Gerdas Muttertag

Haget

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Gerdas Muttertag
Haget 469

Der Anfang schien schon sehr geglückt,
der Frühstückstisch war mir gedeckt,
mit vielen Blumen reich geschmückt
- bis deren Herkunft ich entdeckt:

Das „glückliche Gesicht“ jetzt gefroren
blickte ich durchs Fenster vors Haus -
mein Vorgarten hatt’ alle Blüten verloren
und sah sehr nach ‘ner Reiterschlacht aus.

Um nicht die kleinen Seelen zu knicken,
genoss ich begeistert den Frühstückstisch,
bemüht, nicht aus dem Fenster zu blicken,
zu dem nun so kahlen Stängel-Gemisch.

Ich scheiterte dann mit dem Versuch,
die Kleinen von Weiterem abzubringen,
die Überraschung schien mir reichlich genug
- was mochte den beiden noch gelingen?

Doch den Gesichtern - vor Eifer gerötet -
konnt’ ich ihr Ziel nicht vorenthalten
- ich hätte vielleicht ihre Seele getötet -
allein mal in meiner Küche zu walten.

Kurz gesagt - ihr könnt’s euch denken -
ich hörte ihr Wirken laut durch die Tür,
sie wollten mir einen Kuchen schenken
- zwei Stunden Räumdienst erhielt ich dafür.

Dabei drängte doch schon die Zeit,
es kamen - fast im Trubel vergessen! -
am Muttertag stets die Schwiegerleut’
- mit lediger Tante - zum Mittagessen!

Der Schwiegermutter war Tradition
- und sie hat’s nicht einmal versäumt:
„An Muttertag gehör’ ich meinem Sohn!“
- hat sich dann alte Zeiten erträumt

Und um mein Glück noch abzurunden,
klingelte auch noch das Telefon:
Es kommen auch auf ein paar Stunden
- meine Eltern - mir schwante es schon!

Klar, dass es Mütter nie unterließen
- es war ja ihr Tag, er stand ihnen zu! -
der Tochter Fürsorge zu genießen,
im Kreis der Familie, in aller Ruh’.

Schwiegermutter war gar nichts recht
- ihr Nörgeln an mir war ich ja gewohnt -
nun Kinder noch laut, Wetter schlecht,
mit Undank werd’ ihr als Mutter gelohnt.

Nach Kaffeezeit stand ich alleine inmitten
- riesiger Stapel und spülte Geschirr,
im Zimmer wurde lautstark gestritten.
„Komm doch endlich, sitz’ zu uns her!“

Es musste mir doch einmal gelingen
- man stritt sich inzwischen um Politik -
ein mehr neutrales Thema zu bringen
- - hab’ ich mit Fotoalben Glück.?

Die erste Ruhe war bald drauf verloren,
nun ging’s um Familien-Ähnlichkeiten,
wessen Mund - und von dem die Ohren,
so klang‘s über endlose Album-Seiten.

Längst hatten die Kinder Regale geräumt,
die Bücher zu hohen Stapeln geschichtet,
sich diese als hohe Palmen erträumt,
- die Abenteuer wurden laufend berichtet.

Nach dem Abendessen sah dann das Haus
- als die lieben Gäste endlich gegangen -
wie mein gerupfter Vorgarten aus
- der Tag hatte so schön angefangen!

Am Montag rief Schwiegermutter uns an
- ließ auch vom Schwiegervater grüßen:
„Dank uns“ - erinnerte sie mich daran -
„konntest herrlichen Muttertag du genießen!“

* . * . *

Es können die Omas so schwer vergessen,
dass ihre Kinder nun Mütter sind,
noch immer auf Muttertags-Ehre versessen,
als seien die wirklichen Mütter noch Kind.​
 

Haget

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Zu früh? NEIN!!

Vielleicht möchte ja manche "junge Mutter" der nun Oma gewordenen Mutter dieses mal vorweg als "Geschenk" senden?
 



 
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