Grau, teurer Freund...! (gelöscht)

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

Dein Text wird etwas kompliziert durch die dritte Strophe. Ich denke, hier vermischst Du die Arbeit des Bildhauers mit der Arbeit eines Menschen, der Theorien entwirft.

Der Bildhauer, könnte sein Werk nicht erschaffen, wenn es in seinem Innern nicht blutvoll und lebendig wäre.

Am Betrachter liegt es dann wieder, dem erschaffenen Werk Leben einzuhauchen, wobei er das, was in seinem eigenen Inneren vorhanden ist eigentlich zum Leben erweckt. Deshalb werden Kunstwerke immer auf so unterschiedliche Weisen aufgenommen.

Wenn Du mit "die Bildung" das gestaltete Kunstwerk des Bidhauers meinst, dann verstehe ich die dritte Strophe so, wie eben gesagt, dass es jetzt am Betrachter liegt, das Kunstwerk wieder lebendig werden zu lassen.

Aber ich denke eher Du hast etwas Doppeldeutiges gemeint. Das kann ich dann aber nicht entziffern.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

nun Du den Titel geändert hast, wird Dein Text für mich klarer.

Jetzt geht es darum, dass da jemand einen anderen beständig zerlegt und seziert und sich so ein Bild von ihm macht. Aber was da wirklich lebt und pulsiert und vielleicht überhaupt erst im Keime vorhanden ist, weil es sich noch gar nicht gestaltet hat, das will er nicht sehen.

Ok????

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

vielen Dank für deine Kommentare! :) Ich wollte mit dem Antworten warten, bis Zeder den Threadtitel geändert hat.

Der Titel "für einen Bildhauer" hatte für mich selbst eine relativ schwammige Bedeutung. Eigentlich habe ich ihn genommen, um noch etwas aus dem Wortfeld [Bild;Bildung;Abbild] im Gedicht zu haben ;-) - die Form ergreift eben doch oft Überhand... Und das Gedicht wendet sich an jemanden, der sich die Welt selbst "zurechtstutzt" -insofern würde "Bildhauer" vielleicht auch noch passen - aber eben alles verschwommen.

Denn eigentlich wollte ich etwas Ähnliches ausdrücken, wie Mephisto in der Schülerszene ;-). Alle Bildung, alles "im Bilde über etwas sein" bringt nichts, wenn man es nicht versteht, zu leben. Du hast schon recht, in deinem zweiten Kommentar, aber es geht mir nicht nur um das "zerlegen" von anderen, sondern auch das zerteilen und verwissenschaftlichen der Welt und sich selbst, seines eigenen "Bluts"...

Ich hoffe, das kommt ungefähr rüber...?

LG,
presque_rien
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

oh doch, das kommt durchaus rüber, dass Du etwas Allgemeines und nicht nur Persönliches meinst, aber Der Titel und auch die Anrede "DU" gleich drei Mal, erwecken dann doch den Anschein, als meintest Du auch eine bestimmte Person.
Ich verwende dieses Mittel natürlich auch, dass ich "du" schreibe, wenn ich eigentlich mich selbst und alle Menschen meine. Aber so wie Du es strukturiert hast, dass drei Mal eine Aussage mit dem "DU" verknüpft wird, wird das Überpersönliche für mein Empfinden in den Hintergrund gedrängt.

Außerdem entnehme ich jetzt aus Deiner Antwort, dass Du dieselben Schwierigkeiten hast, wie ich sie auch sehr oft habe. Meistens will ich viel zu viel in einen Text hineinpacken. Beim Malen geht es mir auch so, weil ich in meinem Inneren alles vierdimensional sehe, und es dauert manchmal einige Jahre bis ich ein Bild auf zwei Dimensionen reduzieren konnte.

Was kann da helfen,eigentlich nur, immer weiter alles zu probieren. Das Schreiben erlernt man wirklich nur, indem man schreibt.
Ich verliere eine Sache, von der ich dann erkenne, dass sie mir nicht 100% geglückt ist, nach der ersten Traurigkeit darüber, vollständig aus den Augen, und irgendwann kreuzt sie ganz von allein als etwas Neues wieder auf.

