der Beschreibung wie ein anderer mit einer Situation im Leben umgeht, eine Analogie zu meiner entwickeln oder überhaupt erst in Worte fassen kann.
Ich persönlich nutze das Verdichten nicht nur um die Sprache facettenreich und möglichst anmutig anzuwenden, mir geht es in erster Linie darum, komplexe Inhalte greifbar zu machen.
Da ich das natürlich nur entlang meiner eigenen Assoziationsbahnen machen kann, mag es für andere immer noch rätselhaft erscheinen ;)

Liebe Vera-Lena
zunächst danke, dass du dich mit meinem Text beschäftigt hast und es freut mich natürlich dass dir die zweite Hälfte zusagt.
Vielleicht hast Du es nicht so gemeint, aber man liest es einfach so. Durch ein Prisma sieht man die Spektralfarben des Lichtes und das ist es auch schon. Es entsteht kein Mosaik
Wie ich Thylda schon erläutert habe meinte ich nicht die Brechung eines Sonenstrahls in die Spektralfarben, sondern lediglich die Umlenkwirkung wie etwa bei einer Brille. Da wird ja auch eine andere Sichtweise ermöglicht als mit dem "unbewaffneten" Auge.
Jeder Mensch nimmt die Welt mit seiner eigenen Wahrnehmung, durch zahlreiche Filter wahr, das spiegelt sich auch in den Augen und das Mosaik setzt sich aus der Vielzahl der Augen in die gesehen wird zusammen.
Es findet in der Tat eine Katharsis statt. Allerdings befreit sich dieser Mensch von den formgebenden und einengenden Vorstellungen anderer.
Die Furcht entsteht daraus, dass in einer plötzlichen Erkenntnis, die Welt wie sie bis dahin, zwar einengend aber auch stützend gesehen wurde, nicht existiert.
Dieser Mensch erkannte, dass Altruismus zwar gefordert und eingeklagt wird, mit vielen Worten gelobt aber seltenst gelebt wird.
Dieser Mensch erkannte, dass in Realitas diejenigen die die Schwerter zu Pflugscharen schmiedeten, denjenigen dienen, die das nicht taten.
Dieser Mensch hat aufgehört sich durch fremde Augen zu definieren und weiß, dass seine Wahrnehmung ein Teil des Mosaiks ist.

Du hast recht, wenn du das als eine Art Weihnachtserlebnis empfindest, das kann ich nachdem du es erwähnt hast auch darin sehen.

Liebe Phiebi
ich fühle beim lesen,darum verstehe ich dein kleines gedicht..
Das ist das ideale Ergebnis :)
ich danke dir für deine positive Rückmeldung


mit lieben Grüßen und den besten Wünschen für dieses neue Jahr an euch alle
Label
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Label,

gut, dass Du den Text noch einmal zwischen die Antworten eingefügt hast!

Jetzt wird mir nämlich deutlich, dass in der Kürze keinesfalls immer die Würze liegt.

Nach Deinen Erklärungen verstehe ich natürlich, was Du mit der Mosaikbildung meinst, aber es geht beim besten Willen nicht aus Deinen Zeilen hervor, jedenfalls nicht für mich.

Das Problem habe ich ja auch öfter, dass ich denke , alles wäre klar und statt dessen ist alles verschlüsselt.

Vielleicht hast Du ja Lust auf einen neuen Anlauf, denn das Thema ist es wert.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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