Glück am Samstag

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onivido

Mitglied
Nicht einmal die Allerältesten wussten, wer den riesigen Mangobaum neben dem Dorfeingang gepflanzt hatte. Man munkelte es sei Maria Lionza, die Urwaldgöttin, selbst gewesen, die hier einen Mango ausgesaugt hatte und den Kern fallen gelassen hatte.
Zwei Gassen, getrennt von einer Reihe von Häusern, aus Lehm gebaut, mit Dächern aus Schilfrohr, bedeckt mit, von der Sonne gebleichten Dachziegeln, dazwischen eine Kirche mit einem kleinen Platz davor und vier Kneipen, das und eine Uferstrasse, war das ganze Dorf. Seine Bewohner lebten beschaulich von dem Ertrag ihre Conucos - dem Dschungel abgetrotzden, kleinen Feldern- dem Fischfang und seit ein paar Jahren trugen die Wochenendgäste zu ihrem Unterhalt bei.
Er war nur einer von den Vielen, die jedes Wochenende den Strand bevölkerten und die vier Kneipen rechtfertigten. Niemand hätte seine Ankunft bemerkt, wenn er wie alle anderen gleich zum Strand gefahren wäre, anstatt seinen polierten Ford Mustang gegenüber der Bodega anzuhalten, direkt neben Lilianas Haus. Sie sah ihn aussteigen und in den Kramerladen gehen. Einen Augenblick stellte sie sich vor, in diesem Auto zu sitzen, neben dem sehnigen jungen Mann, der gerade im Geschäft verschwunden war. Wie sie die Freundinnen beneiden würden; und der Dorftratsch. Sie kicherte. Kurz entschlossen verliess sie das Haus und ging in den Laden. Der Mann, fast noch ein Junge, drehte sich zu ihr, als sie sich neben ihn an den Ladentisch stellte. Unverhohlen musterte er ihre vollen Brüste, die ihr dünnes T-shirt nur zaghaft verhüllten.
“Was!” fauchte sie erbost.
”Entschuldige, aber gehört das alles dir?”
“Clown!”
“Für dich mache ich gerne den Clown, oder was immer dir einfällt.”
Fast hätte Liliana gelächelt, aber sie hielt sich im Zaun, drehte sich zu dem Krämer und verlangte eine Schachtel Streichhölzer.
“Was für ein Bonbon sie geworden ist!”seufzte der Alte hinter der Ladentheke, als sie ausser Hörweite war.
“Wir sehen uns am Strand”, rief der Mann ihr nach.
Das Bild des schlanken Mädchens mit den goldfarbenen Augen in dem dunklen Gesicht war in sein Gedächtnis gemeisselt. Es ärgerte ihn, sie mit diesem dummen Spruch angemacht zu haben.
Am Strand traf er Freunde. Sie spielten Rugby mit einer Kokusnuss als Ball, tranken eiskaltes Bier zum Abkühlen und schwammen im lauwarmen Wasser. Dann sah er sie, die Maid mit den goldfarbenen Augen. Als sie sich ihrer Bermudas entledigte, wäre sogar die Dschungelgöttin vor Neid erblasst. Sie sprang in die Wellen. Er liess seine Dose Bier in den Sand fallen, sprang auf und hechtete ihr nach. Als sie ihn bemerkte, schwamm sie weit in die Bucht hinaus. Er folgte ihr. Fast am Ende der Bucht hielt sie an.
“Du kehrst besser um”, sagte sie.
“Warum?”
“Weiter draussen gibt es Haie.”
“Wenn sie dich nicht fressen, werden sie auch mich verschonen.”
“Haie fressen lieber Weisse, als Schwarze.”
“Und wenn der Hai farbenblind ist?”
“Sei nicht stur, kehr um.”
“Nur wenn du auch umkehrst.”
“Ich möchte nicht schuld sein, wenn dir ein Hai ein Bein abreisst”, sagte sie und begann zum Strand zu schwimmen.
Er schwamm neben ihr, schweigend. Er wusste nicht was er sagen sollte. Alles was ihm einfiel, kam ihm dumm vor. Als sie an den Strand wateten, nahm er sie bei der Hand und zeigte zum Ausgang der Bucht.
“Gracias, amor”, sagte er.
Eine Dreieckflosse kreuzte am Buchtende.
Sie lächelte. Ihre Hand zog sie nicht zurück.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Lieber onivido
Deine Art zu erzählen hat etwas Leichtes. Die Sprache ist farbig und zieht mich in die kleine Geschichte hinein. Mir gefällt das ausgesprochen gut. 8,5 - mal so gesacht.
 

