Grenzerfahrung (Israel)

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Art.Z.

Mitglied
Grenzerfahrung

Sein Land ist schön,
die Sonne scheint,
das Meer ist warm,
die Menschen freundlich.
Sein Herz ist weit und es verläuft sich
zwischen den hohen Palmenbäumen.

Er geht nach draußen,
sieht den Himmel
und Wolken fließen sorglos weiß.
Er atmet ein und atmet aus,
schließt seine Augen
und vergisst.

Vergisst,
dass hinter ihm die Grenze
aus Stacheldraht und Elend liegt.
Vergisst die Trümmer und Raketen,
und all die Mütter, die noch beten
in Worten, die er nicht versteht.

Er weiß nicht mehr,
was gestern war,
denn Krieg ist Krieg,
Befehl Befehl.
Dieser Moment ist ohne Fehl
und Tadel kann er sich nicht leisten.
 
F

Fettauge

Gast
Grenzerfahrung

Lieber Art Z.,

ein israelischer Soldat an der Grenze zum ausgesonderten, unterdrückten Palästina. Schon die Apartheid-Grenze müsste ihn nachdenklich machen, denn sie befindet sich im eigenen Land.
Aber er versteht Palästina nicht, dazu ist er nicht erzogen worden, vielleicht hasst er Palästina sogar, denn er ist zum Hass auf die Palästinenser erzogen worden. Er hat seinen Befehl, den führt er aus, wenn er es nicht tut, wird er bestraft. Ein abgerichteter junger Mensch, eher ein Schießautomat, Soldaten sind für das Töten von Menschen da - was natürlich auf jeden Soldaten zutreffen kann, egal, wo in der Welt.

Dein Gedicht kommt harmlos daher, betont anfangs die "Normalität" des Grenzdienstes, aber dann, sofern man ein Mensch ist, der die Dinge an sich heranlässt, erkennt man die Unmenschlichkeit, die hinter der "Normalität" steckt.

Die Sprache ist direkt, ein bisschen kahl, aber sie betont das innere Strammstehen des Soldaten.

Zur letzten Strophe würde ich dir folgendes vorschlagen:
Nimm die beiden letzten Verse von "Dieser Moment" ... bis
"nicht leisten" an die erste Stelle der Strophe, so dass du mit "Befehl (ist) Befehl" aus dem Text rausgehst. Füg mal noch das "ist" ein.

Liebe Grüße, Fettauge
 

Art.Z.

Mitglied
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
Was würde dein Änderungsvorschlag dem Gedicht bringen?
Es würde vielleicht die Begründung oder den Kern des Gedichtes ans Ende stellen, aber ich denke nicht, dass es besser klingen würde. So, wie es jetzt ist, runde ich den Kern noch mit der Erklärung für sein Handeln ab.
Siehst du das anders?
 
F

Fettauge

Gast
Grenzerfahrung

Es ist dein Gedicht, Art Z., ich kann nur Vorschläge machen.

Gruß, Fettauge
 



 
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