Go to hell, Sergeant Snyder! (2) - Resilienzprosa von 1981.

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Willibald

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Go to hell, Sergeant Snyder! (2) - Resilienzprosa von 1981.

Damals, als wir in der Kaserne saßen und das Leben war so richtig Mist, auch wegen Feldwebel Schneider, und auf dem Tisch lagen Spielkarten und wir hatten alles satt, da hielt Benjamin (der Vater Ire, die Mutter aus Dinkelsbühl) eine kleine Rede: „Die Geschichte“, sagte er, „ ist ein langer Strom mit Sandbänken und Ufern. Der Strom ist manchmal mit Blut von Menschen gefüllt, die töten, stehlen, schreien wie Feldwebel Schneider und Dinge tun, die Historiker normalerweise aufschreiben, während an den Ufern die Menschen fast unbemerkt Häuser bauen, Liebe machen, Kinder großziehen, Lieder singen, Gedichte schreiben oder Jokes erzählen. So ist das.“

Wir sahen uns an. Oh, das leuchtete ein! Wir reanimierten unsere Erinnerungen und setzten sie mit geröteten Gesichtern zu kurzen Geschichten zusammen, eigentlich waren das Szenen einer Komödie, die wir einmal schreiben könnten, und kamen uns dabei vor wie Cleese, Chapman, Idle, Palin, Jones, Gilliam und noch ein Siebter von den Monty Pythons.

[blue]A) Feldwebel Schneider zu den glorreichen Sieben: "He, was?
Alles Aburienten, was? Telligent wollt ihr sein? In-telligent seid ihr."

B) In der Mittagspause geht Feldwebel Schneider an unserer Gruppe - wir sitzen im Gras hinter der Kaserne - vorbei. Dabei entweicht ihm leise, aber gut hörbar eine Blähung. Er wendet den Kopf zu uns, sagt: „Na, ihr Aburienten?“

C) Im Hof vor dem grauen Kasernenblock hat sich Feldwebel Schneider aufgebaut: "Kompanie, stillgestanden!" Stimme aus dem Hintergrund: "Und sie bewegt sich doch." Feldwebel Schneider ärgerlich: "Wer hat das gesagt?" Stimme aus dem Hintergrund: "Galileo Galilei." Feldwebel Schneider: "Galileo Galilei, vortreten!"
[/blue]
Wir gerieten gegen Mitternacht in eine besinnliche, friedliche, grollfreie Stimmung und malten uns aus, Feldwebel Schneider werde als Zen-Buddhist wiedergeboren, sei überzeugend, ruhig, friedfertig und sehr intelligent:

[blue]D) Schneider ist also Mönch und der beste Schüler seines Zen-Meisters, der meditativ lächelt und dann koannah zu Schneider spricht: "Du weißt, dass es dich nicht gibt?" Erwidert der Wiedergeborene: "Wem sagst du das?"[/blue]

Benjamin, der manchmal von zu Hause aus dem Geschäft seiner Eltern eine Kruke Tullamore in die Kaserne mitbringen konnte und später Biologie und Linguistik studieren sollte, fand eine wunderbare Fortsetzung. Sie funktioniert nur auf Englisch und sei hier radiant with joy/freudig weitergegeben:

[blue]E) Our Monk Snyder walks up to a Döner-Vendor (Verkäufer) and says: „Make me one with all.“[/blue]

Kaum hatten wir den Gag verstanden, schloss Ben die Szene ab:

[blue]F) When the Döner-Vendor hands him the Döner, the Buddhist pays and asks for his change. The vendor smiles and replies: „Change comes from within."[/blue]

Auf meinem Schreibtisch bei der Lampe mit dem Marmorfuß gibt es zwei Ehrenplätze der Resilienz, auf dem einen steht Snoopy und nicht weit davon ein Foto von Ben.
 

Silbenstaub

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Hallo Willibald,
ich wage mich mal in fremde Galaxien, das Überleben beim Bund ist eine Erfahrung, die mir erspart blieb.
Zunächst zum ersten Absatz, der mir außerordentlich gut gefällt; da schwingt etwas mit, schwer in Worte zu fassen.
Auf das zweite ‚und‘ im ersten Satz könnte man vielleicht verzichten.
Die Dialoge mit Feldwebel Schneider sind sehr amüsant zu lesen. Die doppeldeutige Schlusspointe ist das Tüpfelchen auf dem i.
Viele Grüße
Silbenstaub
 

Willibald

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Salute, Silbenstaub,

erfreulich, dass die Textur der Geschichte Genuss bereithält und so dann auch lebendig wird.

Merci für die Rückmeldung.
 



 
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