onivido

Mitglied
Hallo Gerd,
das ist ein unglaublich positiver Kommentar. Den muss ich erst mal verdauen.
Grüsse///Onivido
 
K

Karn Hardt

Gast
Lieber Rudolf,

gern gelesen, aber die kleinen Fehlerteufelchen ...

Vorschläge zum Text:
[blue]blau[/blue] = Anmerkung
[red]ro[/red]t = Korrektur



Nicht einmal die Allerältesten wussten, wer den riesigen Mangobaum neben dem Dorfeingang gepflanzt hatte. Man munkelte es sei Maria Lionza, die Urwaldgöttin[strike], [/strike]selbst gewesen, die hier einen Mango ausgesaugt [strike]hatte[/strike] und den Kern fallen gelassen hatte.

[blue]Mein Vorschlag reduziert deinen Text um ein Komma und um ein "hatte".[/blue]

Zwei Gassen, getrennt [red]durch eine[/red] [strike]von einer[/strike] Reihe von Häusern, aus Lehm gebaut, mit Dächern aus Schilfrohr, bedeckt mit, von der Sonne gebleichten Dachziegeln, dazwischen eine Kirche mit einem kleinen Platz davor und vier Kneipen, das und eine Uferstrasse, war das ganze Dorf.

[blue]Das klingt (für mich) ziemlich umständlich.
Idee:[/blue]

[red]Zwei Gassen, nicht mehr führten durch die Lehmmhäuser mit Dächern aus Schilf, dazwischen eine kleine Kirche, vier Kneipen und eine Uferstraße - mein Dorf.[/red]


[blue]In deinem Ur-Text verhaspelst du dich bezüglich der Ziegel. Zunächst sind sie aus Schilfrohr, später aber - im gleichen Satz - bedeckt mit von der Sonne gebleichten Dachziegeln. Gerade aber in Kurzprosa zählt jedes Wort.
[/blue]


Seine Bewohner lebten beschaulich von dem Ertrag ihre Conucos - dem Dschungel abgetrotzden, kleinen Feldern- dem Fischfang und seit ein paar Jahren trugen die Wochenendgäste zu ihrem Unterhalt bei.
[blue]"Seine" impliziert "Ihn", "das" ist aber sächlich, ergo ein Wortfehler. "Beschaulich" ist (für mich) eine überflüssige Worthülse, "Conuccos" ein ebenso entbehrliches Fremdwort, das in Kurzprosa nichts zu suchen hat. (Ich bin ein Erbsenzähler ... ) [/blue]

Er war nur einer von den Vielen, die jedes Wochenende den Strand bevölkerten und die vier Kneipen rechtfertigten.
[blue]Hier kommt starkes Input, das den Text plausibilisiert. Lediglich das "den" stört? (mich) hier.[/blue]

Niemand hätte seine Ankunft bemerkt, wenn er wie alle anderen gleich zum Strand gefahren wäre, anstatt seinen polierten Ford Mustang gegenüber der Bodega anzuhalten, direkt neben Lilianas Haus
.

[blue]Der Beginn ist szenisch, aber dann wird es verworren: Warum ist es ausgerechnet ein Ford Mustang? Was bedeutet "Bodega"? Was "Lilianas Haus"?[/blue]

Hier beende ich zunächst meine Anmerkungen, da ich nicht weiß, ob sie wegweisend sind.
Womöglich las ich auch falsch ... ?

Nur (meine) Ideen ...

