Hi Manfred
dein Werk gefällt mir sehr gut. Es hat eine ähnliche schwere und Melancholie wie gut gereifter schwerer Rotwein: Wuchtig, gehaltvoll und in den Aromen ausgebaut und trotz seines Volumens und Körpers immer auch geistig und konzentriert. Kein Wein unter 13 % Alkohol Gehalt sollte sich schwer nennen dürfen und kein Gedicht ohne die Authentizität des Wahrheit des Herzens.
Das Werkstück beginnt mit dem Bild der Freunde. Das ist so ein abgenutztes Wort das in eine gewisse beliebigkeit verfallen ist. Im Gedicht sind die Freunde fast so etwas basales wie Heimat denn ohne sie bedeutet es Neuanfang zu erleiden. Dafür fehlt die Kraft und es bleibt nur das „grindige Wort“. Ich übersetzte den Grind für mich mit Mühe,
Plackerei, Anstrengung. Das li nimmt das alles hin. Es gibt keine Klage nur eine fast nüchterne Zustandsbeschreibung.
Und dann kommt diese großartige zweite Strophe in der das Bild der Möwen gleichsam Bild der letzten Reise wird wie auch Schreckensbild vor dem letzten Flug auf das Meer. Diese ambivalenz ist es die mich seltsam anregt und gleichzeitig beruhigt wie ein gutes Glas shiraz,
Nüchtern gewogen und getrunken!
Jetzt wiegen die Jahre schwer. Darin ist für mich nicht mehr als eine gelebte Müdigkeit, eine ganz natürliche Müdigkeit des ausgeschöpften Lebens. Und vielleicht ein bisschen Melancholie, ein bisschen Jugendstil ein bisschen Wien zwischen all seinen reichen Kultureinflüssen ein bisschen verloren und aus der Zeit gefallen.
Werden auch die Schritte kleiner, der Abstand verringert sich nicht. Eine wesentliche Erkenntnis die dem Werk eine feine Struktur gibt - es bleibt ein durchleben und es wird nie anders sein so lese ich es. Man möchte in der gewogenen Stimmung des Gedichtes sagen, vielleicht flüstern: das gute mit dem schlechten..
Nun endet das Werk mit dem
Bild des Tanzes im Licht. Das ist hier nicht übertrieben oder überzeichnet sondern würdevoll angemessen: geht es doch auch darum das Gleichgewicht wieder herzustellen gegen den sog der Schwere, die Anziehungskraft von Mond und Schweigen.
Ich persönlich hätte nur zwei Dinge geändert. Ich hätte das Wort „Grind“ vermutlich gegen ein geschmeidiges ersetzt und die Zeile „es bleibt nur fS grindige Wort“ geändert.möglcherweise ist das nicht nieder geschriebene einzusetzende Wort das „grindig“ ist aber noch ein. Persönlicher Kulminationspunkt der dir viel bedeutet der aber nicht unbedingt entschlüsselt oder wirken muss.
in jedem Fall ein Genuss auch in Reim und Struktur und könnte ich so würde ich es allen anempfehlen die verstehen wollen warum die Dinge niemals nur so sind wie sie scheinen. Zu diesem Zwecke (aber nicht nur zu diesem) würde ich es oben anheften.
mes compliments
dio