Ich mag Gewürzgurken. So wie Sybille, als ich sie kennenlernte. Der Vergleich hinkt vielleicht. Ich meine, Sybille ist keine Gewürzgurke. Sie ist schlank und schön. Eher eine Salatgurke. Soulfood. Superfood. Passt zu Sushi. Auch zu einem Moscow Mule. Oder als gesunder Snack zwischendurch. Ich rede jetzt von der Salatgurke, nicht von Sybille. Ich sage ja – der Vergleich hinkt.
Wir lernten uns im Callcenter kennen. Nein, nicht die Pornonummer. Kundenservice bei einer Versicherung. Naja, Service ist ein großes Wort für das, was wir dort taten. War ein guter Nebenjob. Ich mag es, mit Leuten zu reden. Vor allem, wenn sie mich dabei nicht sehen können. Ich habe es vielleicht noch nicht erwähnt – ich bin optisch eher der Typ Gewürzgurke.
Sybille fing zwei Monate nach mir dort an. Daher durfte ich sie anlernen. Sie saß neben mir. Sonst hätten wir uns wohl niemals kennengelernt. Sie nahm sich das Gerede der Kunden immer so zu Herzen. Ich brachte ihr ein paar rhetorische Kniffe bei. Sie mochte meinen Humor. Ich glaube, die Salatgurke, die quer zwischen Käse, Marmelade und Schinken im Kühlschrank liegt, weiß es auch zu schätzen, wenn neben ihr noch ein Glas Gewürzgurken steht. Verschieden, aber doch verbunden. Dieselbe Familie.
So kamen wir ins Gespräch. Gingen nach dem Dienst manchmal noch einen trinken. Plauderten, lachten, flirteten. Liebe? Puh, noch so ein großes Wort. Ja, nach ein paar Wochen genoss ich nicht nur die Zeit mit ihr. Ich dachte auch an sie, wenn wir nicht zusammen waren. Manchmal schon morgens, als Erstes, wenn ich erwachte. Ich dachte an ihre Gesichtsausdrücke, wenn sie neben mir die Anrufe entgegennahm. Die Stirnfalten, wenn sie sich mal wieder in die Probleme des Anrufers involvierte. Die Grübchen, wenn sie über meine aufmunternden Späße kicherte. Ihre zwei Dutzend Sommersprossen, die um ihre Nase tanzten. Das kleine Muttermal an ihrem Hals. Aber, hey – Liebe?
Gewürzgurken werden ja auch als Essiggurken oder saure Gurken bezeichnet. Das finde ich nicht gerechtfertigt. Es unterschlägt das feine Zusammenspiel der verschiedenen Aromen. Vom ersten Biss bis zum Nachschmecken ist die Gewürzgurke ein Erlebnis. Ich kann die Leute nicht verstehen, die verächtlich die Gurkenscheiben von ihren Hamburgern kratzen.
Vor ein paar Tagen rief mich Sybille abends an. Ob ich vorbei kommen könne. Sie müsse mich unbedingt sehen. Verdammt, da war ich aufgeregt. Als Gewürzgurke schaust du ja eher aus deinem Käfig aus Glas auf die Salatgurke. Keine Ahnung, was passiert, wenn man sich neben sie legt.
Es gibt übrigens auch Knoblauchgurken, Pfeffergurken und Ingwergurken. Die haben noch mehr Pfiff. Ist mir aber schon too much. Von daher bin ich wohl eher konservativ.
Ich also auf mein Mountainbike und bin zu Sybille gefahren. Als sie mir die Tür öffnete, war sie total verheult. Was ist los?, fragte ich. Sie erzählte mir von ihrem Freund. Den hatte sie vorher nie erwähnt. Zeigte mir Fotos. Ein braungebrannter Schönling. Sportlich, groß. So eine Art argentinisches Steak. Er hätte Schluss gemacht. Per WhatsApp.
So eine Scheiße!, sagte ich. Wobei ich die Tatsache meinte, dass sie mir vorher nicht von ihm erzählt hatte. Doch dann kam es erst richtig dicke. Warum ihr Steak nicht so nett sei wie ich, heulte sie mir vor. Ich wäre so ein toller Kumpel. Warum sie sich nie in so nette Typen wie mich verliebe, fragte sie mich. Das fragte sie mich!
