Gestalterisch tätig sein

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Mistralgitter

Mitglied
Das ist nicht so wie Geld zählen, Auto fahren oder den Flur putzen,
eher ein Ausbrechen, ein Aufschrei oder ein Lebendigwerden der Seele,
ein Antwortsuchen auf Fragen, die das Leben stellt,
einem Geheimnis im Leben auf die Schliche kommen wollen,
einer Sehnsucht ein Gesicht geben oder eine Gestalt verleihen,
eine ureigene Sprache sprechen,
etwas von innen nach außen kehren,
sich ordnen, sich verorten, eine Standortbestimmung vornehmen.

Und wir als Betrachter oder Leser oder Zuhörer
finden die Farben, die Formen, ihr Zusammenwirken schön.
Die Komposition, die Melodien, der Klang der Akkorde,
die Worte haben uns beeindruckt.
Wir tauchen hinein oder werden abgestoßen oder gelangweilt.
Oder nehmen sie sogar in unser Leben auf.

Kunst lehrt uns
den Aufstand,
den Aufruhr,
das Aufbegehren,
den Protest
oder die Einkehr.
Sie rüttelt auf,
beunruhigt,
berührt,
besänftigt,
fühlt sich angenehm oder
widerborstig an.

Eine Botschaft versteckt sich oder
wird offenbar
in den Formen und Farben,
in den Worten und Melodien.

Doch manchmal,
so weiß ich,
ist alles auch nur ein Spiel mit Ausdrucksformen,
das den Künstler reizt,
ohne einen Anspruch auf Außergewöhnliches.
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Mistralgitter,

Du machst dir kluge Gedanken über den Sinn der Kunst, breitest deine Ansichten jedoch für mein Empfinden viel zu wortreich aus. Wiederholst deine Aussagen, sicherlich in der guten Meinung: Viel hilft viel. In einer politischen Rede mag es angebracht erscheinen, die Kernaussagen zu wiederholen, auch mehrfach, in einem Gedicht jedoch sollte man - denke ich - mit Worten behutsam und auch sparsam umgehen, alles weglassen, was nicht unbedingt notwendig ist. Ich mache dir im Folgenden einige Vorschläge, wie und was du kürzen bzw. umformulieren könntest. Wie gesagt, das sind nur Vorschläge:


Das ist nicht so wie Geld zählen, Auto fahren oder den Flur putzen,
eher ein Ausbrechen, ein Aufschrei oder ein Lebendig werden der Seele,
ein Antwortsuchen auf Fragen, die das Leben stellt,
einem Geheimnis im Leben auf die Schliche kommen (wollen) ,
einer Sehnsucht ein Gesicht geben oder eine Gestalt verleihen,
eine ureigene Sprache sprechen wollen,
etwas von innen nach außen kehren,
sich ordnen, sich verorten, eine Standortbestimmung vornehmen.

Und wir als Betrachter (oder Leser oder Zuhörer)
finden die Farben, die Formen, ihr Zusammenwirken (schön. Die) schön,
die (Die)
Komposition, die Melodien, (der) den Klang der Akkorde,
die Worte (haben uns beeindruckt.).
Wir tauchen hinein, (oder) werden abgestoßen (oder gelangweilt.)
oder nehmen sie (sogar) in uns (er Leben) auf.

Kunst lehrt uns
(den Aufstand,)
(den Aufruhr,)
(das Aufbegehren,) (unnötige Wiederholung)

den Protest(,)
den Aufstand,

oder die Einkehr.
Sie rüttelt auf,
beunruhigt,
berührt,
besänftigt,
fühlt sich angenehm (oder)
widerborstig an.
(Den Gegensatz hast du bereits in "rüttelt auf" - "besänftigt" drin. Lässt du das "oder", ist es Wiederholung, streichst du das "oder", entsteht eine überraschende Kombination.)

Eine Botschaft versteckt sich, (oder)
wird offenbar
in (den) Formen und Farben,
in (den) Worten und Melodien. (der Artikel kann wegbleiben)

(Doch manchmal,
so weiß ich,
ist alles auch nur ein Spiel mit Ausdrucksformen,
das den Künstler reizt,
ohne einen Anspruch auf Außergewöhnliches.)

(Statt der breit erklärenden letzten Strophe wäre ein kürzerer, konzentrierterer Schluss besser, zum Beispiel so:)
Doch manchmal,
ist alles nur Spiel,
Ausdruck,
einfach es selbst.


