Grauzone

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Winterling

Mitglied
Grauzone

Erdenseelen wandern formlos,
sind nur hier um Zeit zu borgen.
Träumend ruhen Nachtigallen,
doch die Lerchen wollen fliegen.

Weltenwechsler überbrücken
Graulichtzonen ohne Sorgen.
Morgendämmrig suchen Wesen
nach den neuen Babywiegen.

Hinter dicken Nebelwänden
lassen sie die Schatten dunkeln.
Meereswellen streicheln kosend,
schützen ihre zarten Farben.

Sonnenstrahlen müssen weichen,
geben Sternen Raum zum Funkeln.
Grenzen werden überschritten,
hinterlassen keine Narben.

Jetzt, Vergangenheit und Morgen
Zwielichtraum zum Überblenden-
Nichts ist so, wie es gewesen,
Zeiten binden hier die Welten.

Spiegellabyrinthe täuschen,
Körper können tauschen, enden,
Schicksalsformer transportieren
Dasein --- neue Regeln gelten.
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Winterling,

so düster und beklemmend - so erscheint uns Sonnenverwöhnten dieser Gang in den Maschinenraum des Daseins, angereichert durch Perspektiven des Numinosen. Wir werden es nie verstehen können, aber mit zunehmenden Alter sehen wir es.

Ein großartiges Gedicht!

Liebe Grüße
Petra
 

Winterling

Mitglied
Liebe Petra,

hier beschreibe ich Szenen, die sich im Übergang befinden. Es ist pure Phantasie. Natürlich könnte man auch Parallelen zur Realität erkennen, aber der Sinn hier liegt in der Phantasie. Dies ist nur Aspekte, ein Gedanken, eine Ideen. Vielleicht ein wenig zu düster, aber manchmal mag ich sowas.
Es ist auch ein Schuss Science Fiction enthalten.

Maschinenraum des Daseins, was für Idee! Es ist das Leben an sich.

Glaube klingt hier nicht an, aber wenn Du in dem Text davon Sichtweisen / Perspektiven gefunden hast respektiere ich das. Ein Gedicht kann auf die unterschiedliches Art und Weise verstanden werden. Jeder Mensch ist einzigartig, und somit auch die leseweise.

Mit zunehmendem Alter habe ich mehr Distanz zu meinen Texten.

Ich freue mich, dass Du mir geschrieben hast, auch für dein Lob. Danke für die Sternchen.

Vielleicht sollte ich diesen Text zu SF schicken, wie mache ich das ?`Ich zweifele, weil es ein MIX aus Phantasie / Realität / und Science Fiction ist......

LG Heike
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Liebe Heike,

die interessante Frage wäre, woraus sich die Phantasie speist - wahrscheinlich aus allem, was sich in unserem Kopf befindet.

Ich meine mit dem Numinosen nicht irgendeinen Glauben (auch, wenn es ursprünglich das Göttliche heißt), sondern eher das Feinstoffliche, was sich unseren Sinnen entzieht; vielleicht ist das der An-Teil, den Du Science Fiction nennst - so wie die Weltenwechsler oder Schicksalsformer, eigentlich schon die formlosen Erdenwesen.

Ich glaube, zu Science Fiction fehlt ein bisschen die Science und ich denke, Du bist hier gut aufgehoben. Verschicken kann man einen Text nicht, man bräuchte sehr wahrscheinlich einen Moderator, der den Text umhängt. Du kannst ja mal den Patrick Schuler ansprechen (der meines wissens den Lyrik-Teil betreut, ach nein, es sind Franke und lapismont für das Gereimte) - und eine zweite (bzw. dritte) Meinung einholen, wie sie das sehen. Man kann übrigens den Moderator sehen, wenn man die entsprechende Rubrik aufruft.

Auf jeden Fall hat mir Deine Lesart einen anderen Zugang zu Deinem Gedicht gegeben, und vielleicht würde man ihn tatsächlich von Anfang an anders lesen, wenn er in der anderen Rubrik stünde.

Ein toller Text!

Liebe Grüße
Petra
 

Winterling

Mitglied
Liebe Petra,

Phantasie entsteht durch unser Erleben der 5 Sinne von Klein - auf - an.

Lesen gehörte bei mir mit dazu.
Sehr gerne Phantasiebücher z. B. / Alan Dean Foster / Frank Herbert. Es muss eine Lust aufs Leben sein.
Überhaupt Lesen. Neugierde ist auch ein guter Antrieb.

