Hey Béla,
ich habe den ganz wunderbaren Ton Deiner Gedichte bereits vermisst. Wie schön, dass Du uns hier mal wieder eine kleine Kostbarkeit schenkst.
Tatsächlich habe ich den
Drachen, der an "mürber Schnur" im Wind hin und her schwingt, im ersten Leseanlauf nicht herausgelesen, die Idee kam mir dann im weiteren Nachdenken und es freut mich natürlich, dass Du das in Deinem Kommentar so bestätigt hast.
Natürlich könnte ein Leser oder eine Leserin, im Bedürfnis nach größerer Eindeutigkeit, fragen, warum nicht durch Nennung eines konjugierten Verbs und eines Subjekts eine völlige Leseklarheit hergestellt wird.
Nach meiner Poetologie, die mit Deiner zwar nicht deckungsgleich ist, aber doch Überschneidungen zeigt, wäre aber so eine Ein-Eindeutigkeit (kein Druckfehler) in vielen Fällen eher unlyrisch und dem "typischen" Gedicht (was ist das?) nicht völlig angemessen (ich schreibe hier ganz offensichtlich bewusst mit vielen Einschränkungen, weil es natürlich sehr wohl große Felder der Gedichtschreibkunst gibt, die ganz und gar von Klarheit und inhaltlicher Abgeschlossenheit leben).
Hier in diesem Fall empfände ich tatsächlich eine völlig eindeutige Fassung als
unschön.
So gesehen ist Dein wundervolles Gedicht ein Beispiel für die Kunst des Weglassens von Wörtern, die zwar für ein eindimensionales Verständnis wichtig sein mögen, die aber der Schönheit eines Textes sogar im Wege stehen.

LG!
S.