Guten Morgen (trochäische Heptámeter)

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Ubertas

Mitglied
Lieber Hansz,
Vielleicht mag ich mich täuschen. Ich sehe hier zum einen Vertrautheit, zum anderen anima-lische Begierde in deinen Worten.
Mir gefällt dein Gedicht sehr!
Lieben Gruß ubertas
 

trivial

Mitglied
Nur so als Einwurf, vielleicht hat ubertas den Bindestrich nach anima mit Absicht gemacht, dann wären es ja keine tierischen sondern seelische Begierden?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist ein sehr dichtes Ge-dicht, obwohl lang. Es ist ein erotisches Kopfgedicht über Wunder der Lyrik.
Denke ich.
Interessant vielleicht die immer durchscheinende Verbindung zum Gendern. Nicht binär und doch binär durch monäre Helden. Trinäre und quartäre Themen schwirren durch die Verse, die eine gut durchgehaltene Poetik zeigen.
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Hansz,
die Schenkel standen nicht ganz in meinem Fokus:)
Sie sind gewiss sehr reizvoll!
Es mag auch ein Hundehöhlenbett geben, eine Wortschöpfung, die mir gefällt und Nachklang besitzt.
Wie Trivial bereits mit kluger Voraussicht sagte, mein Bindestrich hat Absicht. Und dir ist er gewiss nicht entgangen:)
Um deine Frage ein wenig zu beantworten und an dieser Stelle schon einmal ganz lieben Dank für deine Antwort:
Das, was mir an deinem Gedicht so unsagbar gut gefällt, daher nähere ich mich nur, ist die Suche nach Erfüllung in anima. Einer Wendung, die süßer ist und lebendig.
Ob sie der femina gehören, weiß ich nicht.
Für mein Empfinden sehe ich ohne Bindestrich diese in deiner letzten Verszeile nochmals unterstrichen:
Tief in jene Gänge meiner Seele, wo wir Eins sind
Danke für dieses, dein Gedicht!
Lieben Gruß ubertas.
 

mondnein

Mitglied
Es ist ein erotisches Kopfgedicht über Wunder der Lyrik.
Das. lieber Bernd,

trifft es schon insofern, als es ja nicht eine Reportage über das Sichimbettrumwühlen an einem Sonntagmorgen ist, sondern eine Phantasie im Munde eines Lyri, das sich nach einer "fernen" Geliebten sehnt. Ein sehnsüchtiger Tagtraum, aber auf der Formebene über jener Inhaltsebene ein streng rhythmisierter Verse-Block.

"Wunder der Lyrik" ist ein interessanter Gesichtspunkt, unter dem sich jeder innere Film "sehen" läßt: alles kann als Metapher für die Lyrik selbst gesehen werden, außer vielleicht die vielen Gedichte über das Dichten selbst, die eher als Metaphernsträuße für die Welt da draußen gesehen werden können, wo das angeblich innerseelische "Dichten" nur bildhaft für konkretes Leben und Arbeiten steht.

grusz, hansz
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nebenbei: Kopfgedicht wird oft negativ gesehen, ich sehe es positiv oder noch besser: imaginär.

Das Bett als Labyrinth. In den Träumen durcheilst du die Gänge. Bis Du erwachst.
 

mondnein

Mitglied
Das Bett als Labyrinth. In den Träumen durcheilst du die Gänge. Bis Du erwachst.
Ich habe schon überlegt, Bernd,

ob das Lyri am Ende eher aufwacht als einschläft, etwa in einem übertragenen Sinne, Im Extremfall das Aufwachen in eine unio mystica mit seiner Göttin. Aber Unio mystica paßt nicht auf anthropomorphe Physiotherapeutinnen-Göttinnen, vor allem so eine ferne Geliebte in den Armen des Nebenbuhlers, es sei denn, man treibt das metaphorische Übertragen in den Wildwuchs - was ja auch nicht schlecht wäre (oder ist).

In der Tat ist der Wandel und Wechsel der Bewußtseinszustände ein häufiges Thema meiner Versuche, mal mehr offen an der Textoberfläche, mal mehr verstrickt und versteckt in den Selbstgesprächen innerhalb der Inhaltsebene. Im Sinne des surrealistischen Durchbrechens der angeblich "realistischen" Erscheinungswelt.

grusz, hansz
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lem sagte dazu, dass jeder folgende Traum im Traum mehr von der Realität entfernt sei.
Aber er beachtete Riemann nicht.
 

mondnein

Mitglied
bitte hilf mir, Bernd,

als Bild für welchen feinlogischen Gedanken nun
Riemanns (des Mathematikers wahrscheinlich,​
nicht des großen Musikwissenschaftlers, des Historikers?) Namen​
von Dir genannt wird.​
Riemannnsche Räume?

Und wie meinte Lem das mit seiner Matroschka von Träumen? die letzt-eingeschachtelte Hohlpuppe als realitätsfernste? Ist das eine Erzählung von ihm? eine metaphorische?

Und worin besteht der Zusammenhang von Lems Träume-Matroschka mit Riemanns Räumen?

Das würde mich schon begeistern und interessieren.

grusz, hansz
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Im Roman von Stanislaw Lem "Der futurologische Kongress" beschreibt Ijon Tichy sein Sinnieren über Träume. Er kommt schließlich zur Erkenntnis, dass er nicht existiere, weil jeder Traum im Traum immer weiter von der Realität entfernt ist. Ein Großer Teil des Romans spielt in absurden Traumwelten, die zum Teil durch Halluzinogene erzeugt werden. Die letzte realitätsfernste Matrjoschka löst sich in Nichts auf, ist nicht vorhanden.

In Riemanns Räumen herrscht nicht die euklidische Geometrie. Der Anfang ist mit dem Ende verbunden.

Der Raum ist gekrümmt. Er kann sich soweit krümmen, wie die Träume, und vielleicht in sich selbst enden, quasiperiodisch, oder er verschluckt sich selbst in der Unendlichkeit, wie eine Schlange, die ihren Schwanz mit Beute verwechselt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
PS:
Ähnlich wie bei einem Traum in einem Traum in einem Traum können hierarchische riemannsche Mannigfaltigkeiten komplexe ineinandergeschachtelte Strukturen aufweisen.
 



 
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