Gelber Wackelpudding

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JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gelber Wackelpudding

Deine Zeilen hallen nach.
Sie kleben süsslich an meiner Grosshirnrinde.
Wie eitrige Rotze süss-faulig hinten in der Nasenhöhle.
Chrrrrrrrrrrrrrr....................
Ffffttttttt............................

Als Wackelpudding hast Du den anderen diese Scheisse verkauft.
Mit dem grossen Suppenlöffel haben sie den Mist gefressen.
Verfallsdatum siebzehnter August 1892.
Ein Hochgenuss, ausgefeilt, gewitzt und so sensibel.

Sie haben sich wiedererkannt, identifiziert.
Sie sind nun nicht mehr allein.
Verbunden mit zarten Fäden eitriger Rotze, vernetzt, verletzt, vereinigt.
Vereinigt im gestern, der Sprache von gestern, dem Schmerz von gestern.

Nur mich zieht es mit einer Überdosis Nasenspray zurück ins heute.

Ein schönes Leben noch.

Leben?
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, JoteS,
Du scheinst ja eine wahre Freude an Auswürfen zu haben.
Im Gegenteil zu Deinem Gedicht "der Kuss" macht mir
diese "rotz-freche" "Verdichtungs-Prosa" doch Schwierigkeiten
mich nicht zu übergeben, zumal ich im Moment erkältet bin
und somit auch mit Auswürfen und ähnlichen Klebrigkeiten
zu kämpfen habe. Brrrrrrrrrrrrrr.........Ffffffffffffffttttttttt.:(:(

Dem Inhalt nach zu urteilen (sofern ich es nicht doch falsch
verstanden habe) rebelliert Dein Protagonist gegen althergebrachte
Möglichkeiten sich auszudrücken, sprich gegen "gehabte"
Schreibweise und Dichtung und gegen die Anhänger einer
solchen Art etwas zu Papier, sprich zum Monitor, zu bringen.
Nun, ja, irgendwie verständlich und doch wiederum nicht,
denn wen hindert irgendjemand so oder so zu schreiben?
Wer sich "althergebracht"äußern will sollte das meiner Meinung
auch tun und wer das Gegenteil praktizieren möchte, auch.
Was spricht gegen beide Arten?
Dazwischen liegen noch ein paar Mischarten, die man auch
berücksichtigen kann und sollte.
Den Protagonisten zieht es nun mal ins Heute - aber was ist
Heute? Heute ist auch eine Fortsetzung von Gestern,
auch - nicht nur. Ein Heute ohne gestrigen Einflüsse gibt es nicht.
Warum muß ich Heute immer etwas Heute-Spezifische haben?
Zumal das Heutige mir oft auch noch ziemlich dürftig scheint.
Nicht nur - aber auch. Das Schöne am Heute ist, daß man
auch noch etwas von Gestern mitnehmen kann.....darf....
Und warum muß etwas von Gestern "süß-faulig-rotzig" sein?
Natürlich kannes das - aber nicht nur.;)
Irgendwie bin ich für beides offen, sofern beides gut ist.
Ich lehne nicht alles von Gestern ab, aber ich bete auch nicht
alles von Heute an.
In Deinen Zeilen lese ich so etwas wie bösen Vorwurf, in
Richtung "Gestriges" und habe damit einfach ein Problem.
"Mist, Scheisse, Rotze" etc. Das ist mir ein wenig zu heftig
auf den Pudding gehauen, lieber JoteS.
Ich habe schon einiges von Heute gelesen und fand sehr
viel "Mist, Scheisse, Rotze". Und trotzdem bin ich der Meinung,
auch so etwas gehört dazu. Heute schreibt man nicht besser
und auch nicht wahrer - nur anders. Was nicht heißen soll, daß
ich alles von Gestern gut finde - einiges aber schon, sogar besser.;)


Und dann die Endzeilen : "Ein schönes Leben noch - Leben?"
Etwas viel Ironie in diesem Wunsch und zwischen den Zeilen
die Feststellung, nur der "heutige Schreiber" verstehe etwas vom
Leben und nur er könnte darüber schreiben. - Na...na....

Na, ja, aber vielleicht habe ich die ganze "rotzige" Sache doch
mißverstanden - dann, ja, dann nehme ich alles selbstverständlich
gerne zurück.

In diesem Sinne
nichts für ungut
und liebe Grüße
Klopfstock (rotz-erkältet)
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Klopfstock

Es tut ja fast ein wenig weh, ausgerechnet Dir Unbehagen bereitet zu haben. Ich mag Deinen Stil.
Immerhin hatten meine Zeilen bei Dir weitgehend die gewünschte Wirkung. Der Text ist zu zwei Dritteln reine Provokation aber die Aussage ist anscheinend nicht ganz angekommen.
Es geht nicht darum, alte Ausdrucksformen zu verdammen und schnodderige Alltagssprache zur Kunst zu erheben. Es geht nur um Engstirnigkeit, Weinerlichkeit und die Notwendigkeit, ins Heute zurückzufinden.
Hinter all der Rohheit und Feindseeligkeit sollte eigentlich sogar durchscheinen, dass das Kritisierte dem Autor alles andere als fremd ist.

LG

J.
 
K

Klopfstock

Gast
O.K. JoteS - hier muß ich Dich ein wenig um Verzeihung bitten, dafür, daß ich solch eine lange Leitung hatte.
So gesehen, ist der Text voll in Ordnung und ich werde
Buße tun für meine geistige "Schneckenlangsamkeit" :D;)

Dir noch einen schönen Tag
und liebe Grüße
Klopfstock (bereits im Büßer-Hemd;))
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo JoteS,

geschickt geschrieben, deine Zeilen, und das Nasenspray am Ende zwingt zum Nachdenken - wie auch das "Leben?"

Ich habe nur zwei Korrekturvorschläge, die den Einstieg für den Leser leichter machen könnten:

Deine Zeilen hallen nach. (ABSATZ)
[blue]Aber sie [/blue]kleben süsslich an meiner Grosshirnrinde.

Viele Grüße von Zeder
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Zeder

Dass Du dem Text einen Sinn und eine Berechtigung zusprichst tut gut. In einem anderen Forum wurde er als Wortmüll gelöscht.

LG

J.
 
M

mirami

Gast
hallo joteS,

“dieses werk ist flüssig *räusper* und mit freude zu lesen“. es war eklig – hat aber spaß gemacht. die ersten beiden zeilen gefallen mir am besten. danach wurden meine augen beim lesen immer größer und die gänsehaut immer dicker. eine gute idee in außergewöhnlicher verpackung. das nasenspray ist sicher eine gute therapie.

gute besserung ;)

wünscht
mirami
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Mirami

Es war Korruptling Roland Koch, der mich mit dem von ihm erfundenen Horror-Adjektiv "brutalstmöglich" inspiriert hat.

Warum nicht einmal ein paar "brutalstmögliche" Zeilen schreiben?! Aber sicher doch, Kleinigkeit! :D

Man nehme ein paar Kraftausdrücke, einen Ekelauslöser und trete damit mit aller Kraft gegen den (uns allen ein wenig innewohnenden) Hang zu Sentimentalität wenn nicht gar Weinerlichkeit - fertig.

Ich staune immer noch ein wenig darüber, wie vergleichsweise reibungslos der provokante Text aufgenommen wurde. Es muss sich auch niemand persönlich angesprochen fühlen - bewahre! ;)

GLG

Jürgen :cool:
 



 
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