Gier (Aus dem Buch Ferdinand)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ferdinand geht morgens schon
hin zur Euroauktion.

Für 'nen Euro bietet man
erstmal einen Cent nur an.

Bietet keiner weiter mit,
nimmt man dann den Euro mit.

Bietet jedoch einer weiter,
zahlt der Zweite gleichfalls, leider.

Nur bekommt der Zweite nichts
als den reinen Schein des Lichts.

Aber: Bei Versteigerung
fehlt meist die Verweigerung,

und so bietet dann schon halt
jemand an zwei Cent alsbald.

---

Und so geht es immer weiter
auf der Biete-Stufenleiter.

Und so hat man bald schon leicht
neunundneunzig Cent erreicht.

Warum hört der Kerl nicht auf?
Warum legt der nochwas drauf?

Einen Euro - der Gewinn
schmilzt so, wie das Eis, dahin.

---

Ferdinand will - voller Frust -
minimieren den Verlust,

und so bietet er und und leidet,
weil den Wert er überschreitet,

einen Euro einen Cent,
doch der andre Bieter rennt

um den Tisch, dann bietet er
noch mal einen Cent, daher

geht es immer nochmal weiter
auf der Bietestufenleiter,

und zwei Euro sind erreicht,
nein, es ist gewiss nicht leicht,

hört man auf, drückt der Verlust,
und man hat es gleich gewusst.

jetzt sind's schon der Euros drei,
und Verlust ist stets dabei.

---

Warum gibt der Kerl nicht auf?
"Das ist Gier! Ich wette drauf"
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Bernd,

das ist die umgekehrte Geschichte vom Flaschenteufel, wo immer ein geringerer Wert geboten werden musste. Den Letzten holte dann derTeufel.

Liebe Grüße
Helmut
 

JoteS

Foren-Redakteur
Hallo Bernd,

schön entwickelte Geschichte, die mir aber (unverdichtet) bekannt vorkommt.

Falls ich mich irre gratuliere ich zu der grossartigen Story, falls nicht würde mich die Quelle der Inspiration interessieren.

Gruss

Jürgen
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Siehe mein vorhergehender Kommentar.
Es ist ein wohlbekanntes Experiment.
"Dollar-Auktion".

Das Nash-Gleichgewicht liegt - soviel ich sehe - bei "Nicht mitmachen".

Dann habe ich den höchsten gesichterten Gewinn unabhängig davon, was andere tun.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hallo Bernd,
ich hatte mich nach dem Lesen gefragt, ob solch ein Bieterverhalten einen realen Bezug haben könnte (mir schien das zu absurd) und mich dann über deinen link schlau gemacht.
Das Wichtigste an der Dollarauktion ist ja der Umstand, dass der Sieger und der Teilnehmer mit dem zweithöchsten Gebot ihren jeweils gebotenen Betrag an den Auktionator zahlen müssen. Das "erklärt" die Tatsache, dass im Schnitt für einen Euro 3Euro40 geboten werden. Mit diesem Hintergrundwissen erschließt sich mir der "Sinn" deines Gedichtes. Die beiden Zeilen: "Bietet jedoch einer weiter, muss man trotzdem zahlen, leider" reichten so erst einmal nicht aus. (Gestehe aber ein, dass ich manchmal ein bisschen begriffsstutzig bin). Und letztendlich will man wohl nicht der Narr sein, der verliert. Denn zu gewinnen gibt es bei Geboten ab einem Euro ja nichts mehr und die Gier, wie in deinem Schluss angeführt, ist da nicht das Entscheidende.(?)
Ansonsten gefällt mir der Duktus des Gedichtes, wenn es auch hier und da ein paar Reimschwächen aufweist.
Dir einen lieben Gruß,
Gerd
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ferdinand geht morgens schon
hin zur Euroauktion.

Für 'nen Euro bietet man
erstmal einen Cent nur an.

Bietet keiner weiter mit,
nimmt man dann den Euro mit.

Bietet jedoch einer weiter,
muss auch der Zweite zahlen, leider.

Nur bekommt der zweite nichts
als den reinen Schein des Lichts.

Aber: Bei Versteigerung
fehlt meist die Verweigerung,

und so bietet dann eiskalt
jemand an zwei Cent alsbald.

---

Und so geht es immer weiter
auf der Biete-Stufenleiter.

Und so hat man bald schon leicht
neunundneunzig Cent erreicht.

Warum hört der Kerl nicht auf?
Warum legt der nochwas drauf?

Einen Euro - der Gewinn
schmilzt so, wie das Eis, dahin.

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Ferdinand will - voller Frust -
minimieren den Verlust,

und so bietet er und und leidet,
weil den Wert er überschreitet,

einen Euro einen Cent,
doch der andre Bieter rennt

um den Tisch, dann bietet er
noch mal einen Cent, daher

geht es immer nochmal weiter
auf der Bietestufenleiter,

und zwei Euro sind erreicht,
nein, es ist gewiss nicht leicht,

hört man auf, drückt der Verlust,
und man hat es gleich gewusst.

jetzt sind's schon der Euros drei,
und Verlust ist stets dabei.

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Warum gibt der Kerl nicht auf?
"Das ist Gier! Ich wette drauf"

Oder ist es Lust am Spiel?
Manchmal ist der Weg das Ziel.
 



 
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