Gruß,
Ofterdingen
 
Zuletzt bearbeitet:

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Ofterdingen

da hast du dir sehr viel Mühe mit meinem Text gemacht. Vielen Dank dafür.
Ich werde demnächst ausführlicher antworten. Heute abend nur so viel: Es ist trotz der Umbrüche ein Prosatext und kein Gedicht.

Viele Grüße
Mistralgitter
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Ofterdingen

Ich glaube, im Wesentlichen hängt dein Unbehagen an dem Missverständnis, dass mein Text ein Gedicht sei - was er nicht ist. Ich hab ihn ja bewusst unter "Prosa" eingestellt. Und das war kein Versehen. Es gibt ja auch Mischformen, denen jedoch die strenge Kategorisierung hier bei der LL keinen gesonderten Raum gewährt und von daher zu Missverständnissen führt.

Im einzelnen:

eher ein Ausbrechen, ein Aufschrei oder ein Lebendig werden der Seele,
Für dich scheint es sinnvoller zu sein, wenn ich "ein Ausbrechen, ein Aufschrei der Seele" geschrieben hätte. Stimmt das?
Doch warum soll ich das "Lebendigwerden der Seele" weglassen?

ein Antwortsuchen auf Fragen, die das Leben stellt,
einem Geheimnis im Leben auf die Schliche kommen (wollen) ,
einer Sehnsucht ein Gesicht geben oder eine Gestalt verleihen,
eine ureigene Sprache sprechen wollen,
Die Stellung des Ausdrucks "wollen" kann durchaus so wie bisher bleiben. Es ist doch ein Unterschied, ob ich etwas nur will (einem Geheimnis auf die Schliche kommen) oder ob ich es wirklich tue (der Sehnsucht ein Gesicht geben usw.)

Und wir als Betrachter (oder Leser oder Zuhörer)
Die Verkürzung auf Betrachter geht nicht. Denn ich habe nicht nur die bildende Kunst, Bildhauerei oder die Fotografie vor Augen gehabt, sondern auch die Musik und die Literatur. Daher gibt es eben auch Leser oder Zuhörer.

finden die Farben, die Formen, ihr Zusammenwirken (schön. Die) schön,
die (Die)
Komposition, die Melodien, (der) den Klang der Akkorde,
die Worte (haben uns beeindruckt.).
Da es sich um keine "Verdichtung" handelt, könnte ich mir nach wie vor vorstellen, dass es so bleibt wie bisher. Ansonsten wäre es eine zu sehr geballte Ladung von Substantiven in einem Atemzug. Meine Aufzählung ist sowieso schon ein bisschen grenzwertig.

Kunst lehrt uns
(den Aufstand,)
(den Aufruhr,)
(das Aufbegehren,) (unnötige Wiederholung)

den Protest(,)
den Aufstand,

oder die Einkehr.
Hier gebe ich dir Recht, das könnte anders sein.

rüttelt auf,
beunruhigt,
berührt,
besänftigt,
fühlt sich angenehm (oder)
widerborstig an.
Wenn man diesen Teil als eine Abfolge von aufgezählten Beriffen liest, hast du Recht. Ich aber habe die beiden letzten Zeilen als Summe der vorigen Begriffe gedacht. Sie als "angenehm widerborstig" zu bezeichnen, wirkt hier befremdlich auf mich und stimmt in diesem Zusammenhang nicht.

Eine Botschaft versteckt sich, (oder)
wird offenbar
Warum soll ich das "oder" weglassen? Entweder versteckt sich etwas oder man sieht es, weil es offenbar wird. Es ist ein Prosatext und keine Lyrik.

in (den) Formen und Farben,
in (den) Worten und Melodien. (der Artikel kann wegbleiben)
Das oben Gesagte gilt auch hier. Deswegen bleiben die Artikel.

Statt der breit erklärenden letzten Strophe wäre ein kürzerer, konzentrierterer Schluss besser
Darüber werde ich nachdenken. Ich wollte jedoch sagen, dass oft mit dem Kunstwerk keine Botschaft vermittelt werden soll, sondern alles einen viel profaneren Hintergrund hat (nicht immer, ich weiß).

Im Großen und Ganzen wird der Text so bleiben. Die angedeuteten Veränderungen werde ich demnächst vornehmen.

Aber noch mal: Ganz herzlichen Dank für deine Mühe!

Viele Grüße
Mistralgitter
 



 
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