Geträumte Erinnerung!

Alex

Mitglied
Gegen seinen Willen hebt er den Blick, das blutige Schwert dringt mit einem knirschenden Geräusch in den Hals der am Boden liegenden Gestalt ein.
Er will schreien, aber aus seiner Kehle dringt kein Laut. Auf die weiß gewandeten Männer will er sich stürzen, doch ist starr vor Angst.
Zitternd kauert er in der rauchgeschwängerten Luft des Lagers. Verborgen nur von den verkohlten Überresten eines Zeltes. Seine Mutter hatte ihn hier allein zurückgelassen, doch jetzt war auch sie Tot, gestorben durch die Hand des Feindes, der Ter'Pegs.
Wie auch sein Vater, und die meisten des Clans. Nicht alle...
Leider. Markerschütternde Schreie, die durch die Nacht hallten bewiesen das.
Ein letzter abgehackter Laut, dann war alles still. Endlich, denn seine Ohren hatte er nicht verschließen können. Noch immer liefen und ritten die Männer der Ter'Peg durch das Lager, mit einem knirschenden Laut brach ein Zelt in sich zusammen. Meterhoch flogen die Funken, aber im Vergleich zu den Schreien der Verletzten und der Frauen war die Stille mörderisch.
Alles war seine schuld, der Clan war Tod, doch er lebte.
Irgendwie begriff er es erst jetzt, ein Soltak, ein Feigling das war er.
Noch immer waren Männer damit beschäftigt die Toten zu überprüfen, sicherlich würden sie keine Überlebenden finden.
Feigheit war nicht weit verbreitet unter den Stämmen der Wüste, unter den Ter'Darns, ehemals dem größten von allen erst recht nicht.
Ein scharfer Schmerz zuckte durch seine Brust, der nicht allein vom Rauch in seinen Lungen kam.
Erst als sie auch den letzten Gefallenen durchbohrt hatten trugen die Männer ihre Gefallenen in der Mitte des Lagers zusammen und entzündeten das Totenfeuer, befreiten die Seelen der Verstorbenen von den Hüllen, so das sie in den Kreis des Lebens zurückkehren konnten. Die Ter'Darns wurden für die Aasfresser zurückgelassen.
Das übliche Schicksal des Verlierers, denn die Tulmach war eine herbe Geliebte.
Das Feuer brannte schon Meterhoch, als der Taer'Peg vortrat, so nah an das Feuer, das er ein Teil der Flammen zu sein schien. Schweigend wartete er einen Moment, dann übergab er den Sa'Darn den Flammen.
Stumm betrachteten die Männer das Feuer, bis das Holz des Sa'Darns komplett verbrannt war.
Erst dann erhoben der Taer und seine Männer ihre Waffen und jubelten.
"Ter'Darn del Chien" schrien sie immer und immer wieder, es hallte in seinen Ohren, er fühlte es am Körper, es traf ihn ins Mark, sein Clan war Geschichte.
Mit einem Schlag war alles zu Ende, Ter'Darn del Chien, und damit auch sein Leben.
Und alles war seine Schuld, nie wieder würde er ein Feigling sein, nie niemals wieder.
Würde das reichen? Nein er brauchte mehr, so zog er den Dolch, trieb die scharfe Klinge tief in sein Handgelenk. Blut quoll aus der Wunde, doch es schreckte ihn nicht. Das war nichts gegen den Schwall, der aus dem freiliegenden Hals seiner Mutter gekommen war.
Nie wieder Angst, schwor er einen Blutschwur, nie wieder ein Feigling sein. Im groben Kreis ließ er sein Blut in den Sand tropfen, zur Ehre Aons, damit der Gott ihm half, den Mut zu finden, den er suchte.
Reichte das? Nein, noch immer fühlte er die Feigheit. Er brauchte mehr, er wollte eine ständige Erinnerung.
"Ich bin Geschichte, ich bin Soltak" schrie der Junge, der ein anderer war.

Zur Erlärung: Dies ist ein Auszug aus einem längeren Text, genaugenommen eine nächtliche Traum-Erinnerung der Hauptfigur.
 

