Gedankenschwaden (gelöscht)

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anbas

Mitglied
Hallo atzmuellersand,

zunächst ein Herzliches Willkommen in der Leselupe. Ehrlich gesagt überzeugt mich dieser Text nicht sonderlich.

"Gedankenschwaden" - OK, aber Lyrik? Aus meiner Sicht eher nicht, sondern mehr Kurzprosa. Daher entweder deutlich verkürzen oder in die "Kurzprosa-Abteilung" verschieben (direkte Mail an eine/n der Redakteure/innen reicht aus). Dort könnte ich mir dann aber auch vorstellen, dass hier und da noch Textarbeit sinnvoll wäre.

Liebe Grüße

Andreas
 
A

AchterZwerg

Gast
Willkommen Atzmüller,
ich habe eine Schwäche für lyrische Prosa und mag dein Gedicht deshalb sehr.
Postiv fallen mir die gekonnten Umbrüche auf, die den Gedankenfetzen eines imaginären Fahrgastes entsprechen. Auch der leicht schläfrige Unterton passt.
Es folgen vier kleine Mäkeleien:
Den Titel finde ich auch doof. ;)
Das "Nicht-mehr-Seiende" würde ich groß schreiben,
Prioritätenwechsel zum Feierabend-Menschen ...
könnte m. E. ganz entfallen. Damit bringst du dich um einen gelungenen Schluss.
Ja, es stimmt: das menschliche Geschlecht hat das Leben
auf dieser Welteninsel in die Kurie gezwungen.
würde ich so umbrechen.
Ansonsten gefällt mir der Text gut. -
Diskussionen um lyrische Prosa gibt es hier öfter. Manche halten sie nicht für Lyrik.
Für mich ist sie hingegen ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Dichtkunst.
Der8.Zwerg
 
A

Architheutis

Gast
Auch von mir ein Herzliches Willkommen.

Ein paar Anmerkungen:

Ein Busch, [red]halbzerissen[/red] im herbstlichen Wind.
Er saugt die letzen Sonnenstrahlen ein.
Als wüsste er von den kalten und dunklen Tagen.
Weiß er, was kommt[blue],[/blue]schon im Vorgriff[blue],[/blue]
oder erfährt er die Zukunft erst in der Situation[red].[/red] [[blue]?[/blue]]
Wir sehen an dem Busch die farbigen Blätter
und hie und da schon Zweige hindurch spitzen.
- "halb zerissen"

- "spitzen" sollte sicher "spritzen" heissen? Fände ich zumindest ein gelungenes Bild.

- In einem Gedicht ist es gestattet, auf Satzzeichen zu verzichten. Aber wenn man sie -wie du- benutzt, sollten sie konsequent eingesetzt werden.

- Das Fragezeichen ist unabdingbar, da du halt einen Fragesatz aufwirfst. Ein Punkt kann da nicht stehen, das verwirft komplett die Intention dessen.

Wie kommt die Farbe Grün ins Grün?
Ich finde es immer wieder erstaunlich, mit welch scheinbar profanen Mitteln wunderbare Lyrik fabriziert wird.

-> Toll!

[red]Der Zug fährt ab, der Busch zieht vorbei.
Am Fenster tauchen Ortschaften auf, Lebensräume und Büsche.
Straßenbänder durchschneiden die Landschaft.
Grenzen – patrouilliert von vielen Fahrzeugen.[/red]
[blue]Gut, dass ich um die Gefahr weiß.
Wer sagt es dem liebestollen Käfer
oder der sich um ihre Zukunft sorgenden Raupe.
Ja, es stimmt: das menschliche Geschlecht hat das Leben auf dieser Welteninsel in die Kurie gezwungen.[/blue]
[red]Rot: Eher reine Prosa[/red]
[blue]Blau: Eher lyrische Prosa[/blue]

Jedenfalls nach meinem Gusto. Das rot markierte beschreibt lediglich. Das blau markierte driftet in ein Etwas ab, das sich der allgemeinen Erfahrung entzieht.

Heidruns (AchterZwerg) Hinweise auf Enjambements (=Zeilenumbrüche) lasse ich gelten. Ich brauche dennoch etwas mehr als nur das. Aber das ist -wie Heidrun auch anmerkte- rein geschmacklich.