LG
 

onivido

Mitglied
Hallo Karn,
Zu allererst herzlichen Dank dafuer, dass du dich so eingehend mit dem Text befasst hast.
Nun zu deinen Vorschlaegen:
[blue]“Mein Vorschlag reduziert deinen Text um ein Komma und um ein "hatte". “[/blue]
Das “hatte” habe ich gestrichen. Wo das Komma wegbleiben sollte habe ich nicht mitbekommen.

Zwei Gassen, getrennt [red]durch eine[/red] von einer Reihe von Häusern, aus Lehmziegeln gebaut, mit Dächern aus Schilfrohr, bedeckt mit, von der Sonne gebleichten Dachziegeln, dazwischen eine Kirche mit einem kleinen Platz davor und vier Kneipen, das und eine Uferstrasse, war das ganze Dorf.
Frage:Kann man auf Deutsch nicht sagen [red]“Getrennt von “[/red]?
[blue]
Das klingt (für mich) ziemlich umständlich.
Idee:[/blue]

[blue]Zwei Gassen, nicht mehr führten durch die Lehmmhäuser mit Dächern aus Schilf, dazwischen eine kleine Kirche, vier Kneipen und eine Uferstraße - mein Dorf. [/blue]
Die Gassen sollen eigentlich nicht durch die Lehmhaeuser fuehren sondern zwischen ihnen verlaufen und in die Uferstrasse muenden Die Haeuser sind aus ”Adobe” ( Ziegeln aus einem Gemisch von Stroh und Lehm)gebaut. Das Schilfrohr (caña brava wird bis zu 5 m hoch ) ist das Geruest worauf die Dachziegel gelegt werden.
Nur wie erklaert man das mit ein paar Worten?



[blue]In deinem Ur-Text verhaspelst du dich bezüglich der Ziegel. Zunächst sind sie aus Schilfrohr, später aber - im gleichen Satz - bedeckt mit von der Sonne gebleichten Dachziegeln. Gerade aber in Kurzprosa zählt jedes Wort.
[/blue]
Siehe oben.

quote:
________________________________________
Seine Bewohner lebten beschaulich von dem Ertrag ihre Conucos - dem Dschungel abgetrotzden, kleinen Feldern- dem Fischfang und seit ein paar Jahren trugen die Wochenendgäste zu ihrem Unterhalt bei.
________________________________________

[blue]"Seine" impliziert "Ihn", "das" ist aber sächlich, ergo ein Wortfehler. "Beschaulich" ist (für mich) eine überflüssige Worthülse, "Conucos" ein ebenso entbehrliches Fremdwort, das in Kurzprosa nichts zu suchen hat.[/blue]
Sorry, das verstehe ich leider nicht. “Seine” Bewohner bezieht sich auf das beschriebene Dorf.
“Conuco” schrieb ich, weil ich etwas Lokalkolorit einflechten wollte. Ein conuco ist ein kleines Stueck Land auf dem nur das Unterholz gerodet ist, aber die grossen Baeume stehen bleiben. Dazwischen werden die Nutzpflanzen angebaut.
"Beschaulich" soll ausdruecken, dass die Dorfbewohner sich kein Bein ausreissen.

quote:
________________________________________
Er war nur einer von den Vielen, die jedes Wochenende den Strand bevölkerten und die vier Kneipen rechtfertigten.
________________________________________


[blue]Hier kommt starkes Input, das den Text plausibilisiert. Lediglich das "den" stört? (mich) hier. [/blue]
Wenn ich das “den” weglasse, wuerde es heissen: “die jedes Wochenende Strand bevölkerten”. Das kann doch nicht stimmen, glaube ich.
quote:
________________________________________
[blue]Niemand hätte seine Ankunft bemerkt, wenn er wie alle anderen gleich zum Strand gefahren wäre, anstatt seinen polierten Ford Mustang gegenüber der Bodega anzuhalten, direkt neben Lilianas Haus[/blue]
________________________________________
.

