glaub würdigkeiten

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manchmal trüben die linsen sich plötzlich ein
aus renovierten nebenkammern des hauptquartiers
flüchten gedanken vor deutlicheren hinweisen

ein ungefragtes echo gibt fragmente wieder
zwischen den kriegsruinen werden bereits
wieder kaufhäuser banken und baumärkte gebaut

ich trage einen vollgestopften grauen rucksack
durch verstaubte gassen über den freiheitsplatz
suche zwischen lügen die glaubwürdigste
und finde vor allem aufgerüstete unglückswesen
 

Perry

Mitglied
Hallo Karl,

Freiheitsplätze gibt es in vielen Städten der Welt. Ich sehe einen Kriegsheimkehrer, dem es schwerfällt in die Normalität des Wiederaufbaus zurückzufinden.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 19679

Gast
Hallo Karl,
Dein Gedicht lässt mich nicht los - Nachkriegszeit, Beginnender Aufschwung - da geht einer mit schwerem Gepäck (Erinnerungen, Erlebnissen), traut kaum seinen Augen - warum eigentlich nicht:
manchmal trüben sich meine Linsen plötzlich ein.

Intensiv der Gedankenfluss, Zweifel schwingen zwischen den Wörtern, er hinterfragt seine Wahrnehmung, spürt Unwahrheiten, Unaufrichtigkeit; wie unwürdig, soll er glauben, was ihm vorgesetzt wird, sich hier einrichten - mit dem Titel tue ich mich schwer, warum trennst Du das Wort? Aber es gefällt mir sehr.
Lieben Gruß, Monika
 
Lieber Manfred,
bin eine sogenannte Kriegsgeburt (Jg. 1943) und inzwischen ziemlich überzeugt davon, viel Unbewusstes aus meinen ersten Lebensjahren mitgenommen zu haben.
Danke für Deine Anmerkungen und sei herzlich gegrüßt
Karl
 
Liebe Moja, da ich eine Kriegsgeburt (Jg. 1943) bin, glaube ich, noch
viele unbewusste Erinnerungen aus der Kriegszeit und manche bewusste Erinnerung aus der Nachkriegszeit mit mir herumzuschleppen. Und da zurzeit von gewissen Machthabern heftigst mit Krieg gedroht wird, mobilisiert das bei mir alte Ängste.
Dadurch auch der Titel - als widersprüchliche Aufforderung gemeint - Glaub Würdigkeiten!!!
Danke für Deine Zeilen.
Herzliche Grüße
Karl
 
G

Gelöschtes Mitglied 19679

Gast
Lieber Karl, hab Dank für Deine Antwort!
Ja, Skepsis & Verunsicherung kommen in jeder Zeile zum Ausdruck, das ist der Bruch.
Grüße in den Abend, Monika
 



 
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