Der Zug fährt ab, der Busch zieht vorbei.
Gleise und Werbeplakate ziehen vorbei.
Gegenstände ziehen vorbei.
Wiederholung nur, wenn darin ein lyrischer Mehrwert liegt.

-> Ja, aber ein bissl Magengrummeln bleibt; ganz so dolle ists ned, gell?

Ich wagte eine radikale Änderung, Verkürzung. Immerhin sind wir hier ja nicht bei den Prosa-Teetrinkern:
[blue]
Ein Busch, halb zerissen im Wind.
Er saugt die letzen Sonnenstrahlen ein,
als wüsste er von den kalten und dunklen Tagen.
Weiß er, was kommt?
Wir sehen an dem Busch die farbigen Blätter
und hie und da schon Zweige hindurchspritzen.

Wie kommt die Farbe Grün ins Grün?

Der Zug fährt ab, der Busch zieht vorbei.
Grenzen – patrouilliert von Fahrzeugen.
Gut, dass ich um die Gefahr weiß.
Wer sagt es dem liebestollen Käfer oder
der sich um ihre Zukunft sorgenden Raupe?
Ja, es stimmt:
das menschliche Geschlecht hat das Leben auf dieser Welteninsel in die Kurie gezwungen.

Dösen. Zielbahnhof. Aufstehen.
Nichts vergessen?
Umdrehen. Tür öffnen und raus.

Prioritätenwechsel zum Feierabend-Menschen[/blue]

Gruß,
Archi
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Zunächst: Herzlich willkommen in der Leselupe.
Es ist ein schönes beschreibendes und gedankenreiches Werk.
Was sehr stört, sind die vielen Tippfehler.

Ein Teil wurde schon von anderen genannt. Hier noch "letzten".

Bitte auch Zeichensetzung überprüfen.
Es ist ein fein ausgewogenes Gedicht. Da stört es besonders.

Leere Blicke, während freie Plätze widerwillig besetzt werden.
Der zweite Teil ist ein Nebensatz, der erste ist ein "stark geschrumpfter) Hauptsatz.

des nicht-mehr-seienden (Groß- und Kleinschreibung?) - das kann man vielleicht noch unter "künstlerische Freiheit" fassen.

Korrigieren kann man, wenn man den "Bearbeiten"-Knopf unter dem Werk drückt. Der ist nicht sehr auffällig.
Die alte Form bleibt nach der Korrektur erhalten, geht aber in den Hintergrund.
 
K

koollook

Gast
Zwei Sachen gefallen mir:

Die Frage des Grün und die sorgende Raupe.

Ob es nun Prosa oder Lyrik ist, auf mich macht es einen runden Eindruck mit vielen kleinen, ungewollten(?) Ecken.
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo atzmuellersand,

dies finde ich lyrischer als das Weihnachtsgedicht. Auch die Zeilenumbrüche gefallen mir besser. Besprochen worden ist es ja schon zu genüge.

lg,
kalei
 
Ich bedanke mich bei euch allen
für die konstruktive und gut gemeinte Kritik.
Meine Rechtschreibfehler habe ich versucht sofort zu beseitigen.

Dieses nicht gereimte Gedicht soll den Leser
in diese surrealistisch anmutende Atmosphäre eintauchen lassen,
der ich in Zügen oft begegne:
man ist nicht da, nicht dort und bei sich auch nicht ganz.
Man sitzt Stunden an irgendeinem Platz und hat nichts registriert,
nur gedöst, gedacht, gewartet.
Alles geschieht nur, wir sind passiv,
lassen nur zu,wie oft im Leben,
würden wahrscheinlich nicht einmal eine Schlägerei so richtig realisieren, außer man wacht plötzlich auf -- und erschreckt.
Meistens bewegen wir uns auch im Alltag in solchen Zuständen,
unbemerkt vor uns selbst, unbemerkt Mittäter.

Der Schlusssatz zum Feierabend-Menschen
soll den radikalen Umschwung deutlich machen.
Jetzt werden wir wieder handelnde Menschen:
ein weiterer (Meta-)zustand unseres Daseins.

Nochmals vielen Dank.
Ich habe mich sehr über eure Kommentare gefreut.
 
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