Gespräch mit einem Papagei

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Bornstein

Mitglied
Gespräch mit einem Papagei

Die Kinder waren noch klein und wir gingen öfters mit ihnen in den Zoologischen Garten. Gegenüber einem kleinen Spielplatz war ein grosser Käfig mit verschiedenen Sorten Vögeln. Während die Kinder spielten, ging ich dort hin. Ein kleiner Papagei kam geflogen, klammerte sich an dem Gitter, und musterte mich gründlich und genau mit dem seitlichen Blick, der den Vögeln so eigen ist. Dann pfiff er einige Töne. Ich pfiff zurück genau dieselbe Melodie. Nach einer Pause wiederholte sich der Vorgang mit kleinen Variationen in Rhythmus und Ton. Ich versuchte, soweit es meine Musikalität und Pfeif-Künste ermöglichten, genau dieselben Änderungen in der Antwort einzuführen. Das ging so einige Minuten lang, bis eine kleine Pause in der Konversation mir die Gelegenheit bot, auch mal aktiv zu werden. Jetzt führte ich die Variationen in die Melodie ein, die dann von dem Vogel wiederholt wurden, oder mindestens, so glaubte ich es damals; besser gesagt, so glaube ich es heute, dass ich es damals glaubte; noch besser, so passt es richtiger in meine Geschichte.


Egal wie, das wesentlich ist, dass wir uns köstlich amüsierten: ich und er. Was mich betrifft so bin ich sicher, denn die Zeit verging wie der Wind. Seitens des Vogels kann ich es nur vermuten, aber wenn es nicht so gewesen wäre, warum blieb er, warum flog er nicht weg? Außerdem, überlegt man es sich genau, was kann denn schöner sein als ein Gespräch zu zweit, wo das Gesprochene auch angehört, das Gesagte auch verstanden wird, bis in die kleinsten Details, und noch dazu in beiden Richtungen?
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Bornstein,
Dein Text ist mir sympathisch - wahrscheinlich weil ich auch immer mit Tieren rede und bestätigen kann, dass sie alles verstehen. :)
Liebe Grüsse,
Ji
 



 
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