Grüße vom Genfer See

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surrusus

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Lieber @sufnus

Die Erwähnung der Schweiz verleiht dem Gedicht für mich Mehrdimensionalität: Einerseits diente der Genfer See für internationale Friedensverhandlungen und andererseits sagt man der Schweiz, aufgrund der Geographie und der internationalen Wirtschaft, die die neutrale Schweiz verwaltet, Kriegsimmunität nach. Hier könnte der Umzug in die Schweiz eine gewisse politische Ironie beinhalten. Das Sauron dabei vorkommt, nimmt dieser Thematik, wie ich finde, entweder Ernsthaftigkeit oder bekräftigt den Aspekt der Ironie. Oder aber, dass das Ich sich von einer konkreten politischen Meinungsbildung distanziert (Sauron als Bild, vollumfassend, für alle Bedrohungen, egal ob Russland, USA, China pp.).

Die schöne Landschaft ist trügerisch, denn die Berge und Bergspitzen behausen mehr als nur Aussicht und Tallandschaft. (Nämlich schweres Militär und smarte Tunnelsystem mit großem Kaliber).
Ansonsten wird der Standpunkt des Ich's schon sehr deutlich. Die Schweiz hat schon etwas sehr Hobbitländliches, um hier an Sauron mal anzuknüpfen.
 

Tula

Mitglied
Hallo sufnus
So ist es, unpolitisch sein (wollen) ist bekanntermaßen eine Form des sehr-wohl-politisch-Seins und mit der Neutralität sieht es nicht viel besser aus. Sie funktioniert in der Regel Partei-ergreifend, für den vermeintlich Stärkeren.
Der letzte Vers erinnert mich an den Stasi-Mielke, was nicht unbedingt zum Thema passt. Oder doch ...

LG
Tula
 

wiesner

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Eine ganz unverhohlene Verhöhnung all derjenigen, die sich einem friedenstiftenden Pazifismus verschrieben haben!
Was diesen Text erst richtig abstoßend macht, ist, dass diese Menschen mit Lumpen wie Stasi-Mielke auf eine Stufe gestellt werden.

Aber ich sehe gerade, dass man mit dieser Art Rattenfängerei erfolgreich sein kann. Ich lese allerdings Namen, die ich hier nicht erwartet hätte ... Man ist ja immer nur so schlau wie man blöd ist!
 

sufnus

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Hey Ihr Lieben!

Vielen Dank für die Anmerkungen, auch an wiesner, der offensichtlich die Stoßrichtung meines Pamphlets völlig missversteht und es offensichtlich als Kritik jeder Form von Pazifismus fehldeutet (was es nicht ist). :)
Es geht mir um falsche Töne und falsche Selbstwahrnehmung und um die Gefahr, die von Menschen ausgehen kann, denen eine ideologische Verblendung einen abgestuften Blick auf die Realität raubt.

Der Typ, der in diesem Gedicht seinen Opportunismus mittels narzisstischer Abwehr bemäntelt, ist ganz sicher nicht der Pazifist, der er zu sein vorgibt. Vor der Kriegsgefahr die Flucht in ein Hobbitland (danke für diesen Vergleich @surrusus ! :) ) zu ergreifen, ist total menschlich, aber das ist keinesfalls Pazifismus. Schlimm, wenn die Stimme des Gedichts sich dann so geriert, als wäre sie einer.

Und natürlich habe ich aus Verachtung für so eine Kreatur (nicht wegen der Flucht in die Schweiz, sondern wegen der Selbstbeweihräucherung) nicht nur die Worte von Mielke bemüht, sondern auch noch eines noch fieseren Abschaumvertreters, der hoffentlich noch ein paar Höllenkreise tiefer schmort.

Also - ganz deutlich seis gesagt: Für echten Pazifismus hege ich hohen Respekt, auch wenn meine eigene Position ein bisschen anders verortet ist (dabei durchaus nicht bellizistisch).

LG!

S.
 

surrusus

Mitglied
Es ging durch meine Hirnschranken. Den direkten Call wollte ich jedoch vermeiden, um dem Ich nichts zu unterstellen, weswegen ich das Militär und große Kaliber der Berge im Hobbitländle erwähnte. (Was ja in sich als Bild des Friedensrückzugsortes fast schon absurd ist). :)

ich bin total gegen jede Form von Krieg
wenn nötig totaler und radikaler
als ihr euch das heute überhaupt
vorstellen könnt
Hier wird diese Überhebung sehr deutlich. :)
Das lyrische Ich wird umtriebig sein wie eine läufige Hündin!

Dir noch eine nice week! Jetzt ruft der Bäcker, ich brauche unbedingt eine Quarktasche. x)
 

sufnus

Mitglied
Als Extrembeispiel für jemanden, der andere in den Krieg schickt und sich letztlich der Verantwortung entzieht. Ja.

Das Adhoc-Gedicht ist also offenkundig kein filigran-feinstoffliches Erzeugnis, aber es ist dabei auch kein antipazifistisches Manifest, sonst wäre die Erzählstimme nicht ausgewandert und würde sich nicht aus Genf zu Wort melden, sondern aus Dresden oder Warschau oder vielleicht sogar aus Lwiw, um mal eine ansteigende Reihe zu formulieren.

LG!

S.
 

Galadriel

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Gefällt mir
lieber Gruss aus dem Land von Heidi und ihrem Geissenpeter
Galadriel, Besitzerin einer der Ringe der Macht
 

sufnus

Mitglied
Ha!
Lieben Dank Galadriel! Dann sollte ich wohl auch noch nachtragen, dass sich mein Real-Life der Schweiz sehr verbunden fühlt - dem Land & auch den Leuten. Immerhin habe ich eine dreifache Verbindung zur Schweiz, nämlich verwandtschaftlicher, kulinarischer und landschaftlicher Art. :) Kein Wunder also, dass Asterix bei den Helvetiern mein liebster Band der Reihe ist. :)
LG!
S.
 



 
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