Gilmon

Mitglied
Hi Alex,

die Geschichte gefällt mir gut, allerdings habe ich sie zweimal lesen müssen, um ihr richtig folgen zu können.
Du hast zwei Probleme, mit welchen auch ich kämpfen muß (auch zero, wenn ich mir dieses Urteil mal erlauben darf). Einmal schreibst Du lange Texte, wo es schwierig ist, etwas passendes zu finden, was man hier veröffentlichen kann. Der Text ist ja ein Auszug aus einem längeren Text.
Und dann hast Du deine eigene Welt, in der die Geschichten spielen wie jeder Fantasyautor eben und es ist immer schwierig dem Leser diese Welt anzubringen und dies in einem so kurzen Text.
Ich denke, wenn ich den ganzen Hintergrund deiner Welt kennen würde, würde der Text ganz anders auf mich wirken.
Es ist immer schwierig dem Leser seine Welt vernünftig nahezubringen.
Das ist eben unser Preis, wir haben uns eine Welt erschaffen wie wir sie wollen, statt auf die Welt zurückzugreifen, die wir vorgefunden haben, nun müssen wir diese Welt auch immer und immer wieder erklären.

Grüße, Gilmon
 

Andrea

Mitglied
4 von 10 Punkten

Alle erste Bemerkung: Korrektur lesen! "Der Clan war Tod" - ist das Absicht? Wenn du Nebensätze in Kommata setzt, bitte das Ende nicht vergessen ("Markerschütternde Schreie, die durch die Nacht hallten[_] bewiesen das. ") Ach ja: entweder Präsens oder Präteritum, ein Wechsel des Tempus macht keinen Sinn an der Stelle, wo er sich in deinem Text vollzieht.

Stilistisch erscheint mir der Text nicht rund. Ähnliche Strukturen("Er will schreien, aber aus seiner Kehle dringt kein Laut. Auf die weiß gewandeten Männer will er sich stürzen, doch ist starr vor Angst." -> a aber b, c aber d), ständige Ellipsen und ein sehr einseitiges Vokabular lassen zumindest im ersten Teil keine rechte Stimmung aufkommen; im zweiten wird es dann aber besser.

Inhaltlich ist der Text recht leicht nachzuvollziehen, denn es geht um Themen, die recht zentral in (sorry: männlicher) Fantasy-Literatur sind: Tod, Blut, Ehre, Feigheit, Kampf (Frauen romantisieren dafür mehr). Deshalb kann ich Gilmons Anmerkungen auch nicht so recht nachvollziehen.

Überhaupt: Ist das nicht die Herausforderung der Fantasy-Literatur? Mit einem kurzen Text (sagen wir mal, dem Anfangskapitel) wird in eine fremde Welt eingeführt. Die Begrifflichkeiten müssen nicht erklärt werden, sondern einfach verständlich sein (Ich muß nicht die gesamte Stammeskultur der Ter'Darns und Ter'Peks kennen, um zu verstehen, worum es geht!). Dabei muß Spannung aufgebaut werden, damit der Leser Lust bekommt, sich weiter in die Materie fremde Welt einzuarbeiten.

Daher ist die Information, daß es ein Ausschnitt aus einem längeren Text ist, auch unerheblich. Wenn ich mal ein Beispiel aus meiner eigenen Welt geben darf: um Aylen Manen und seine Familie ranken sich mittlerweile die Stoffe für drei oder vier Romane. "Eine Frage der Sterblichkeit" (irgendwo verschütt auf diesen Seiten) spielt während einer Romanhandlung, ist aber nicht Teil desselbigen. Trotzdem könnte man den Text als Ausschnitt bezeichnen. Das ist aber unerheblich, weil er im Prinzip eigenständig ist.

"Geträumte Erinnerung" ist auch ein prinzipiell unabhängiger Text, deshalb eignet er sich auch dazu, hier veröffentlicht zu werden. Von Ausschnitten, für die man ein ganzes Buch gelesen haben muß, halte ich nicht soviel.
 

Gilmon

Mitglied
Hallo Andera,

natürlich kann ich den Text nachvollziehen, daß es um "Tod, Blut, Ehre, Feigheit,Kampf" geht habe ich auch bemerkt (Irgendwie habe ich da immer Novadis im Kopf, wenn ich den Text lese).
Es ist aber so: Wenn ich die Hintergrundswelt kenne, in der Alex schreibt, dann wirkt der Text ganz anders auf mich. Es ist nicht notwendig die Kultur dieser Wüstenstämme zu kennen, aber eine Kenntnis dieser Kultur unterstützt die Wirkung des Textes.

Du schreibst auch Fantasytexte und hast eine Spielgruppe. Nehmen wir mal an: Du hast eine eigene Welt, die deiner Spielgruppe bekannt ist, dann wirkt ein Text aus deiner Welt auf deine Spielgruppe doch ganz anders, als auf den Leser der Leselupe.

Ja, deine "Frage der Sterblichkeit" ist wahrlich kein schlechter Text und der läßt auch keine Frage offen, aber der Text ist auch viel länger und läßt Dir viel mehr Möglichkeit, die Sachen zu erklären.