[blue]Der Beginn ist szenisch, aber dann wird es verworren: Warum ist es ausgerechnet ein Ford Mustang? Was bedeutet "Bodega"? Was "Lilianas Haus"?[/blue]
Lilianas Haus ist das Haus von Liliana.
Die Bedeutung von “Bodega” sollte aus dem folgenden Satz zu ersehen sein. “Sie sah ihn aussteigen und in den Kramerladen gehen”. Jetzt sehe ich, dass das gar nicht offensichtlich ist. Welches Wort koennte statt “bodega” stehen, wenn “kramerladen” nicht wiederholt werden soll?
Ausgerechnet ein Ford Mustang, weil dieses Fahrzeug nicht alltaeglich ist in einem Dorf, wo die meisten Besucher in SUV oder Jeeps ankommen, wegen der Strassen. Deshalb faellt der Liliana das Auto auf.
Nochmals vielen Dank. Vielleicht kannst du mich noch ein Stueck in die Verstaendlichkeit schubsen.
Gute Nacht///Onivido
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo Onivido,

ich habe eben deinen Text gelesen und muss sagen er hat mir eigentlich recht gut gefallen und war in sich stimmig.
Vor allem der Beginn schildert die Umgebung auf eine bildhafte Art, so dass es nicht schwerfällt sich den Ort deiner Handlung vor dem geistigen Auge vorzustellen.
Ich hätte es allerdings reizvoll gefunden, wenn du zu dem schnöden Geldmotiv (das Auto)das Liliana anfangs antreibt noch etwas empatischeres Hinzugefügt hättest.

Als letzte Sache sind mir noch zwei kleine Fehler aufgefallen.
Im Satz:

"Seine Bewohner lebten beschaulich von dem Ertrag [red]ihre[/red] Conucos - dem Dschungel abgetrotzden, kleinen Feldern- dem Fischfang und seit ein paar Jahren trugen die Wochenendgäste zu ihrem Unterhalt bei."
müsste es glaube ich "ihrer" und "abgetrotzt" heißen.

Beste Grüße!
 

