GO VEGAN!

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Aufschreiber

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"Go VEGAN!" schreit es mir aus allen Medien ins Antlitz, penetriert den Gehörgang.
"Na gut", denke ich, "Man kann es ja mal ..."
Ich laufe und kaufe ...
Hinterher bin ich vor Spannung von einer gewissen Vibration ergriffen. Optimistisch ordne ich das Ganze unter "good vibrations" ein und reiße die "Wiener" auf.

"Hmmm", grüble ich, "Darf man etwas, das keine Wurst enthält, dann eigentlich noch Wurst nennen? - Und ist es nicht ein Sakrileg, für Veganer, Nahrungsmittel nachzubauen, die sie eigentlich verabscheuen - müssen - so vom kultischen Credo her?"
Gedankenversunken erhitze ich den Inhalt der Plastikfolie.

Sei es, wie es sei, ich jedenfalls bin noch nicht vollständig indoktriniert und führe in maßloser Selbstüberschätzung gleich zwei der Produkte, die Würsten ja auch noch ähnlich sehen, - rein äußerlich - meinem Mund zu.

"ÄÄÄÄÄÄKS!", würge ich, in Begleitung der aktuellen Zungenauflage, hervor, vorauf ich die noch im Topfe lauernden ... Dinge ... bescheunigt Bio-verklappe.
Ob das richtig ist, weiß ich nicht, ich habe die Zutatenliste nicht gelesen, was sich ja auch als Fehler erwiesen hat.
Meine Vermutung tendiert zu versalzenem Pappkarton.

Mein Magen jedenfalls bäumt sich, trotz ausgefallener Berührung mir dem Veganat, mächtig, fällt aber dann in das vorherige Grummeln zurück. - HUNGER!
Ich unterziehe den Rest meines Einkaufs: "Bulette", "Schinkenwurst" und "Schnitzel" ebenfalls der
Verzehrprobe, scheitere aber, teilweise brachial.

Nachdem ich die Übergabe abgeschlossen habe, auch die der Produkte an das Bio-Recycling, sowie der Plasteverpackung an den gelben Sack, wasche ich mein Gesicht, putze die Zähne, spüle mit einem spritzigen Wasser den sauren Geschmack aus der Kehle ...

... und gehe, Carnivor, der ich nunmal bin - und sehr wahrscheinlich bleiben werde, zum Grillstand des örtlichen Landhandels, wo ich eine echtfleischige Riesen-Currywurst kille.

Mit einem kleinen Salat.
 

Matula

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Guten Morgen Aufschreiber!

Auf Dauer hilft wahrscheinlich nur die Überzeugung, dass wir im nächsten Leben alle als Mastschweine und Legehühner wiedergeboren werden. Ein sehr amüsanter Text.

Herzliche Grüße,
Matula
 

Aufschreiber

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Hallo Matula,

vielen Dank!
Ich gestehe (Schnitzelbrötchen mampfend), dass dem Text eine gewisse Authentizität eigen ist. ;o)

Beste Grüße,
Steffen
 

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Mitglied
Und ist es nicht ein Sakrileg, für Veganer, Nahrungsmittel nachzubauen, die sie eigentlich verabscheuen - müssen - so vom kultischen Credo her?"
Das frage ich mich auch öfter, lieber Steffen.

Wobei ich mir nie so sicher bin, ob nicht die nachgebauten Würste, Fleischlaberl und Co. von Veganern nur so verwendet werden, dass sie quasi als Kompromiss-Ersatz für nicht-vegane Essensgäste ausschließlich auf deren Tellern, also denen der noch Unbekehrten, landen...so in der Hoffnung, dass dann, nach dem Essen, festgestellt wird: was einem da untergejubelt wurde, war gar keine echte Wurst (Überraschung!!!!), hat man aber gar nicht bemerkt, weil genau so lecker (Wunschdenken mit null Potential zur Wahrwerdung). Der Versuch der untergejubelten Bekehrungs-Wurst - ein Scheiterkonzept, wie es in der Psychologie so schön heißt. :cool:

Also nicht Sakrileg sondern eher Mitleidsakt für die, die den Segen der völlig fleischlosen Ernährung einfach nicht erkennen können und im Stadium des karnivoren Steinzeitmenschen stecken zu bleiben verdammt sind. Oder so.

Musste schmunzeln beim Lesen...der Wiedererkennungswert ist definitiv vorhanden.

Liebe Grüße,
Claudia
 

Aufschreiber

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Hallo Hans,

wir essen auch viel "grüne Sachen", haben tatsächlich unsere Ernährung "umgestellt", aber eben nicht auf vegan, sondern auf eine vernünftige Aufteilung, nebst viel natürlichen Zutaten.
Ein bisschen will ich mit dem Text ja genau darauf hinaus, dass "man" der einen Chemiefabrik entsagt, um Dinge zu konsumieren, die ebenfalls ...fragwürdig sind, schon vom Gedanken her.

Beste Grüße,
Steffen
 

Aufschreiber

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Hallo Claudia,

das hat natürlich auch was für sich, so als Gedanke.
Allerdings habe ich auch die Erleuchteten schon diese Segnungen verzehren sehen, witzigerweise augenscheinlich mit einem gewissen Genuss, dessen Ursprung sich mir nicht erschließt.

Freut mich jedoch, dass mein kleines Geschreibsel Euch allen ein bisschen zusagt.

Beste Grüße,
Steffen
 

Hagen

Mitglied
Hallo Steffen,
mit diesem Text hast Du mir aus der Seele gesprochen!
Zudem bist Du Deinem Bildungsauftrag, dem wir in der Lupe ja verpflichtet sind, unheimlichgut nachgekommen, da wir für das Quiz, welches die Wunderbare Ulrike und ich für das in Kürze anstehende Straßenfest auszuarbeiten verdonnert worden sind, auf das Wort 'Carnivor' gestoßen, welches wir umgehend für das Quiz verarbeitet haben.

Was zur Hölle sind eigentlich ‘Carnivoren‘?

Als Fleischfresser, auch ‘Carnivoren ‘ oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tierischem Gewebe ernähren.

Eine ‘Carnivor‘ verbrennt Holz und erzeugt dadurch Wärme. Eine ‘Carnivore‘ ist eine Gebäudeheizung. Holz ist ein biogener Festbrennstoff. Holz kann von dem ‘Carnivor‘ in Form von Scheitholz, Stückholz, Holzbriketts, Holzpellets oder Hackschnitzeln verbrannt werden.

Ernst Carl Christian John Carnivor wurde im März 1812 Sekretär bei dem Geheimrat Goethe. Ernst Carl Christian John Carnivor veröffentlichte 1815 einen Gedichtzyklus den er ‘Carnivoren‘ des Christian John nannte. Die ‘Carnivoren‘ fanden jedoch kaum Beachtung obwohl sie wesentlich gehaltvoller als die Werke von Goethe waren.

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleibt schön fröhlich, gesund und munter, weiterhin positiv motiviert, negativ getestet und stets heiteren Gemütes!
Herzlichst
Yours Hagen

Bedenke: Stimme niemals ein Klavier in nassem Zustand!
 



 
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