Ich mag keine Salatgurken. Die sind geschmacklos. Nur Wasser, sonst ist da nichts. Man nennt sie übrigens auch Schlangengurken. Ich mag Gewürzgurken. Ich glaube, Gewürzgurken sind die besseren Menschen.
Wir lernten uns im Callcenter kennen. Nein, nicht die Pornonummer. Kundenservice bei einer Versicherung. Naja, Service ist ein großes Wort für das, was wir dort taten. War ein guter Nebenjob. Ich mag es, mit Leuten zu reden. Vor allem, wenn sie mich dabei nicht sehen können. Ich habe es vielleicht noch nicht erwähnt – ich bin optisch eher der Typ Gewürzgurke.
Sybille fing zwei Monate nach mir dort an. Daher durfte ich sie anlernen. Sie saß neben mir. Sonst hätten wir uns wohl niemals kennengelernt. Sie nahm sich das Gerede der Kunden immer so zu Herzen. Ich brachte ihr ein paar rhetorische Kniffe bei. Sie mochte meinen Humor. Ich glaube, die Salatgurke, die quer zwischen Käse, Marmelade und Schinken im Kühlschrank liegt, weiß es auch zu schätzen, wenn neben ihr noch ein Glas Gewürzgurken steht. Verschieden, aber doch verbunden. Dieselbe Familie.
So kamen wir ins Gespräch. Gingen nach dem Dienst manchmal noch einen trinken. Plauderten, lachten, flirteten. Liebe? Puh, noch so ein großes Wort. Ja, nach ein paar Wochen genoss ich nicht nur die Zeit mit ihr. Ich dachte auch an sie, wenn wir nicht zusammen waren. Manchmal schon morgens, als Erstes, wenn ich erwachte. Ich dachte an ihre Gesichtsausdrücke, wenn sie neben mir die Anrufe entgegennahm. Die Stirnfalten, wenn sie sich mal wieder in die Probleme des Anrufers involvierte. Die Grübchen, wenn sie über meine aufmunternden Späße kicherte. Ihre zwei Dutzend Sommersprossen, die um ihre Nase tanzten. Das kleine Muttermal an ihrem Hals. Aber, hey – Liebe?
Gewürzgurken werden ja auch als Essiggurken oder saure Gurken bezeichnet. Das finde ich nicht gerechtfertigt. Es unterschlägt das feine Zusammenspiel der verschiedenen Aromen. Vom ersten Biss bis zum Nachschmecken ist die Gewürzgurke ein Erlebnis. Ich kann die Leute nicht verstehen, die verächtlich die Gurkenscheiben von ihren Hamburgern kratzen.
Vor ein paar Tagen rief mich Sybille abends an. Ob ich vorbei kommen könne. Sie müsse mich unbedingt sehen. Verdammt, da war ich aufgeregt. Als Gewürzgurke schaust du ja eher aus deinem Käfig aus Glas auf die Salatgurke. Keine Ahnung, was passiert, wenn man sich neben sie legt.
Es gibt übrigens auch Knoblauchgurken, Pfeffergurken und Ingwergurken. Die haben noch mehr Pfiff. Ist mir aber schon too much. Von daher bin ich wohl eher konservativ.
Ich also auf mein Mountainbike und bin zu Sybille gefahren. Als sie mir die Tür öffnete, war sie total verheult. Was ist los?, fragte ich. Sie erzählte mir von ihrem Freund. Den hatte sie vorher nie erwähnt. Zeigte mir Fotos. Ein braungebrannter Schönling. Sportlich, groß. So eine Art argentinisches Steak. Er hätte Schluss gemacht. Per WhatsApp.
So eine Scheiße!, sagte ich. Wobei ich die Tatsache meinte, dass sie mir vorher nicht von ihm erzählt hatte. Doch dann kam es erst richtig dicke. Warum ihr Steak nicht so nett sei wie ich, heulte sie mir vor. Ich wäre so ein toller Kumpel. Warum sie sich nie in so nette Typen wie mich verliebe, fragte sie mich. Das fragte sie mich!
Ich mag keine Salatgurken. Die sind geschmacklos. Nur Wasser, sonst ist da nichts. Man nennt sie übrigens auch Schlangengurken. Ich mag Gewürzgurken. Ich glaube, Gewürzgurken sind die besseren Menschen.