Genesis
Der Schöpfer des Erdkreises und der dazugehörigen Atmosphäre hatte zu einer Sondersitzung eingeladen.
Das Auditorium Maximum des Himmelszeltes war gefüllt bis auf den letzten Platz. Die Bankreihe unmittelbar zur Rechten in orthogonaler Anordnung zum Tisch des Vorsitzenden, mit zwölf einzelnen gut ausgestatteten Sitzeinheiten, nahmen die Apostel ein, die vollzählig erschienen waren. Die ersten Reihen des Parketts waren mit allen Heilig- und seliggesprochenen Personen besetzt, entsprechend nuanciert abgestuft. Dahinter befanden sich die Plätze derjenigen, eine etwas größere Anzahl, als in den Reihen davor, die nach ihrem Ableben auf Anhieb den direkten Weg ins Paradies eingeschlagen hatten, ohne die leidige Umleitung über die langwierige Vorstufe nehmen zu müssen. Im weiteren scheinbar endlosen Hintergrund schließlich saßen all diese, und es war eine unüberschaubar große Zahl, die im Gegensatz zu den Vorgenannten diesen langen schwierigen Pfad der Läuterung hatten durchlaufen müssen; viele dieser Gesichter wirkten noch ein wenig abgezehrt, von diesem mühevollen Säuberungsprozess.
Der Herrscher über Himmel und Erden begann seine Ansprache mit klagenden, fast wehleidigen Worten:
„Liebe Anwesenden, ich habe die heutige Vollversammlung einberufen, um Euch einen Tatbestand vor Augen zu halten, der mich schon seit längerer Zeit nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. War es doch dereinst so unbeschwert, herrschte dazumal noch eine wunderbare Leichtigkeit, als ich diese Welt erschuf, so muss ich seit längerem nunmehr feststellen, dass sich seit eben diesem glücklichen Zeitpunkt allen Anfangs im Verlaufe der Jahrmillionen und Milliarden einiges verändert hat, und das durchaus nicht zum Positiven.“
Die Anwesenden schwiegen; wie erstarrt saßen sie auf ihren Plätzen.
„Und da es sich so verhält, in der Tat“, fuhr der Schöpfer fort, „ist es mir am heutigen Tage ein besonderes Anliegen, mich noch einmal an die glückliche Zeit des Ursprungs zu erinnern, gemeinsam mit Euch allen. Lieber Petrus“, sprach er den in der rechten seitlichen Reihe zuvorderst Sitzenden an, „sei so gut und ließ uns noch einmal vor, aus meinem Büchlein, wie alles seinen Anfang nahm!“
„Gewiss, Herr“, kam Petrus unverzüglich dieser Aufforderung nach. Er trat aus der Bankreihe hervor und begann vorzulesen, aus dem Tagebuch des Schöpfers:
„Am ersten Tage, Herr, erschufest Du Himmel und Erde, und Du ließest Licht werden, wo vorher Finsternis war.
Am zweiten Tag teiltest Du die Erde in Land- und Wasserflächen ein, Herr, und am dritten Tage erschufest Du die Pflanzen und es erwuchs Grün aus der Erde, von Deiner Hand.“
„Welch schöne Tage!“ entfuhr es dem Herrn.
„Am vierten Tage verteiltest Du Lichter über das Himmelsgewölbe und nanntest sie Gestirne. Am fünften Tage erschufest Du alle Arten von Seetieren und von Tieren, die sich in die Luft erhoben.“
An diesem Punkt hielt Petrus inne: „Soll ich weiterhin vortragen oh Herr?“
Der Schöpfer seufzte, etwas gequält, wie es schien:
„Fahr fort, mein Sohn!“
„Am sechsten Tage hast Du dein Werk vollendet. Du brachtest alle Arten von Tieren des Feldes und des Waldes hervor, und als Krönung all dessen, was Du zuvor erschaffen hattest, als Krönung Deiner Schöpfung erschufest Du den Menschen, nach Deinem Abbild, damit er über alles herrschen solle. Am siebten Tage aber, Herr, ruhtest Du, und betrachtetest wohlgefällig Dein Werk.“
Mit diesen Worten legte Petrus das Tagebuch des Herrn beiseite und begab sich wieder auf seinen Platz, in der Bank zur Rechten des Herrn.
Es folgte ein langes Schweigen.
Als die Stille gar unerträglich zu werden schien, nahm der Schöpfer seinen Kopf in beide Hände, um ihn abzustützen. Mit unendlich wehmütigen Augen blickte er auf das Auditorium im Himmelsrund.
„Ich glaube, es wäre besser gewesen“, stellte er mit betrübter Miene fest, „wenn ich es schon am sechsten Tage getan hätte, meine Freunde; das, was Petrus in seinem letzten Satz ausführte!“
Der Schöpfer des Erdkreises und der dazugehörigen Atmosphäre hatte zu einer Sondersitzung eingeladen.
