gestoßene Zeit

ich sehe mit seinen Augen
eine geschundene Siedlung
Höfe bewacht von
steinernen Toren und
Bäume deren Äste im
Nordwind gehässig flüstern

auf dem Dorfplatz
kauern noch Schüsse
Befehle rasseln stakkato
und den jungen Frauen
rinnt die Zeit durchs
zerfurchte Gesicht

seit jener Nacht
pflückt Vater Scherben
Mutter sammelt sie auf
kocht Kaffee und reißt
das Kalenderblatt ab

Danke sehr....beide Gedichte sind Versuche, die schrecklichen Kriegserinnerungen meines Vaters zu thematisieren....ich bin ein sekundäres Kriegskind.....mein Vater (1926 Schlesien geboren) musste mit 17 Jahren nach Ablegen des Notabiturs in den Krieg, wurde schwer verletzt und strandete muttterseelenallein nach dem Krieg in Westfalen...er war sein Leben lang schwer traumatisiert, hat aber das Thema nicht totgeschwiegen......Sorry, ich pflege meine Gedichte sonst nicht zu erklären.....ich habe beide meiner geliebten 92- jährigen Mutter am Telefon vorgelesen.....sie haben ihr gut gefallen....Danke Mama.....

Hallo revilo!

Beide Gedichte sind sehr gelungen, weil sie klar und eindringlich formuliert sind.

Dieses hier habe ich zuletzt gelesen und finde es besonders stark , da es m. E. noch mehr Bilder evoziert, z. B. wie der Vater "Scherben pflückt", man kann sich vorstellen, wie dieser in seinen posttraumatischen Albträumen leidet/gelitten hat.

Gruß,
Artbeck

Ja, und ich habe diese Traumata bereits als Kind voll mitbekommen. Die Generation meiner Eltern (1926/1928) hatte zu funktionieren. Nicht so wie heute, wo fast jeder gerne aus einem Furz einen Donnerschlag macht.Besten Dank.

Vielen Dank , Euch Allen !