Ich lasse diesen Text einfach hier. Er ist hier gut aufgehoben. Danke für die Informationen. Da ich meist eine Reimerin bin, ist das okay,

Vielleicht gucken ja auch Andere über "Die Ränder"

Liebe Grüße Heike
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich lasse diesen Text einfach hier. Er ist hier gut aufgehoben. Danke für die Informationen. Da ich meist eine Reimerin bin, ist das okay,
Das Gedicht ist ganz richtig hier, die SF Abteilung ist Prosa. Thematisch passen Gedichte hingegen immer in alle Lyrik-Foren.

LG
Patrick
 

sufnus

Mitglied
Hey!

Jetzt komm ich endlich mal dazu, auch nochmal zurück zu blättern und dieses, wie ich finde, außergewöhnliche Reimgedicht nochmal zu kommentieren! :)
Rein formal ist ja hier die Besonderheit, dass sich innerhalb einer einzelnen Strophe gar nichts reimt, entsprechend wäre das (Nicht-)Reimschema von Strophe 1 ABCD, wobei "formlos" und "borgen" bzw. "Nachtigallen" und "fliegen" zwar keine Reime sind, auch keine Beinahe-Reime, aber doch klanglich ein bisschen mit einander kuscheln. Der Reim entwickelt sich dann erst mit der zweiten Strophe, so dass sich für die ersten beiden Strophen das Schema ABCD EBCD ergibt, will sagen: Die Zeilen mit gerader Zeilennummer reimen sich jeweils über die Strophengrenze hinweg (Zeile 2 mit Zeile 6 und Zeile 4 mit Zeile 8). Dieses Schema kommt dann tatsächlich durch das ganze Gedicht hindurch zur Anwendung, was bedeutet, dass immer jeweils zwei Strophen durch Reime mit einander verklammert werden. Der Abstand zwischen den Reimen ist dabei so groß, dass es bei einem Vortrag unter Umständen gar nicht auffallen würde, eher strukturiert der Reim hier auf einer unwahrnehmbaren Hintergrundebene den Text. Überlagert wird diese Strukturebene durch die völlig regelmäßig gestaltete metrische Bindung mit Trochäen und einer durchgängigen Endung sämtlicher Zeilen mit einer weiblichen Kadenz (betont - unbetont).

Ganz unabhängig vom spannenden Inhalt finde ich die Form dieses Gedichts wirklich hochspannend! Gefällt mir sehr! :)

LG!

S.
 

Winterling

Mitglied
Moin Moin sufnus,

Die ungewöhnliche Reimform ist entstanden, weil ursprünglich die 1ste S und die 2te S eine Strophe war.
So auch die 3te S. und die 4te S waren eine Strophe.
5te Sund 6te S ebenso. Mir erschien die Zeilenlänge zu lang, und so wurde es 6 Strophen statt 3 S.

Ich habe den Text schon laut gelesen und finde es so gut. Der Inhalt ist ja keine leichte Kost, um so mehr freue ich mich, dass Du den Text noch einmal kommentiert hast. Er kommt aus der Phantasieecke, jedoch klingen auch Realitäten an.

Viele Dank für die genaue Analyse und die Sternchen, ich lerne gerne dazu.

Liebe Grüße Heike
 

Agnete

Mitglied
ein ungewöhnliches Reimschema, Winterling, das gefällt. Ein stark bildhaftes Gedicht, das ich lese als "Raum zwischen Noch nicht Beendetem und Neuanfang, "Babywiegen, überblenden, geborgte Zeit." Entscheidungen, die wir verschieben, und doch müssen sie sein.
Ich sehe das Gedicht als sehr Poetisches, das viel Raum lässt für den leser, sich zu finden. Sci-Fi eher nicht. ;)
 

Winterling

Mitglied
Hey Agnete,

Ich finde es gut, dass der Leser einen großen Spielraum für eigene Ideen hat.
In mir tickt eine Seelenunruh, die mal mehr und mal weniger Bilder produziert. Ein Segen und ein Fluch.
Das Reimen ist der Versuch die Bilderflut in vernünftige Bahnen zu lenken.

Hier sind die Reime weit auseinander, ich hatte vorher sehr lange Zeilen in den S. und habe sie einfach halbiert.

Du sagst es ist kein SF, ja da hast du Recht, es ist eher Fantasie und Realität.
Du sagst es ist sehr poetisch, danke. Ich selber kann meine Texte und Gedichte nicht beurteilen. Da bin ich blind.

Es ist der Versuch Worte für einen Übergang zu finden. Der Anfang ist vorbei und das Ende noch nicht in Sicht. dazwischen gibt es viel " Grauzone".
Die Worte sind schnelle entstanden, ich habe sie einfach aufgeschrieben, und dann in reimen geglättet.

Ich danke sufnus und dir für euere Antworten recht herzlich. :)
Agnete dankeschön für die Sternchen!

LG Heike
 



 
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