"Magst du dem Blut als Abbild fassen
Neuronenketten!"

macht eine fundamentale Aussage, obgleich hier auch das "du" mit eingewebt ist.

Das sind die Dinge, die mir jetzt spontan einfallen.
Das Thema ruft aber geradezu nach einer Bearbeitung in unsrerer lebenserstickenden Zeit.

Dir ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

Ich verliere eine Sache, von der ich dann erkenne, dass sie mir nicht 100% geglückt ist, nach der ersten Traurigkeit darüber, vollständig aus den Augen, und irgendwann kreuzt sie ganz von allein als etwas Neues wieder auf.
Ja, das kenne ich sehr gut :). Dieses Gedicht ist auch so ein manchmal-kommen-sie-wieder-Fall *lach* - es steht sogar schon einmal hier in der Lupe, unter "Bildhauer unter sich"...

Ich fürchte, ich habe mich in meinem letzten Kommentar irgendwie mißverständlich ausgedrückt - dieses Gedicht habe ich schon mit einer klaren Widmung geschrieben (derjenige hat's dann auch fünf Minuten nach der Fertigstellung ins Gesicht gedrückt bekommen ;-)). Icgh bezog mich auf den Satz: "...dass da jemand einen anderen beständig zerlegt und seziert und sich so ein Bild von ihm macht." Der "Jemand" zerlegt nicht nur andere, sondern auch sich selbst und gerade das, was eigentlich menschlich ist! Ich finde es schrecklich, wenn heute versucht wird, alles, sogar Gefühle, irgendwie rational zu erklären: "Magst du dem Blut als Abbild fassen
Neuronenketten!" - mein Lieblingssatz ;-). Wenn der Mensch zum zerteilen und zerteilt werden gedacht wäre, dann würde man nicht vom "Individuum" reden, oder?!

Wenn du Überarbeitungsvorschläge oder weiterführende Ideen hast - ich würd mich freuen :)...

Einen lieben Gruß & gute Nacht!
Julia
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

ich denke der Text wäre noch einleuchtender, wenn Du jetzt, in ein ähnliches Schema gebracht wie das Vorangegangene, anfügen könntest,wie es eigentlich sein sollte.

Also, wenn Du jetzt Deine Vorstellung von Synthese ins Bild brächtest.

Es schadet ja nicht, wenn der Geist alles auseinandernimmt, um es zu betrachten. Aber dabei darf es nicht bleiben.
Wenn man seine Beobachtungen gemacht hat, kann man sich sagen: Im Einzelnen sieht das so aus, aber aufs Ganze gesehen, von einem übergeordneten Standpunkt aus, gewinne ich einen anderen Eindruck.

ZB
Jede Fliege, die jemals auf der Erde war, und jede, die noch sein wird, hat ihr einmaliges Eiweißmolekül.
Bei dieser Information kann man es belassen.
Aber ich möchte den Menschen sehen, der das zum ersten Mal erfährt und nicht staunt über die Fülle des Erschaffenen, die sich in dieser Information offenbart, ja, er könnte sich von einem Hauch des Unendlich angeweht fühlen.

Die reine Information ist eine sezierende Betrachtung. Das, was ich danach beschrieben habe, führt die Betrachtung in eine Synthese, eine Zusammenschau all dessen, was ist.

Das ist jetzt in Verbindung mit Deinem Text ein etwas abwegiges Beispiel, Dir geht es ja um Gefühle, die auseinandergenommen schon fast als Halbwahrheiten für sich selbst auf der Strecke bleiben. Aber ich glaube, Du verstehst, was ich meine.

Vielleicht solltest Du den Text komplettieren mit dem , wie Du Dir die Dinge betrachtet wünschst.

Soweit meine Anregung.
Veränderungen Deines Textes traue ich mir nicht zu, dafür ist mir der gedanklich Aufbau Deines Texschemas etwas zu schwierig.

Einen schönen Samstag wünsche ich Dir.
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und deine Ideen - die nehme ich mir sehr zu Herzen!. Wahrscheinlich kommt dann irgendwann die dritte "Auflage" ;-)...

Einen schönen Tag wünscht
Julia
 



 
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