Gestatten, Don Quichotte! – Kapitel drei

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Tula

Mitglied
Hallo Joe

Das Original habe ich nie gelesen, bin mir aber sicher, dass deine moderne Variante weitaus unterhaltsamer ist :)

Wäre ich nicht zum Ritter geworden, ich könnte auch ein Wort-Erfinder sein

Das trifft schön auf den Romantiker in der Seele des Dichters. Gäbe es keine Poesie, wäre er nämlich Ritter geworden ...

Osterliche, heitere Grüße
Tula
 
Das gefällt mir, Herr Fliederstein-Quichotte!

Es ist natürlich immer wieder die Quintessenz, dass die Verrückten die Normalen sind, da die Welt selbst verrückt ist. Wer darüber den Verstand nicht verliert, der hat keinen zu verlieren.

Angesichts von real vorgebrachten Wortungetümen wie der «brutalst möglichen Aufklärung» (während in Wirklichkeit offensichtlich die "stillst mögliche Vertuschung" gemeint war) oder «friedenerzwingender Maßnahmen» bzw. der «sofortigen Stabilisierungswucht» (sind dieses Konstrukte Zitate oder von Fliederstein-Quichotte erfunden?) ist dieser Sturz im Strudel der Hammelherde doch wohl eher ein Ausweis geistiger Gesundheit.

Das es geht natürlich über Cervantes Original, unserer Zeit wohlangemessen, hinaus; obwohl meinem Erinnerung-Gefülhl nach dort die sog. Realwelt durchaus auch ein wenig vom Irrsinn angefressen ist.

Jedenfalls freuen wir uns auf das sich abzeichnende Finale auf einem dieser scheußlichen Rittermärkte.

Grüße, Binsenbrecher
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Ich danke allen für den Zuspruch zur Erzählung.

Kleine Ergänzung zu Tula: In der Geschichte steckt auch der Gedanke, dass aus dem Irrsinn, der diese Welt zusammenhält, nur mit der Kunst herauszukommen ist.

Für Binsenbrecher eine Anmerkung zu den "Wortungetümen" – die haben Hintergründe. Ein Beispiel: Im Zusammenhang mit der Spendenaffäre der Bundes-CDU (1990er Jahre) wurde auch eine Affäre der hessischen CDU bekannt. Unter anderem hatten der ehemalige Innenminister Kanther und der frühere CDU-Landesschatzmeister Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein mehrere illegale Parteispenden als angebliches Vermächtnis von verstorbenen Juden verbucht. Der damalige hessische CDU-Chef Roland Koch erklärte, diese Vorgänge seien ihm nicht bekannt gewesen, und er versprach die «brutalstmögliche Aufklärung». Aufgeklärt hat er dann nichts, vielmehr stellte sich heraus, dass er selbst in der Affäre drinsteckte.

Grüße, Joe
 
Kleiner Nachklapp: Ja, daran, dass die "brutalstmögliche Aufklärung" in Zusammenhang mit dieser Spendenaffäre stand, daran habe ich mich wohl erinnert; deshalb mein Hinweis, was wohl wirklich gemeint war. (Und als Sprachsensibelchen können wir noch froh sein, dass da nicht "...möglichste" gesteigert wurde)
Auch die "friedenserzwingenden Maßnahmen" klingen für mich so, als könnten sie im Zusammenhang mit der deutschen Rolle beim Ende des Staates Jugoslawien geprägt worden sein. Aber die "Stabilisierungswucht" ist doch einfach zu schön, als dass sie einem Politikermaul hätte entschlüpfen können, die ist doch Deines, gelle, Fliederstein?

Schönen Tag noch wünscht
Binsenbrecher
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Auf Ehre: Ich weiß es nicht mehr. Wenn ich "Stabilisierungswucht" google, gibts keine Ergebnisse. Also kann man mutmaßen: Der Fliederstein hats erfunden.
Grüße eben der.
 



 
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