Haani - vom Tal der Könige nach Hurghada

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m+m

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Wie viele Kinder ging Haani schon als kleiner Junge lieber im Tal der Könige arbeiten als zur Schule. Er verkaufte Ansichtskarten und Bücher an die Touristen. Sein Vater wollte, dass er zur Schule ging und fleißig lernte, aber Haani verstand nicht, warum er das tun sollte. Der Unterricht war langweilig, die Lehrer sehr streng und fast jeden Tag wurde er bestraft, weil er nicht aufpasste. In den Straßen der Basars dagegen herrschte buntes Treiben. Er sah Touristen aus allen Ländern der Welt, alle waren freundlich zu ihm, und es war aufregend und lustig. Außerdem waren viele seiner Freund dort und sie alle verdienten gutes Geld, denn die Touristen kauften damals noch viel mehr Souvenirs als heute.

Eines Tages – Haani war vielleicht zehn oder elf Jahre alt – kam eine Frau aus Europa zu ihm. Er zeigte ihr seine Waren und sie fragte, was eine Karte koste. „Einen Euro“, antwortete Haani. Die Frau gab ihm fünf Euro und wollte seinen Namen wissen. Aber Haani verstand sie nicht und deshalb kam einer der Ladenbesitzer zur Hilfe.und fragte die Frau, was sie von Haani wissen wolle. Sie fragte nach Haanis Namen, wie alt er sei und ob er Familie habe. Der Mann beantwortete alle Fragen der Frau, denn er kannte Haani gut. Da sagte die Frau: „Dieser Junge sieht aus wie ein Nachkomme der Pharaonen. Er ist sehr hübsch und so nett. Ich habe keine Kinder und würde ihn gerne mit mir nach Europa nehmen. Ich würde ihn wie meinen eigenen Sohn behandeln, er würde mit mir in meinem Haus wohnen und in eine gute Schule gehen und viel lernen. Ich würde gut für ihn sorgen.“

Der Mann jedoch sagte zu der Frau: „Aber das geht auf keinen Fall. Der Junge hat hier eine Familie. Er gehört zu uns und kann nicht mit dir nach Europa gehen. Seine Eltern lieben ihn und lassen ihn nicht gehen.“ Darüber war die Frau sehr traurig, aber sie verstand alles und ging fort.

Haani hatte die ganze Zeit nur still zugehört, aber nichts von allem verstanden. Jetzt wollte er von dem Mann wissen: „Was hat die Frau mit dir gesprochen?“ Und der Mann erzählte Haani, dass er der Frau sehr gefallen habe und sie ihn mit nach Europa nehmen wollte. Er aber habe ihr erklärt, dass Haani nicht mitgehen könne.

Da wurde dieser sehr wütend und schrie und jammerte, dass alle Leute zusammenliefen und hörten wie er rief: „Warum hast du das getan? Wo ist die Frau hingegangen? Ich werde sie suchen und mit ihr gehen.“ Und Haani suchte die Frau aus Europa überall, aber sie war verschwunden und er hat sie nie mehr gesehen.

Weil Haani nicht nach Europa gehen durfte, arbeitete er die nächsten Jahre weiter in den Basaren im Tal der Könige. Als er 13 Jahre war, erzählte ihm ein Freund, dass er nach Hurghada gehen wolle. „Da ist das Meer und es gibt viel mehr Touristen als in Luxor. Komm doch mit mir. Wir werden dort bestimmt schnell gute Arbeit finden!“

Haani war begeistert und versprach mitzukommen. An diesem Abend ging er wie immer nach Hause. Er aß mit seiner Familie zu Abend, verbrachte noch ein bisschen Zeit mit seinen Freunden auf der Straße und ging dann schlafen. Am frühen Morgen aber, als noch alle schliefen, stand Haani auf und ging zu der Straße, wo der Bus abfuhr und sein Freund schon auf ihn wartete. Und sie stiegen in den Bus und fuhren zusammen nach Hurghada.

Seine Eltern und Geschwister aber standen an diesem Morgen auf und wunderten sich zwar, wo Haani sei. So früh ging er normalerweise nicht aus dem Haus. Sie dachten aber nicht lange darüber nach und jeder machte sich an seine täglichen Arbeiten oder ging zur Schule. Als Haani am Abend jedoch nicht nach Hause kam, machte sich die Familie Sorgen. Sie fragten alle Leute in den Straßen und den Basars, wo Haani sei. Aber keiner wusste es. Haanis Mutter weinte, sein Vater wusste nicht mehr, was er noch tun, wen er noch fragen könnte.

Spät in der Nacht kam ein Neffe von Haanis Vater ins Haus gelaufen und sagte zu diesem: „Komm schnell mit mir. Ein Mann hat bei uns angerufen. Er will mit dir sprechen.“ Und sie liefen zusammen zum Haus des Bruders. Der Mann war noch am Telefon und erklärte nun, dass Haani in seinem Basar nach Arbeit gefragt habe. Er sei bei ihm und wenn sein Vater einverstanden sei, könne Haani bei ihm bleiben. Er werde in seinen Geschäften arbeiten und zusammen mit ihm und seiner Familie in seinem Haus wohnen. Alles sei gut und es gebe keine Probleme. Und auch Haani kam ans Telefon und erklärte seinem Vater, dass er auf keinen Fall nach zurück kommen werde, sondern in Hurghada bleiben wolle. Sein Vater wollte, dass er wieder heim käme, aber Haani sagte: „Wenn du mich zurückholst, werde ich bei der nächsten Gelegenheit wieder nach Hurghada gehen. Es gefällt mir hier und ich will bei dem Mann bleiben und für ihn arbeiten.“ Nach einigem Hin und Her überzeugte der Mann Haanis Vater, dass es das Beste sei, wenn er seinen Sohn bei ihm ließe. Schließlich sei er gut aufgehoben und die Familie wisse, wo er sei und dass es ihm gutgehe. Und alle paar Monate würde Haani seine Eltern besuchen kommen.

Und so war es beschlossen und Haani blieb in Hurghada bis er 18 Jahre alt war und seinen Militärdienst antreten musste. Aber das ist eine andere Geschichte, die wir ein anderes Mal erzählen werden.
 
Hallo m+m,

das ist ein bissschen wenig für eine spannende Geschichte, hätte man mehr ausbauen können, auch wenn mir der märchenhafte Erzählstil gefällt.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
 



 
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