Das Auditorium Maximum des Himmelszeltes war gefüllt bis auf den letzten Platz. Die Bankreihe unmittelbar zur Rechten in orthogonaler Anordnung zum Tisch des Vorsitzenden, mit zwölf einzelnen gut ausgestatteten Sitzeinheiten, nahmen die Apostel ein, die vollzählig erschienen waren. Die ersten Reihen des Parketts waren mit allen Heilig- und seliggesprochenen Personen besetzt, entsprechend nuanciert abgestuft. Dahinter befanden sich die Plätze derjenigen, eine etwas größere Anzahl, als in den Reihen davor, die nach ihrem Ableben auf Anhieb den direkten Weg ins Paradies eingeschlagen hatten, ohne die leidige Umleitung über die langwierige Vorstufe nehmen zu müssen. Im weiteren scheinbar endlosen Hintergrund schließlich saßen all diese, und es war eine unüberschaubar große Zahl, die im Gegensatz zu den Vorgenannten diesen langen schwierigen Pfad der Läuterung hatten durchlaufen müssen; viele dieser Gesichter wirkten noch ein wenig abgezehrt, von diesem mühevollen Säuberungsprozess.
Der Herrscher über Himmel und Erden begann seine Ansprache mit klagenden, fast wehleidigen Worten:
„Liebe Anwesenden, ich habe die heutige Vollversammlung einberufen, um Euch einen Tatbestand vor Augen zu halten, der mich schon seit längerer Zeit nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. War es doch dereinst so unbeschwert, herrschte dazumal noch eine wunderbare Leichtigkeit, als ich diese Welt erschuf, so muss ich seit längerem nunmehr feststellen, dass sich seit eben diesem glücklichen Zeitpunkt allen Anfangs im Verlaufe der Jahrmillionen und Milliarden einiges verändert hat, und das durchaus nicht zum Positiven.“
Die Anwesenden schwiegen; wie erstarrt saßen sie auf ihren Plätzen.
„Und da es sich so verhält, in der Tat“, fuhr der Schöpfer fort, „ist es mir am heutigen Tage ein besonderes Anliegen, mich noch einmal an die glückliche Zeit des Ursprungs zu erinnern, gemeinsam mit Euch allen. Lieber Petrus“, sprach er den in der rechten seitlichen Reihe zuvorderst Sitzenden an, „sei so gut und ließ uns noch einmal vor, aus meinem Büchlein, wie alles seinen Anfang nahm!“
„Gewiss, Herr“, kam Petrus unverzüglich dieser Aufforderung nach. Er trat aus der Bankreihe hervor und begann vorzulesen, aus dem Tagebuch des Schöpfers:
„Am ersten Tage, Herr, erschufest Du Himmel und Erde, und Du ließest Licht werden, wo vorher Finsternis war.
Am zweiten Tag teiltest Du die Erde in Land- und Wasserflächen ein, Herr, und am dritten Tage erschufest Du die Pflanzen und es erwuchs Grün aus der Erde, von Deiner Hand.“
„Welch schöne Tage!“ entfuhr es dem Herrn.
„Am vierten Tage verteiltest Du Lichter über das Himmelsgewölbe und nanntest sie Gestirne. Am fünften Tage erschufest Du alle Arten von Seetieren und von Tieren, die sich in die Luft erhoben.“
An diesem Punkt hielt Petrus inne: „Soll ich weiterhin vortragen oh Herr?“
Der Schöpfer seufzte, etwas gequält, wie es schien:
„Fahr fort, mein Sohn!“
„Am sechsten Tage hast Du dein Werk vollendet. Du brachtest alle Arten von Tieren des Feldes und des Waldes hervor, und als Krönung all dessen, was Du zuvor erschaffen hattest, als Krönung Deiner Schöpfung erschufest Du den Menschen, nach Deinem Abbild, damit er über alles herrschen solle. Am siebten Tage aber, Herr, ruhtest Du, und betrachtetest wohlgefällig Dein Werk.“
Mit diesen Worten legte Petrus das Tagebuch des Herrn beiseite und begab sich wieder auf seinen Platz, in der Bank zur Rechten des Herrn.
Es folgte ein langes Schweigen.
Als die Stille gar unerträglich zu werden schien, nahm der Schöpfer seinen Kopf in beide Hände, um ihn abzustützen. Mit unendlich wehmütigen Augen blickte er auf das Auditorium im Himmelsrund.
„Ich glaube, es wäre besser gewesen“, stellte er mit betrübter Miene fest, „wenn ich es schon am sechsten Tage getan hätte, meine Freunde; das, was Petrus in seinem letzten Satz ausführte!“