Geranien

kleinerbaer

Mitglied

„Scheiß Leben!“ Der alte Radosch spricht traurig mit seinen Blumen.

Geranien.

Er liebt sie!

Hat sie vor drei Jahren von seinem Sohn bekommen.

Seitdem war keiner mehr da.

Sie haben sich gestritten. „Scheiße!“, denkt Radosch, „hätt ich mal mein Maul gehalten.“

„Hätte“ hilft ihm nicht.

Radosch kreist mit seinem Rollstuhl im Zimmer.

Seine Gedanken kreisen mit.

„Nur mein Sohn. Ist der Einzige, den ich hab. Hatte!“

Eine Träne rinnt durch die Krater in seinem Gesicht.

Radosch bemerkt sie nicht.

„Isolation? Corona? Pah!“, ruft er laut. Keiner hört ihn.

„Das is nichts. Hier ist es einsam. Jahrelang. Hier bin nur ich. Nicht mal laufen kann ich.“

Radosch sackt im Rollstuhl zusammen.

Jetzt bilden Tränen kleine Bäche im Gesicht.

Kurz denkt er an den netten Jungen von Gegenüber.

Der kommt alle paar Tage zu ihm. Kauft für ihn ein.

Ein Lächeln durchbricht die Tränen des Alten.

Nur kurz.

Dann ist es weg.

Die Tränen siegen!

Der Rollstuhl bewegt sich zum Fenster.

Radosch schaut raus.

„Einsam.“, denkt er.

„Vorsichtig. Sie dürfen nicht kaputt gehen.“

Vorsichtig räumt er die Geranien zur Seite.

Radosch öffnet das Fenster.

Mehr Tränen.

Ein Seufzen.

Radosch zieht sich am Fensterrahmen hoch.

Es regnet.
 

ChipoZuriZola

Mitglied
Eine Geschichte, die mich zum Nachdenken anregt hat. Hatte eine andere Stimmung erwartet als ich den Titel las, aber der titel passt prima.
Mir gefällt besonders wie du mit so wenigen Worten eine Geschichte formen konntest - inhaltlich und von der Stimmung.

Hier ist ein kleiner Sprung für mich gewesen, ich wünschte mir ein Übergang. Zum Verständnis ein Beispiel:

Im TV. Corona! XY Tage Isolation.
„Corona? Pah!“, ruft er laut. Keiner hört ihn.

„XY Tage is nichts. Hier ist es einsam. Jahrelang. Hier bin nur ich. Nicht mal laufen kann ich.“
Vllt etwas geschwollen gesprochen, oder wie findest du es?

Die Tränen fließen in Bächen über sein Gesicht
Vorschlag
Den Rollstuhl bewegt er zum Fenster.
Vorsichtig ist doppelt. Fände auch liebevoll oder behutsam geeignet als Kontrast zur Situation und seiner Stimmung. Auch ohne das zweite vorsichtig passt es noch gut.

„Vorsichtig. Sie dürfen nicht kaputt gehen.“

Er räumt die Geranien zur Seite.
Am Ende spitzt sich die Lage zu. Wie ist dein letzter Satz zu deuten? Steht er in Beziehung zu den Tränen?

Radosch öffnet das Fenster.

Mehr Tränen.

Ein Seufzen.

Radosch zieht sich am Fensterrahmen hoch.

Es regnet.
SG
Stephan
 

kleinerbaer

Mitglied
Hallo,

danke für deine Anregungen.
Ja, der letzte Satz steht in Bezug auf die Tränen- der Himmel weint auch.
Gruß
Jörg
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo kleinerbär,

warum diese schreckliche Formatierung? Man ist versucht, nach jeder Zeile eine Denkpause einzulegen, was der Geschichte sicher nicht dienlich ist.

Ich hab mal versucht, einige Zeilen zu Blocks zusammenzufügen. So würde (für mich) eine zusammenhängende Geschichte daraus.

„Scheiß Leben!“ Der alte Radosch spricht traurig mit seinen Blumen. Geranien. Er liebt sie! Hat sie vor drei Jahren von seinem Sohn bekommen. Seitdem war keiner mehr da. Sie haben sich gestritten. „Scheiße!“, denkt Radosch, „hätt ich mal mein Maul gehalten.“
„Hätte“ hilft ihm nicht.

Radosch kreist mit seinem Rollstuhl im Zimmer. Seine Gedanken kreisen mit.
„Nur mein Sohn. Ist der Einzige, den ich hab. Hatte!“
Eine Träne rinnt durch die Krater in seinem Gesicht. Radosch bemerkt sie nicht.
„Isolation? Corona? Pah!“, ruft er laut. Keiner hört ihn.
„Das is nichts. Hier ist es einsam. Jahrelang. Hier bin nur ich. Nicht mal laufen kann ich.“

Radosch sackt im Rollstuhl zusammen. Jetzt bilden Tränen kleine Bäche im Gesicht. Kurz denkt er an den netten Jungen von Gegenüber. Der kommt alle paar Tage zu ihm. Kauft für ihn ein.
Ein Lächeln durchbricht die Tränen des Alten. Nur kurz. Dann ist es weg. Die Tränen siegen!

Der Rollstuhl bewegt sich zum Fenster. Radosch schaut raus.
„Einsam.“, denkt er.
„Vorsichtig. Sie dürfen nicht kaputt gehen.“
Vorsichtig Behutsam räumt er die Geranien zur Seite. Radosch öffnet das Fenster.
Mehr Tränen. Ein Seufzen.

Radosch zieht sich am Fensterrahmen hoch. Es regnet.


Gruß, Ciconia

P.S. Ich sehe gerade noch, dass diese Geschichte unter Kurzgeschichten eingestellt wurde. Dafür hat sie meines Erachtens zu wenig Handlung. Ich würde sie eher als Kurzprosa sehen.
 



 
Oben Unten