Gewissenlose

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Walther

Mitglied
Gewissenlose


Herr Becher kam vom guten Wege ab:
Er schrieb nicht, was er sah, woran er glaubte,
Als ihm das Staatsamt sein Gewissen raubte.
Er scheiterte in Gänze, aber knapp.

Als man die Klitterung einmal entstaubte,
Da brach das Versmaß fast den dürren Stab.
Er liegt in einem kühlen Hauptstadtgrab:
Ich sah ihm zu, als sich ein Baum entlaubte.

Johannes, der viel Schierlingsbecher mischte,
Beschwor die Größe einer Mordsfigur,
Die meuchelnd durch ein langes Dunkel zischte:

Der Stählerne war nichts als Machtgier pur.
Als Becher sich in Urach einst erfrischte,
Da schrieb er noch Sonette von Statur.
 

Josef Bleier

Mitglied
Ein historisches Gedicht.

Guten tag Walther,

mir gefällt die Differenzierung die innerhalb des Gedichts geschieht. Johannes Becher wird nicht pauschal als ideologisch verblendeter Dichter dargestellt, sondern vielmehr als Mensch bei dem sich eine biographische Entwicklung vollzog.
Gewissermaßen, handelt es sich auf Grund dieses differenzierten Urteils, um ein "historisches Gedicht".
Unabhängig davon, gefällt es mir wie das Gedicht Bilder in mir beschwört.

Mit freundlichem Gruß,

Josef Bleier
 

Walther

Mitglied
Hallo Josef,

von mir ein herzliches willkommen in der lupe. vielen dank für deinen eintrag.

Johannes R. Becher hatte ein sehr bewegtes leben. ihn auf den DDR-Kulturminister zu verengen, würde ihm nicht gerecht werden. ob das ein historisches gedicht ist. ich kann es nicht sagen. es hat ein historisches sujet, aber seine aussage ist sicherlich überzeitlich. jedenfalls habe ich das so vorgehabt.

danke für deine freundliche bewertung.

lg w.
 



 
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