Hallo Bernd
kein Problem. Hier im Lupanum kann man es noch in drei Jahren lesen
LG
Tula
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Hallo James
Danke für deinen ausführlichen Beitrag, dem ich als Einladung nun auch mit Fleiß nachkommen möchte.
Zunächst muss ich betonen, dass das Gedicht keine Übersetzung im eigentlichen Sinne ist, sondern eine freie Übertragung. Wer mal ins Original schaut, wird feststellen, dass es kürzer, oder besser: kompakter ist. Das hat hier eher stilistische Gründe; das Original wirkt auch im Portugiesischen sprachlich etwas reduziert. Beim ersten Versuch stellte ich damals (vor einiger Zeit) fest, dass die Kürze in der direkteren Übersetzung eher unbeholfen wirkt, weshalb ich mich für die verwendete Variante entschied, sowohl in der Form, als auch in der inhaltlichen Gestaltung.
Zum Stil: die Verwendung der Daktylen und die „Bremse“ (sie zwingt den Leser dazu, die Silbe vor der ausgelassenen Silbe zu dehnen, in etwa wie ein Spondeus bei Hexametern) sollen gerade das ausgelassene und ziellose „Herumflattern“ des Glühwürmchens sprachlich herüberbringen. Dieses mag im optischen Vergleich (nicht die Schrift, ich meine das fliegende Sternchen) etwas "ungeschickt" wirken. Wie bei einem fröhlich über die Wiese springenden Kind zum Beispiel. Im vollkommen regelmäßigen Daktylus würde das dann wieder etwas leiern bzw. einem Galopp ähneln. Das war zumindest mein Gedanke dabei.
Inhaltliche Gestaltung:
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Das Glühwürmchen gleich zu Beginn als "Sternchen" auftreten zu lassen sorgt für Verwirrung, insbesondere wenn es den "Glanz" über die Wiesen trägt, denn Glanz ist stark reflektiertes Licht, dazu reicht's beim Glühwurm nicht.
Im Original steht da “astro volante” - ein fliegender Stern oder genauer:
Lustroso um astro volante
Rompera as humildes relvas:
Com seu voo rutilante
Alegrava à noite as selvas.
In etwa:
Glänzend, ein fliegender Stern
durchbrach das bescheidene Gras.
Mit seinem strahlenden Flug
beglückte er die nächtliche Wildnis.
Gehen wir mal davon aus, dass in poetischer Hinsicht der Glanz des Würmchens hier übertrieben dargestellt werden darf oder sogar „muss“. Natürlich leuchtet es nicht wie eine Taschenlampe
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"Elysisch und märchenhaft " sind (im Gegensatz zu abscheulich, gemein) Bewertungen aus einer höheren Distanz , die einer direkten Handlungsschilderung entgegenstehen.
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Die Charakterisierung der Kröte als abscheulich und gemein sollte in einem Fabelgedicht besser unterbleiben, diese Kenntnis wird vorausgesetzt.
Das muss ich annehmen, d.h. im Original findet solch eine weitere Charakterisierung nicht statt. Wohl aber in einer zweiten Version eines brasilianischen Dichters (das Glühwürmchen ist wirklich beliebt!):
Original - brasilianischer Autor
Dort heisst es:
Feio sapo repelente – die hässliche, abstoßende Kröte
Hier mag man geteilter Meinung sein. Mir ging es ja nicht nur um den Inhalt, sondern die poetische Wiedergabe. Da war der Vergleich natürlich Absicht.
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Mit giftigem Speichel auf etwas "einschlagen" - wie sollte das gehen?
Gute Frage! - Im Original (wie auch in der zweiten Version des brasilianischen Autors) steht das so da: die Kröte speit ihr Gift über das Opfer ! Im verwendeten Original:
E despediu-lhe um sopapo
Que o ensopou em veneno.
In etwa:
und gab ihr einen Schlag (sinngemäß ein „Schlag“, gemeint ist ein „Speichel-Schuss“)
welcher es in Gift badete (einweichte usw.)
und beim zweiten Original:
Cospe a baba de repente
Sobre o insecto luminoso.
In etwa:
spuckte und schleimte plötzlich
über das leuchtende Insekt
Ich gehe davon aus, dass man in der damaligen Zeit wirklich diese Vorstellung hatte, d.h. der Gift-speienden Kröte, auch wenn das heute aus wissenschaftlicher Sicht nicht korrekt ist.
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S3, wörtliche Rede: Zunächst verwirrend, wer hier spricht. In S2 war zuletzt die Kröte das handelnde Subjekt.
Eine Idee wäre V4 dieser Strophe an den Anfang zu setzen. Dann hätten die etwas verkappten Terzette die Struktur: ceef fc – ja, könnte man irgendwie umbauen. Siehe meinen letzten Kommentar unten.
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Ein "zischende" Kröte? Vielleicht hier besser "lacht".
Sie lacht bereits in S2. Wobei ich durchaus überlegte, ob die Kröte hier im Kontext „zischt“, das deutet etwas auf Schlange hin. Aber noch besser aus "faucht" oder anderes.
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Die Pointe wird durch den Hinweis "nur hämisch" geschwächt, weil sie das vorweg nimmt und ausdrückt, was der Leser besser selbst erschließen sollte. Es würde hier reichen, die Kröte als unberührten, gleichmütigen Ignoranten zu charakterisieren.
Ok. da müsste man diese drei Silben sinnvoll ersetzen, ohne dass es dann hilflos als Lückenfüller wirkt.
Nun ja, besser geht immer. Meine eigene Sicht war die, dass es schöner wäre, zwei sich wirklich ergänzende Terzette zu gewinnen, um auch dem klassischen Sonett näher zu kommen. Beim nächsten Versuch, den ersten gab es schon 2016. Ich werde wieder auf dieses zurückkommen, vor allem, wenn mich eine Foren-Kröte allzu doll ärgert
Dankenden Gruß
Tula