genesis (gelöscht)

rosste

Mitglied
hallo hannah,
das ist gut.

für
"schuf er
die hure"

würde ich
"die hure erschaffen" nehmen. so braucht "er" nicht plötzlich am schluss aufzutauchen... (er steckt ja schon in "genesis")

lg
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo rosste,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Mit dem "schuf er" bin ich auch noch nicht ganz zufrieden.

Was hältst von:

genesis

erhitzte kälte
tastet bein fleisch
verkeilt sich in
enger scham
haft am mittag

die hure

Hab allerdings Sorge, dass es dann wieder zu kryptisch wird ...

Viele Grüße
Hannah
 
P

Prosaiker

Gast
Hm. Ob er (ich halte ihn übrigens für wichtig, der Text läuft sonst Gefahr, vom Offenen ins Belanglose zu kippen) da wirklich ne Hure geschaffen hat, oder - hm. Ja. Was nun. Ließ er das Dornröschen aus ihrem bourgeoisen Schlaf erwachen? Blöd. Da sind zu viele Gedanken, um sie jetzt aufzuschreiben (werd grad abgeholt). Jedenfalls fällt es mir schwer einen triftigen Ansatz für Kritik zu finden. Große Storyvielfalt in sieben Versen + Titel. Was will man mehr?

Grüße,
Prosa.
 

Hannah Rieth

Mitglied
Ich denke noch mal in Ruhe darüber nach. Das "erschaffen" passt mir noch nicht so richtig in meinen subjektiven Rhythmus.
Vielen Dank auf jeden Fall für die Anregung!
 

Perry

Mitglied
Hallo Hannah,
formal finde ich den Text in seiner Verdichtung durchaus gelungen. Inhaltlich kann ich dir leider nicht beipflichten, denn "er" -wenn überhaupt- hat eine Frau erschaffen, zur Hure wurde sie bzw. einige ihrer Nachkommen erst durch das Leben.
Kann natürlich sein, dass du einen anderen Denkansatz hast, der für mich nicht erkennbar ist.
LG
Manfred
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
mhm, wenn ER seine Menschen anders erschaffen hätte, gäbe es weder Bedarf an Huren noch diese selbst.

Mir fiel noch ein, dass er sie ja nach seinem Ebenbild schuf.

Darüber hinaus gibt es ja nicht nur eine göttliche Interpretation. Es kann genau so gut ein normaler Mann sein.
Oder die Hure keine Frau.

cu
lap
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Manfred, hallo Lap,

vielen Dank Euch beiden für das aufmerksame Lesen des Textes!

Inhaltlich sehe ich keine Widersprüche, Perry. Möchte mich da zwar eigentlich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber Lap zu zitieren hat ja auch nichts mit Fenstern zu tun ...

Darüber hinaus gibt es ja nicht nur eine göttliche Interpretation. Es kann genau so gut ein normaler Mann sein.
Oder die Hure keine Frau.
Oder noch keine Frau.

Viele Grüße
Hannah
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo hanah,

ist zwar schon alles gesagt, aber ganz ohne rückmeldung wollt ich nicht wieder weg:

klasse gedicht!

grüße
nofrank
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Hannah,

habe den Text mit Interesse durch die vorgeschlagenen Wandlungen verfolgt. Er wirkt sehr hochprozentig.

In der jetzigen Form fällt mir auf, dass sich durch das Enjambement bei

scham
haft am mittag
schuf er
die hure
der Adjektivträger verschiebt vom passiven zum aktiven Part. Das kann doch so nicht gewollt sein, oder?

Lieben Gruß von Elke
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Elke,

ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Deinen Kommentar nicht verstanden habe ... Vom Aktiven zum Passiven vielleicht, aber andersrum? Hmm ... Hilfst Du mir auf die Sprünge?

Vielen Dank und liebe Grüße von
Hannah
 

ENachtigall

Mitglied
Sorry Hannah,

jetzt klarer.

genesis

erhitzte kälte
tastet bein fleisch
verkeilt sich in
enger scham
haft am mittag
schuf er
die hure
Die beiden Worte Fleisch und Haft bezeichnen die Bruchstelle des Enjambements. Die Worte haben (1) Rück- und (2) Vortwärtsbezug. Zur Verdeutlichung mit Satzzeichen und Groß-/Kleinschreibung:

(1)Erhitze Kälte
tastet Bein, Fleisch.

(2)Erhitzte Kälte
tastet Bein. Fleisch
verkeilt sich in

(2)...in
enger Scham.
Haft am Mittag

(1)... Scham
-haft am mittag
schuf er
die Hure

In der letzten Darstellung, die eine dem Werk immanente Lesart ist, sehe ich eine Unschlüssigkeit darin, dass dem "Erschaffer" (aktiven Part) das Adjektiv "schamhaft" zufällt. Das passt nämlich nicht zur "erhitzten Kälte" und zum "Verkeilen".

Ich hoffe, Du verstehst mich jetzt besser ...(?)

Lieben Gruß

Elke


P.S.

Vertausche nur die beiden Worte der vorletzten Zeile, dann stimmt es.

genesis

erhitzte kälte
tastet bein fleisch
verkeilt sich in
enger scham
haft am mittag
er schuf
die hure
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
wobei ich Adjektivträger für eine sehr schöne Wortschöpfung erkläre, Elke!
;)

Aber Du beschränkst die Lesart, wenn Du ein reines Enjambement herausarbeitest. Die Bedeutungsverbindung von enger Scham und schamhaft kommt ja automatisch, wenn man eine gewaltsame Schöpfung herausliest.
Genauso lässt sich aber eine auch eine obsessive Interpretation denken, in der die Schamhaft ihn zum Sklaven seines Fleisches macht.
Gerade das Wort Hure in Bezug auf sie lässt ja viele Denkrichtungen zu.
- sie ist das Opfer, für immerdar seiner Begierde untertan
- sie ist gar kein Opfer, aber er sieht in ihr etwas Verachtenswertes
- sie verführt ihn der Macht wegen

Im literarischen Kontext der Autorin drängt sich zwar eine bestimmte Interpretation auf (cooler Satz, nicht wahr? :), aber das schöne ist ja, dass ihre Worte, oder Schrift, wie Milko sagen würde, soviele verschiedene Gedanken erlauben.

cu
lap
 



 
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