onivido

Mitglied
Nicht einmal die Allerältesten wussten, wer den riesigen Mangobaum neben dem Dorfeingang gepflanzt hatte. Man munkelte es sei Maria Lionza, die Urwaldgöttin, selbst gewesen, die hier einen Mango ausgesaugt und den Kern fallen gelassen hatte.
Zwei Gassen, getrennt von einer Reihe von Häusern, aus Lehm gebaut, mit Dächern aus Schilfrohr, bedeckt mit, von der Sonne gebleichten Dachziegeln, dazwischen eine Kirche mit einem kleinen Platz davor und vier Kneipen, das und eine Uferstrasse, war das ganze Dorf. Seine Bewohner lebten beschaulich von dem Ertrag ihre Conucos - dem Dschungel abgetrotzden, kleinen Feldern- dem Fischfang und seit ein paar Jahren trugen die Wochenendgäste zu ihrem Unterhalt bei.
Er war nur einer von den Vielen, die jedes Wochenende den Strand bevölkerten und die vier Kneipen rechtfertigten. Niemand hätte seine Ankunft bemerkt, wenn er wie alle anderen gleich zum Strand gefahren wäre, anstatt seinen polierten Ford Mustang gegenüber der Bodega anzuhalten, direkt neben Lilianas Haus. Sie sah ihn aussteigen und in den Kramerladen gehen. Einen Augenblick stellte sie sich vor, in diesem Auto zu sitzen, neben dem sehnigen jungen Mann, der gerade im Geschäft verschwunden war. Wie sie die Freundinnen beneiden würden; und der Dorftratsch. Sie kicherte. Kurz entschlossen verliess sie das Haus und ging in den Laden. Der Mann, fast noch ein Junge, drehte sich zu ihr, als sie sich neben ihn an den Ladentisch stellte. Unverhohlen musterte er ihre vollen Brüste, die ihr dünnes T-shirt nur zaghaft verhüllten.
“Was!” fauchte sie erbost.
”Entschuldige, aber gehört das alles dir?”
“Clown!”
“Für dich mache ich gerne den Clown, oder was immer dir einfällt.”
Fast hätte Liliana gelächelt, aber sie hielt sich im Zaun, drehte sich zu dem Krämer und verlangte eine Schachtel Streichhölzer.
“Was für ein Bonbon sie geworden ist!”seufzte der Alte hinter der Ladentheke, als sie ausser Hörweite war.
“Wir sehen uns am Strand”, rief der Mann ihr nach.
Das Bild des schlanken Mädchens mit den goldfarbenen Augen in dem dunklen Gesicht war in sein Gedächtnis gemeisselt. Es ärgerte ihn, sie mit diesem dummen Spruch angemacht zu haben.
Am Strand traf er Freunde. Sie spielten Rugby mit einer Kokusnuss als Ball, tranken eiskaltes Bier zum Abkühlen und schwammen im lauwarmen Wasser. Dann sah er sie, die Maid mit den goldfarbenen Augen. Als sie sich ihrer Bermudas entledigte, wäre sogar die Dschungelgöttin vor Neid erblasst. Sie sprang in die Wellen. Er liess seine Dose Bier in den Sand fallen, sprang auf und hechtete ihr nach. Als sie ihn bemerkte, schwamm sie weit in die Bucht hinaus. Er folgte ihr. Fast am Ende der Bucht hielt sie an.
“Du kehrst besser um”, sagte sie.
“Warum?”
“Weiter draussen gibt es Haie.”
“Wenn sie dich nicht fressen, werden sie auch mich verschonen.”
“Haie fressen lieber Weisse, als Schwarze.”
“Und wenn der Hai farbenblind ist?”
“Sei nicht stur, kehr um.”
“Nur wenn du auch umkehrst.”
“Ich möchte nicht schuld sein, wenn dir ein Hai ein Bein abreisst”, sagte sie und begann zum Strand zu schwimmen.
Er schwamm neben ihr, schweigend. Er wusste nicht was er sagen sollte. Alles was ihm einfiel, kam ihm dumm vor. Als sie an den Strand wateten, nahm er sie bei der Hand und zeigte zum Ausgang der Bucht.
“Gracias, amor”, sagte er.
Eine Dreieckflosse kreuzte am Buchtende.
Sie lächelte. Ihre Hand zog sie nicht zurück.
 