Grüße, Gilmon
 

Andrea

Mitglied
Hallo "Glimon" (Rache für Andera ;) ),

Du hast natürlich recht. 18 Seite gegen 1 Seite - da hat ein einseitiger (keine Wertung!) Text natürlich keine Chance, wenn es um die Einführung einer Welt geht.

Mal abgesehen davon, daß ich meiner geliebten Welt (fast) keine meiner Gruppen zumuten möchte (die haben irgendwie die Eigenschaft, Chaos und Unheil zu stiften, wo immer sie auch hingehen) stimmt es natürlich, daß ein Text aus einer bekannten Welt andere Reaktionen auslöst. Wenn bei Pratchett ein einziges WORT SO geschrieben ist oder Granny ihren Blick aufsetzt oder Nanny Ogg Greebo mit in die Kutsche nimmt, löst das bei mir gewisse Erwartungen aus, und Erwartungen erfüllt zu bekommen, ist immer ein schönes Gefühl.

Trotzdem finde ich, daß in "Geträumte Erinnerung" eigentlich nicht mehr Fragen offen bleiben als bei jedem anderen Text, und die meisten werden durch den Satz mit dem Ausschnitt ausgelöst, etwa: was ist aus dem Jungen geworden, daß er Protagonist ist?

Eine Anmerkung noch zu den Novadi (oder zwei): Die Assoziation kam mir auch, wenn ich auch noch irgendein x-beliebiges Barbarenvolk vor Augen hatte. Wenn du Wüstenkrieger magst, empfehle ich dir übrigens "Die Rose des Propheten" von Margaret Weis und Tracy Hickman. Da gibt es neben einem sehr stolzen Wüstenvolk auch noch witzige Dschinni, viel Humor - und es ist hundertmal besser geschrieben als der Durchschnitts-Fanpro-DSA-Roman!
 

Neziri

Mitglied
Na ja...muß micht zum Teil Andrea anschließen...gib zu, es könnte besser sein, oder? Mensch, streng dich an! ;-)
 

Gilmon

Mitglied
Hallo Andrea,

ups, sorry Andrea, da habe ich doch deinen Namen falsch geschrieben, war keine böse Absicht. Ich neige immer dazu, Überschriften nicht mehr korrekturzulesen, was dann auch zu solchen Überschriften führt wie "Semsterhausaufgabe" oder meiner legendären Nummerierung beim Blechtrommelreferat, wo ich schrieb "Erstes Buch", "Buch 2" und "3.Buch" (vielleicht hätte ich die Überschriften doch in eine einheitliche Form bringen sollen, hat aber keiner gemerkt :))
Ich muß sagen, ich lese kaum Fantasyliteratur, ich schreibe sie viel lieber (wenn auch nicht immer ganz gelungen). Ich kenne die Novadis nur vom Rollenspiel.

Hallo Neziri (Name richtig, ich lerne)

was könnte besser sein und wer soll sich anstrengen?

Grüße, Gilmon
 

Alex

Mitglied
Kam erst jetzt dazu hier reinzuschauen, da im Moment ziemlich beschäftigt.
Ihr habt recht, die Zeiten habe ich voll vermurkst, muss ich noch einmal überarbeiten.
Der Hintergrund in dem alles stattfindet ist für den Inhalt nicht (sonderlich) wichtig.
Dieses für sich genommen Normfantasyereignis (Verlust der gewohnten Umgebung, einsamer jugendlicher 'Held'....) stellt den Beginn seines Dilemmas dar, oder auch der zentralen Frage der Handlung 'Was ist Mut'.

Für Rollenspiele eignet sich diese Welt überhaupt nicht, sie ist weder Tolkines, noch eine allgemein gehaltene High-Fantasy Welt.
Trotzdem gebe ich hier mal ein paar Hintergründe an.
Die 'Welt' ist eigentlich ein Kontinent von etwa der Größe Australiens. Der größte Teil des Kontinents ist Wüste, bis auf einen Gürtel an den Küsten, genannt die Feuchtlande.
Der gegenwärtige Geographische Zustand ist auf eine magische Katastrophe vor ca. 5000 Jahren zurückzuführen.
Der Kontinent ist von magischen Energielinien durchdrungen, die an gewissen Stellen magische Knoten bilden, von denen der wichtigste natürlich im Zentrum liegt.
Damals gab es eine Revolution der Jungmagier (von denen die meisten Uralt waren), die auch erfolgreich gewesen wäre, hätte sich der herrschende Rat nicht dazu entschlossen lieber alles wegzublasten (Rollenspielerjargon) als sich abtreten zu lassen.
Nicht bedacht hatten sie die magische Rückkopplung durch den zentralen Knoten, die auch sie vernichtet hätte, wären sie nicht vorher in ihre unzerstörbaren Stäbe geschlüpft.

