Gezeiten

Das Licht der Morgensonne
liegt wie ein Laken auf dem Wasser.
Ein Fischkutter zerreißt es mit seinem Bug.
Bevor es die Sonnenstrahlen wieder vernähen ist mir,
als könne ich die See ergründen.

Alles ist
Vollkommen
Egal

Nachts wandere ich über die Dünen.
Unsichtbar die See.
Nur das Branden der Wellen erinnert an sie.
Während ich das schwarze Laken des Himmels betrachte denke ich,
dass dies die einzige Möglichkeit ist die Ewigkeit zu sehen ohne zu sterben.

Ich schließe die Augen.
Cassiopeia schreitet mit mir rückwärts
durch die Zeit.

Dunkle Laken.
Nur hier und da zerrissen durch das Licht der Hoffnung.

Eine späte Möwe reißt mich mit ihrem atonalen Geschrei aus meinem Traum.

Ich verlasse die Düne,
mache mich auf den Weg.
Alles in mir verlangt danach das Meer zu spüren, zu fühlen,
dass ich wirklich bin.

Hallo Otto,
Ich würde die beiden ersten Strophen allein stehen lassen.
Vielleicht kannst du aus dem nächtlichen Spaziergang ein eigenes Gedicht machen.
Gerne gelesen und nachempfunden.
Gruß von Soljanka

Hallo Soljanka,

es sind die Erinnerungen eines Tages. Aus diesem Grund möchte ich sie nur ungern trennen.

Danke fürs Lesen und Bedenken

LG Otto

Das (Empfindungs-)Erinnern, das keiner logischen und struktullen Linie unterworfen ist, zeigt sich hier eindrucksvoll in der Zerklüftung des Textbildes. So geht eben Gedicht doch! Von 'Geschwätz' zu reden, zielt auf die Integrität des Autors ab: Er soll beleidigt werden! Wenn ich mich recht erinnere, hat blackout ein anderes Gedicht als 'Dreck' bezeichnet. Die Leselupe als Erbrechungsbehältnis einer offenkundigen Störung?

Otto Lenk hat in ganz ungezwungener Art seinen Gefühlen Ausdruck verliehen - und er will daran auch nichts ändern. Gut so! Das Laken als metaphorische Mitte ist glänzend ins Bild gesetzt ... deckt zu, verhängt und ist doch selbst Gefahren ausgesetzt. Ich hatte Freude am Gedicht!

F.

Danke für deine Worte, Fritz. Was blackout betrifft: Ich nehme sie schon lange nicht mehr ernst. Vielmehr tut sie mir leid.

LG Otto