onivido

Mitglied
Nicht einmal die Allerältesten wussten, wer den riesigen Mangobaum neben dem Dorfeingang gepflanzt hatte. Man munkelte es sei Maria Lionza, die Urwaldgöttin, selbst gewesen, die hier einen Mango ausgesaugt und den Kern fallen gelassen hatte.
Zwei Gassen, getrennt von einer Reihe von Häusern, aus Lehm gebaut, mit Dächern aus Schilfrohr, bedeckt mit, von der Sonne gebleichten Dachziegeln, dazwischen eine Kirche mit einem kleinen Platz davor und vier Kneipen, das und eine Uferstrasse, war das ganze Dorf. Seine Bewohner lebten beschaulich von dem Ertrag ihrer Conucos - dem Dschungel abgetrotzten, kleinen Feldern- dem Fischfang und seit ein paar Jahren trugen die Wochenendgäste zu ihrem Unterhalt bei.
Er war nur einer von den Vielen, die jedes Wochenende den Strand bevölkerten und die vier Kneipen rechtfertigten. Niemand hätte seine Ankunft bemerkt, wenn er wie alle anderen gleich zum Strand gefahren wäre, anstatt seinen polierten Ford Mustang gegenüber der Bodega anzuhalten, direkt neben Lilianas Haus. Sie sah ihn aussteigen und in den Kramerladen gehen. Einen Augenblick stellte sie sich vor, in diesem Auto zu sitzen, neben dem sehnigen jungen Mann, der gerade im Geschäft verschwunden war. Wie sie die Freundinnen beneiden würden; und der Dorftratsch. Sie kicherte. Kurz entschlossen verliess sie das Haus und ging in den Laden. Der Mann, fast noch ein Junge, drehte sich zu ihr, als sie sich neben ihn an den Ladentisch stellte. Unverhohlen musterte er ihre vollen Brüste, die ihr dünnes T-shirt nur zaghaft verhüllten.
“Was!” fauchte sie erbost.
”Entschuldige, aber gehört das alles dir?”
“Clown!”
“Für dich mache ich gerne den Clown, oder was immer dir einfällt.”
Fast hätte Liliana gelächelt, aber sie hielt sich im Zaun, drehte sich zu dem Krämer und verlangte eine Schachtel Streichhölzer.
“Was für ein Bonbon sie geworden ist!”seufzte der Alte hinter der Ladentheke, als sie ausser Hörweite war.
“Wir sehen uns am Strand”, rief der Mann ihr nach.
Das Bild des schlanken Mädchens mit den goldfarbenen Augen in dem dunklen Gesicht war in sein Gedächtnis gemeisselt. Es ärgerte ihn, sie mit diesem dummen Spruch angemacht zu haben.
Am Strand traf er Freunde. Sie spielten Rugby mit einer Kokusnuss als Ball, tranken eiskaltes Bier zum Abkühlen und schwammen im lauwarmen Wasser. Dann sah er sie, die Maid mit den goldfarbenen Augen. Als sie sich ihrer Bermudas entledigte, wäre sogar die Dschungelgöttin vor Neid erblasst. Sie sprang in die Wellen. Er liess seine Dose Bier in den Sand fallen, sprang auf und hechtete ihr nach. Als sie ihn bemerkte, schwamm sie weit in die Bucht hinaus. Er folgte ihr. Fast am Ende der Bucht hielt sie an.
“Du kehrst besser um”, sagte sie.
“Warum?”
“Weiter draussen gibt es Haie.”
“Wenn sie dich nicht fressen, werden sie auch mich verschonen.”
“Haie fressen lieber Weisse, als Schwarze.”
“Und wenn der Hai farbenblind ist?”
“Sei nicht stur, kehr um.”
“Nur wenn du auch umkehrst.”
“Ich möchte nicht schuld sein, wenn dir ein Hai ein Bein abreisst”, sagte sie und begann zum Strand zu schwimmen.
Er schwamm neben ihr, schweigend. Er wusste nicht was er sagen sollte. Alles was ihm einfiel, kam ihm dumm vor. Als sie an den Strand wateten, nahm er sie bei der Hand und zeigte zum Ausgang der Bucht.
“Gracias, amor”, sagte er.
Eine Dreieckflosse kreuzte am Buchtende.
Sie lächelte. Ihre Hand zog sie nicht zurück.
 

onivido

Mitglied
Hallo Blumenberg,
danke fuer den freundlichen Kommentar und die Fehlerkorrektur.
Die Liliana kommt also als geldgierig herueber? Das war keineswegs beabsichtigt. Sie will nur ihren Spass haben und vielleicht die Freundinnen ein wenig neidisch werden lassen. In dem Dorf braucht man Gespraechsstoff.
Beste Gruesse///Onivido
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo Onivido,

Geldgierig in dem Sinne meinte ich nicht. Das Auto bildet einen guten Aufhänger für ein erstes Wahrnehmen. Allerdings könntest du bei den folgenden Begegnungen, wie dem ersten Aufeinandertreffen im Laden das Motiv der Neugier bzw. die Beweggründe für das weitergehende Interesse noch ein wenig deutlicher herausarbeiten. Sonst erscheint mir ein weitergehendes Interesse der Dame an deinem Protagonisten vor allem im Hinblick auf das desaströse erste gewechselte Wort nicht so recht nachvollziehbar. ist aber lediglich mein subjektiv gefärbter Eindruck.

Beste Grüße

Blumenberg
 

onivido

Mitglied
Hallo Blumenberg,
der Spruch:”Entschuldige, aber gehört das alles dir?”
Ist hier nicht anstoessig, sondern wird zu oft genutzt und ist deshalb nicht orginell.
Deshalb auch die Reaktion:"Clown".
Der junge Mann muss sich etwas Besseres einfallen lassen.Aber eine Gelegenheit dazu muss ihm die Liliana geben.
Gruesse///Onivido
 



 
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