Größe 38

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DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Tim ging in den Lagerraum und begann, die neu gelieferten Schuhe einzuräumen. Sein Blick glitt automatisch über die Bilder auf den Kartons, fand die Größe und er stapelte alles sorgfältig in die entsprechenden Regale. Bei den Damenschuhen verweilte er länger. Vorsichtig öffnete er ab und zu einen Deckel, um über hohe Absätze zu streicheln und die Nase sanft über das Leder zu ziehen. Tief atmete er den wunderbaren Duft ein. Am liebsten hatte er die Stilettos, die schwindelerregend hohen, und vor seinem inneren Auge erschienen zarte Frauenfüße, die diese Schuhe trugen. Der übrige Körper trüge nichts, und er würde demütig warten, bis er die Absätze überhaupt berühren dürfte, bevor er die Trägerin davon befreite, um behutsam mit ihnen den Weg in ihr Innerstes zu weiten, in das er dann bald selbst eindränge.

Die Stimme seiner ihm verhassten Kollegin riss ihn aus seinen Träumen. „Geh mal bitte nach vorne, Kundschaft!“, rief sie ihm barsch zu. Blöde Granitzicke, dachte Tim, gehört schon zum Krampfadergeschwader, ist vollkommen frustriert und kommandiert mich ständig herum. „Ich mach das hier fertig, jetzt zisch schon ab“, fügte sie hinzu und Tim verließ beinahe fluchtartig das Lager, um ihrem Blick zu entkommen. Im Verkaufsraum standen zwei Frauen vor den Damenschuhen und musterten prüfend das Angebot. Tim brauchte vier Sekunden, um sie einzuschätzen: Circa vierzig Jahre alt (zehn Jahre älter als er selbst), attraktiv, gut und geschmackvoll gekleidet, gepflegt und intelligent. Denen konnte er garantiert nichts vormachen, keinen Billigschuh unterjubeln, keine falschen Komplimente anbringen, um sie zu einem Kauf zu überreden. „Womit kann ich Ihnen helfen?“, leitete er das Gespräch ein und setzte sein schönstes Verkäuferlächeln auf. Die Blonde erklärte, dass sie vernünftige Sportschuhe bräuchte, die auch einer Wanderung standhielten. Insgeheim war Tim enttäuscht, hatte er doch gehofft, sie sei auf der Suche nach Schuhen mit hohen Absätzen. „Schauen Sie mal, hier haben wir die neue Herbstware, alles hochwertige Schuhe, die auch einen Regenguss nicht übelnehmen“, säuselte er mit langjähriger Erfahrung herunter und präsentierte das Regal mit Markenschuhen, keine unter hundert Euro. Wie von ihm erwartet, schreckte der Preis die Dame nicht, sondern sie interessierte sich tatsächlich nur für die Funktionalität und Qualität. Sie suchte ihre Größe und begann, ihre eigenen Schuhe aus- und die neuen anzuziehen.

Tim beachtet sie nicht weiter, diese derben Sportschuhe erregten ihn nicht, er ging lieber zu der brünetten Dame, die unschlüssig herumstand. „Und womit kann ich Ihnen dienen?“, fragte er und im selben Moment dachte er, wie passend diese Frage war. Dienen, ja das würde er, diesem Wesen, das beim näheren Hinschauen viel zarter als die Blonde war. „Ich weiß nicht so recht, im Prinzip habe ich gar nichts nötig, ich begleite nur meine Freundin, aber vielleicht könnte ich neue schwarze Pumps gebrauchen, Sie wissen schon, für abends“, schloss sie und blickte Tim leicht unsicher an. Tims Nerven begannen zu vibrieren. Schwarze Pumps! Mit Absatz! Seine Augen flitzten zu ihren Füßen hinunter. Höchstens Größe 38, schätzte er. Zart, schmal, kaum Knöchel. Genau sein Typ. Er geleitete die Kundin zu einem anderen Regal. „Schauen Sie, hier sind Pumps in rauen Mengen, auch in schwarz, mit unterschiedlich hohem Absatz – aber bei Ihrer Figur und Ihrem zarten Fuß darf der doch sicher auch ein bisschen höher sein -“ und ohne ihre Antwort abzuwarten, hielt er sein persönliches Lieblingsmodell in den Händen. „Größe 38? Tippe ich richtig?“ fragte er mit schelmischem Lächeln. Die Brünette nickte verblüfft. „Ja, stimmt, ich probiere ihn gleich an, der ist wirklich schön, aber verdammt hoch ist er ja schon....“ und sie streifte ihren Straßenschuh ab. Tim sah rot lackierte Fußnägel durch den zart schimmernden Seidenstrumpf. Dann schob sie den Fuß in den Schuh und strahlte ihn an wie Aschenputtel, das endlich den Richtigen gefunden hat.