Nun, 5.000 Jahre später gibt es auf Anskiere keine Magier mehr, was hauptsächlich dem Bemühen der beseelten Stäbe und ihren Marionetten, den Erhabenen zu verdanken ist, denn es gibt weitere Kontinente und auf diesen genug 'Jungmagier' und ein unbewohnter Kontinent, so trostlos er auch sein mag ist einiges wert.
Der ehemalige Sitz der Magier über dem Hauptknotenpunkt steht immer noch, heißt inzwischen Tir'Matar (Ort allen Leidens), und dass schlimmste was einem passieren kann ist von den Erhabenen erwählt zu werden. (Eine dieser unglaublichen Ehren, die man lieber einem anderen zukommen lässt)

Die Stammeswelt ist von Ehre und Status dominiert, ob innerhalb eines einzelnen oder zwischen verschiedenen Stämmen.
Das Leben in der Tulmach (so heißt die Wüste) ist unbarmherzig hart und dementsprechend auch die Bräuche. Der Glaube umfasst ein Phanteon aus zwölf Göttern, von denen Aon, der Herr der Zeit und des Schicksals am stärksten verehrt wird.
Was 'Geschichte' ist, dass ist beendet, denn die Vergangenheit gehört Aon.
Zugleich ist diese Einstellung wichtig für das Überleben der Stämme, denn einzelne Clans teilen sich bei Bedarf, und es gibt viele familiäre Bindungen.
Stammesfehden kommen häufig vor, dienen zum Teil als Ausgleichsmechanismen.
Mit der Zerstörung des Stammessymbol wird die Übernahme sämtlicher Besitztümer eines Clans, einschließlich seiner Mitglieder vollzogen.
So werden kleine Clans, die für sich alleine nicht überlebensfähig sind von anderen assimiliert.
Der dargestellte Fall ist beileibe kein Paradebeispiel.


So, jetzt habe ich aber genug geschwafelt.
Ach so, danke noch für die Aufmerksamkeit, die ihr meinem Text geschenkt habt.


Alex
 

zero

Mitglied
Wüstenstämme, die 2te

Hallo alle zusammen!

Das Meiste ist ja schon gesagt, obwohl ich auch eher Andrea und Neziri zuneige, ein zweiter Blick auf's Blatt hätte die eine oder andere Schwäche beseitigt.

Ich wollte eigentlich nur noch was zu Andrea sagen, zum Thema Quellen für Wüstenkulturen. Die interessantesten Details, gerade auch zum Charakter sowohl der Menschen wie der Wüste, habe ich bei T.E. Lawrence gefunden: Die sieben Säulen der Weisheit. Auch wenn die Leute dabei vielleicht nicht ganz so heroisch rüberkommen...

Aber immer noch besser als Literatur von Leuten, die behauptet haben, das Roger Moore ein Papierflugzeug vom Hyatt geworfen hätte. Na ja, wenigstens Tracy Hickman hat seine Prügel von den Klingonen bekommen. (cf. Dragon 198)

In dem Sinne
 

Alex

Mitglied
Dass mit dem Anhang muss ich jetzt mal erklären. Ich stelle an mich selbst als Autor den Anspruch der Sinnhaftigkeit. Wäre der Text von sich alleine aus nicht lesbar, hätte ich ihn auch nicht gepostet, aber ohne den Zusammenhang, ist es eben nur eine Szenendarstellung.
Da ich als Leser mich selbst oft frage, mit welcher Attention der Autor einen Text verfasst hat, wollte ich darauf hinweisen, dass die Frage nach dem 'Warum' in diesem Text nicht zu finden ist.
Sicher, es gibt haufenweise Texte, die einfach nur wirken sollen und die ich auch gerne einmal lese, aber ich schreibe so etwas nicht. (Weil ich es (noch) nicht kann)

'Der Clan war tot' war Absicht, ich hätte es aber ändern sollen, weil es zum Glauben der Clans gehört, auf den der Text nicht eingeht.
Zu meinen grammatikalischen Fehlern, insbesondere in der Zeichensetzung habe ich keine Verteidigung vorzubringen, am überarbeiten liegts nicht, meine Rechtschreibung ist einfach nur miserabel und bei Kommas kann ich auch nicht auf Computerunterstützung zurückgreifen.
(Aber ich arbeite daran)

Insgesamt bestärkt mich eure Kritik aber, weil mir stimmungsvolles Schreiben nicht gerade leicht fällt.

Alex
 



 
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