geste eines sommers

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Perry

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geste eines sommers

der blick zum himmel zeichnet ein neues bild
möwen ziehen wie wolkenfasern durch die luft
ich höre das flüstern der gräser in den dünen

mit jedem atemzug bringe ich worte ihres
windgesangs zu papier teils von auffrischenden
böen über den zeilenrand hinausgedrängt

geblendet von der tiefstehenden sonne sehe
ich erinnerungen an tage am meer wie du dir
eine haarsträhne aus dem gesicht streichst
 

Aniella

Mitglied
Hallo Perry,

Du nimmst mich an die Hand und lässt mich aufs Meer schauen, ganz in Gedanken versunken.
Wieder schön eingefangen.

LG Aniella
 

Perry

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Hallo Aniella,
gerade in der kalten Jahreszeit sind solche Rückblicke auf sommerliche Gesten besonders wärmend.
Danke fürsTeilen der Gedanken und LG
Manfred
 

sufnus

Mitglied
Hey!

Diese Zeilen find ich persönlich noch etwas unstimmig. Schon das angekündigte "neue Bild" der ersten Zeile wird ja nicht wirklich eingelöst, denn Möwenflug und flüsterndes Dünengras sind doch eher Natureindrücke der "So war es immer schon"-Klasse. In ähnlicher Weise bricht auch die zweite Strophe des gegebene Versprechen, dass nun zeilenrandsprengender Windgesang zu Papier gebracht werden, denn das passiert ja gerade nicht. Nach dieser zweimaligen "Verbrauchertäuschung" (das ist mit dickem Zwinkersmiley versehen zu verstehen!) habe ich mich gefragt, ob das Servieren von so einer Art Mogelmenü gerade das Konzept des Gedichtes sein könnte, aber das finde ich dann eigentlich auch wieder nicht. Gut - so gesehen bin ich dann zum dritten Mal reingefallen und jetzt ultimativ "angeschmiert" worden - ätsch! -, aber ich glaube irgendwie nicht, dass das so gemeint ist.

Abgesehen von diesem grundsätzlichen Aspekt empfinde ich dann übrigens auch noch ein paar Formulierungen als nicht ganz punktgenau gesetzt. Dass Möwen ausgerechnet "wie Wolkenfasern" durch die Luft ziehen, ergibt etwa für mich kein besonders passgenaues Bild. An der Küste sieht man die Möwen doch entweder kunstvoll im Gegenwind in der Luft stehen oder aber rasant durch die Luft schießen, ein "faseriges" Bild finde ich da eigentlich nicht. Und der abschließende Bezug auf das lyrische Du, "wie du dir eine Haarsträhne usw.", ist durch das "wie" etwas unklar angeschlossen, so dass ich mich frage, ob das als eine Art "so - wie"-Vergleich gemeint ist oder aber eine nähere Ausführung der Erinnerungen bzw. eine Art beigeordnetes zweites Objekt von "sehe ich" sein soll.

Von der Grundszenerie (die eine Art Perry-Klassiker darstellt :) ) gefällt mir das Gedicht ja durchaus, mir scheint nur, dass es noch nicht so ganz bei sich selbst angekommen ist.

LG!

S.
 

Perry

Mitglied
Hallo Snufus,

danke, dass Du den Textso so genau hinterfragst. Ich könnte jetzt einfach sagen, diese"Unschärfen" sind die Schnittstellen zwischen realer Bildebene und übertragener Leasart, aber Ich gehe gern auf die angesprochenen Punkte näher ein.

Schon das angekündigte "neue Bild" der ersten Zeile wird ja nicht wirklich eingelöst, denn Möwenflug und flüsterndes Dünengras sind doch eher Natureindrücke der "So war es immer schon"-Klasse.
Eigentlich beantworest Du diese Frage bereits selbst, denn vielleicht ist ja dieser wolkenfasrige Flug das neue Bild des Verwehens.

In ähnlicher Weise bricht auch die zweite Strophe des gegebene Versprechen, dass nun zeilenrandsprengender Windgesang zu Papier gebracht werden, denn das passiert ja gerade nicht.
das "hinausdrängen" soll hier für ein -nicht ganz erfassen können- stehen, denn auch die vergangene Zeit hat diesen Augenblick etwas verweht.

Und der abschließende Bezug auf das lyrische Du, "wie du dir eine Haarsträhne usw.", ist durch das "wie" etwas unklar angeschlossen, so dass ich mich frage, ob das als eine Art "so - wie"-Vergleich gemeint ist oder aber eine nähere Ausführung der Erinnerungen bzw. eine Art beigeordnetes zweites Objekt von "sehe ich" sein soll.
Ich schlage in meinen Texten gern vom Schlussbild einen inhaltlichen Bogen zurück zum Titel. Hier ist die "Geste" die Brücke zum lyrischen Du, das für das erzählende LI die bleibende Sommererinnerung ist. Was das "wie" anbelangt, ist es ein Betonen seiner besonderen Anmut, vielleicht auch etwas verklärt von der Erinnerung.

Ich hoffe, Ich konnte dir meine Intension etwas näher bringen, die aber beileibe nicht die jeden Lesers sein muss.

LG
Manfred
 



 
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