Tim schluckte. „Darf ich mal?“, fragte er, bückte sich und drückte vorsichtig auf die unter dem dünnen Leder liegenden Zehen. Dann fuhr er sanft mit seinem Zeigefinger über den Fersenrand, spürte dabei die Wärme der Haut, die durch den dünnen Strumpf strahlte. „Passt perfekt!“, sagte er im Aufrichten, und dass sich noch etwas anderes aufrichtete, schien nur er zu bemerken. Die Brünette nickte. „Ja, wunderbar, guck doch mal Ulla“, rief sie unvermittelt der Blonden zu, „ich wollte doch gar nichts kaufen und jetzt hat mir der tolle Verkäufer hier Super-Pumps gezeigt, ich probier sofort auch den anderen!“ Tim beeilte sich, das Gegenstück aus dem Lager zu holen. Granitzicke war noch immer beschäftigt, Kartons einzuräumen. „Na, bisse wieder am Flirten?“, raunte sie giftig in seine Richtung. „Na und? So verkauf ich wenigstens was – im Gegensatz zu dir“, warf er ihr an den grauen Betonlockenkopf und verließ wie ein geölter Blitz den Raum, bevor sie zu einer Erwiderung ansetzten konnte.

Im Verkaufsraum waren beide Damen in die Betrachtung des schwarzen Schuhs vertieft. Die Blonde hatte inzwischen auch die passenden Sportschuhe gefunden und wartete nun geduldig, bis ihre Freundin beide Füße in den Pumps stecken hatte und durch den Laden stöckelte. Tim konnte sich nicht sattsehen an diesem Schauspiel und er sog die Bilder gierig in sich auf, damit er sie in einer ruhigen Stunde abrufen konnte. „Ich nehme sie“, rief die Kundin schließlich glücklich aus, und Tim wünschte sich, sie hätte ihn gemeint. „Ich hole Ihnen aber ein neues Paar aus dem Lager, der linke Schuh ist ja Vorführmodell“, sagte er und packte beide Schuhe schnell beiseite. Im Lager war es ruhig. Granitzicke stand rauchend im Hinterhof und bemerkte ihn nicht. Schnell fand Tim die gewünschten Schuhe und bald darauf zogen beide Damen zufrieden von dannen.

„So, jetzt habe ich mir aber eine Pause verdient“, sagte er zur Kollegin, die raucherhustend in den Verkaufsraum ging. Tim holte die von der Brünetten anprobierten Pumps und betrachtete sie zärtlich von allen Seiten. Anschließend strich er mit den Fingern über das edle Leder, roch daran, stellte sich die Füße mit den rotlackierten Zehen darin vor, die Seidenstrümpfe, die er langsam bis zu den schmalen Knöcheln abrollen würde, dann die nackten Füße, denen er erneut die Schuhe anpassen und diese dann liebkosen würde. Er sah sie vor sich, wie sie nur mit den Schuhen bekleidet vor ihm durch das Zimmer schweben würde. Seine Erregung stieg und er tastete nach seinem Hosenschlitz. Er fühlte sein pralles Glied und drückte es sanft. Die Bilder stürmten auf ihn ein. Ach wäre es herrlich, mit diesen Schuhen über den nackten Körper der Frau zu streichen, sie zwischen ihre Beine gleiten zu lassen, bis sie bereit wäre, ihn in ihre feuchte rote Höhle aufzunehmen...

