geschnürt

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seefeldmaren

Mitglied
Hallo Wiesner,

das Fragmentarische wirkt auf mich so als wären mehrere Gedichte fusioniert.
Die für mich daraus resultierende "Distanz", wie die Zeilen zueinanderstehen schafft für mich eine unangenehme Nähe, die stets im Spannungsbogen steht.
Hier kommt für mich der Titel ins Spiel. Das Gedicht ist tatsächlich zugeschnürt, die Umbrüche allerdings tragen einen Kampf aus.

Sehr spannend!
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Béla,
ich finde dein Gedicht ganz großartig.
Es weckt so viele verschiedene Bilder in mir, dass ich es gleich nochmal lesen werde. Der Titel "geschnürt" erinnert an etwas fest gebundenes, das zusammenhalten will. Beginnend aus einem häusermeer endend in einem menschenmeer begegne ich allerdings einer dünnen Schnur, die schließlich zu einer mürben Schnur wird für uns. Es fühlt sich an wie ein Aufschwung
an dünner schnur ihm
das freie schwingen
hinauf
Ein Aufstieg, der bereits an einem seidenen Faden hängt. Vordergründig das Bild von Häuserschluchten, dahinter für mich Wagnis, dünn gesäte Hoffnung mit fragilem Ausblick.
Genauso schnell wie es Fahrt aufnimmt, genauso schnell fällt "das lachen herab".
"an mürber schnur uns" erinnert mich an Marionetten, an Menschen, die sprichwörtlich bald den Faden verlieren werden. Was übrig bleibt, sind "die einsam wanken". Und sowohl im Anfang mit dem Häusermeer als auch zum Ende hin, mit dem Bild des Menschenmeeres, entsteht ein festgezurrtes, geschnürtes Korsett aus Anonymität.
Nur ein Teilausschnitt meiner Gedanken zu deinem Gedicht, es hat soviel mehr Facetten.
Wundervoll!
Liebe Grüße, ubertas
 



 
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