Geflochtenes - Sonett

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Walther

Mitglied
Geflochtenes


Sie flechtet ihre Liebe in Girlanden:
Sie hängen schwer und duften lichtbeschienen,
In ihren Blüten Hummeln, Käfer, Bienen,
Die – magisch angezogen – gerne landen,

Um dort zu nippen, wo die Säfte perlen,
Die sie benebeln und dazu verführen,
Die schönsten Punkte schwirrend zu berühren.
Am Morgen sitzt der Tau in Glitzerperlen

An Blütenkelchen und auf Knospenspitzen,
Die sie gewunden hat mit eignen Händen:
Man sieht, wie schelmisch ihre Augen blitzen,

Denn diese Pracht trägt manche kleinen Spitzen
Und will beachtet sein beim sich Verschwenden –
Man sollte sich nicht an den Dornen ritzen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Schwersatt sinnlich, barock, wenn denn ein Kommentar die Adjektive nennen darf, die man im Gedicht tunlichst vermeidet.

Mir fällt auf, wie Du, Walter, die rührenden (identischen) Reime gesetzt und harmonisch verteilt hast, nämlich auf die Rahmenpositionen der Quartette (landen reimt auf landen, perlen auf perlen) und die ersten Verse der Terzette (spitzen reimt auf spitzen). Das beweist bewußte Setzung, bei Dir selbstverständlich.

grusz, hansz
 

Walther

Mitglied
lb mondnein,

danke fürs reinlesen und kommentieren.

das reimschema ist nicht ohne nachdenken und ein wenig umbauen zu erreichen gewesen. die reime sind "gleich", aber der inhalt nicht, aucn wenn natürlich in zwei der drei fälle wortstämme "wirken", bedeutung und aussage aber durchaus nicht "gleich" sind.

die architektur solcher versuche gehört zu den handwerklichen heausforderungen, die sich aus dem schreibfluß dem autor stellen, der im entstehensprozess in sich, die sprache und die form hineinhorchen muß. es ist wie beim steinmetz, der die struktur des steins erspürt, bevor er zu arbeiten beginnt, und natürlich die form des werks entlang der maserungen bzw. potentiale bruch- und spaltlinien entwickelt.

hier geht es zusätzlich um das verwobensein von offentlichem mit den verborgenen ebenen, die in den bedeutungstiefen der bilder liegen, das erschwert die lage zusätzlich, zumal am ende auch die innere dialogik der form erhalten bleiben sollte.

nun ja, man kann und darf wie immer geteilter ansicht. schön, daß du das entdeckt und hervorgehoben hast. nun darf der text noch eine weile an der oberfläche des internets dümpeln, bevor er mit dem rest im datengrab vor sich hinmodert.

lg W.
 



 
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