Er stöhnte leise und war versucht, seine Hose zu öffnen, um sich Erleichterung zu verschaffen, als er die Schritte von Granitzicke hörte. „Mann, du hattest lange genug Pause“, zischte sie und er schaffte es gerade noch, die Schuhe wegzustellen, „hilf mir mal, Kinderfüße müssen vermessen werden, das kannst du ja auch besonders gut!“. Tim ging in den Verkaufsraum zurück. Seine Erregung sank fühl- und sichtbar. Aber er wusste, am Abend, allein in seinem Appartement, würde sie zurückkehren, dann wäre die Brünette mit den schwarzen Schuhen plus der hohen Absätze bei ihm. Und er in ihr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Doc Schneider,

ich habe den Verdacht, diese Geschichte ist nach der Diskussion unter der „Heißen Szene" von aliceg entstanden :) :cool:, um eine erotische Geschichte anschaulich darzustellen. Das ist dir gut gelungen. Die Geschichte hat eine schöne Leichtigkeit. Hat Spaß gemacht, sie zu lesen.

LG SilberneDelfine
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Silberne Delfine,

der Text ist schon alt und war früher im inzwischen abgeschalteten Forum Lust und Liebe zu finden.

Nun habe ich ihn noch einmal überarbeitet und eingestellt. Passt gut zur heißen Szene, genau. :)

Freut mich, dass der Text bei dir gut angekommen ist.

Vielen Dank auch für die Sterne!

Gruß DS
 

ahorn

Mitglied
Moin DocSchneider,

bis auf die Augen, die automatisch über die Bilder auf den Karton gleiten - was ich als sehr blutrünstig empfinde - find’ ich nicht viel zum Meckern. :)

, ist vollkommen frustriert und kommandiert mich ständig herum.
„Womit kann ich Ihnen helfen?“ KOMMA leitete er das Gespräch ein und setzte sein schönstes Verkäuferlächeln auf.
, ihre eigenen Schuhe aus KEIN GEDANKENSTRICH und die neuen anzuziehen.

Gruß
Ahorn
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ahorn,

vielen Dank für die Verbesserungsvorschläge! Ich habe die Augen durch einen Blick ersetzt :) und die beiden anderen Fehler auch korrigiert.

ihre eigenen Schuhe aus KEIN GEDANKENSTRICH und die neuen anzuziehen.
Hier ist der Strich ein Auslassungszeichen: Gemeint ist:

... ihre eigenen Schuhe auszuziehen und die neuen anzuziehen.

Gruß DS
 

Blue Sky

Mitglied
bis auf die Augen, die automatisch über die Bilder auf den Karton gleiten - was ich als sehr blutrünstig empfinde - find’ ich nicht viel zum Meckern. :)
Wundert mich doch ein wenig Ahorn. Normalerweise hättest du das auch nicht durchgehen lassen:
Dann schob sie den Fuß in den Schuh und strahlte ihn an wie Aschenputtel, das endlich den Richtigen gefunden hat.
Lebt Aschenputtel denn auf einer Atommülldeponie? Und Supergirl ist sie doch auch nicht oder? :D


LG und schönes neues ...!
BS
 

Blue Sky

Mitglied
Hätte ich das nicht überlesen, hätte ich anders gehandelt und DocSchneider glatt 3 Sterne abgezogen. :D
Na gut das du es sagst, die drei pack ich denn noch obendrauf ...
Trotz, das ich bei der Geschichte immer irgendwie Al Bundy vor Augen habe. o_O
Nicht schön aber ganz allein mein Problem ...:D
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für die Sterne!

Blue Sky merkt an: "Dann schob sie den Fuß in den Schuh und strahlte ihn an wie Aschenputtel, das endlich den Richtigen gefunden hat.
Lebt Aschenputtel denn auf einer Atommülldeponie? Und Supergirl ist sie doch auch nicht oder? :D "

Dabei fand ich den Satz besonders gelungen. :)

Offenbar nimmt niemand Anstoß an der Granitzicke und dem Krampfadergeschwader.

Seht gut, denn das sind meine Lieblingsbegriffe in der Geschichte.
:)
 

ahorn

Mitglied
Versuche es einmal mit' ... und erstrahlte wie (einst) im Märchen das Aschenputtel ...
Im Märchen darf man gern 'erstrahlen'
 

aliceg

Mitglied
Hallo Doc!

Fein beobachtet und plastisch erzählt.
Tim könnte einem wirklich leid tun, wie Adam zwischen paradiesischen Verführungsgefühlen und Schlangengezische.
Und immer leiden diese armen, schnell erregbaren Kerle, und wären sie nicht so leicht erregbar, würden sie noch mehr leiden.
Was das wirkliche Leben nicht bereitstellt, muss er sich eben erträumen.
Auch ein Happy-End!

lg aliceg
 



 
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