Gestorben

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Weil du im Spätsommer deines Lebens
von mir gingst,
gingen auch sie,
mitleidig, von mir.

Als wir dich beerdigten
wurde auch ich begraben.
Ich wollte leben,
mit ihnen und mit dir
aber es starben mehrere Anteile
meines bisherigen Seins.

Die Ehefrau starb, so auch die Mutter,
die Freundin die Nachbarin,
die Schwägerin, die Schwester
und die Cousine.

Mitleid ist wie Zuckerwatte,
klebrig süß und so schnell verbraucht wie
eine herzliche Beileidbekundung
oder eine Trauerkarte im Schuhkarton.

Noch trage ich die neuen Trauerschuhe.
die Wunden der ersten Tage sind verheilt.
Nun aber habe ich Hühneraugen
von den vielen einsamen Spaziergängen
ohne dich
und ohne Menschen
die früher unsere Wege begleiteten.

Gedankenverlorene Oktobertage,
fern leuchtet finale Farbenpracht.
Der Wind weht mir Kalt ins Gesicht.
Ich friere im Herbst des Lebens.

Novembertage wecken Sehnsucht
nach einem Mantel aus Vertrautheit,
nach einem großen Schluck Menschlichkeit,
nach einer Wiege aus Zugehörigkeit und einer
Musik aus herzlichem Lachen.

Ich backe die Brötchen nicht gern für mich allein.
Greift zu!
Aufs herzlichste
eure vergessene Witwe

30.Okt. 2013 ©heike keuper-g
 



 
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