Häuserschluchten

Sturm

Mitglied
Warum verlassen mich alle, wenn ich mich verlassen fühle?

Warum schreie ich, zerreiße meine Kleider und Haare, meine Haut, wenn es doch eh niemand mitkriegt? Warum tue ich so viel für Andere und stehe am Ende doch alleine da?



Es war schon immer so. du kniest in der Ecke. Dein Gesicht unter deinen wunderschönen Haaren in deinen Knien vergraben. Beine gehen an dir vorbei, du nimmst sie genauso wenig wahr, wie sie dich Doch ich bemerke dich. Angezogen von deiner Schönheit komme ich immer näher. Der Hintergrund verschwimmt und das Einzige was ich sehe bist du. Du schaust mich endlich an, als meine Füße fast schon deine berühren. Dein Blick vergräbt sich in meine Seele, brennt sich in meine Netzhaut und von dem Moment an, gehöre ich dir. Egal, was andre in dich sehen, du wirst der einzige Maßstab für mich sein. Mein einziger Stern. Meine einzige Person, bei der es mir was ausmachen würde, wenn sie geht.

Und ich halt dir meine Hand hin. Sie verharrt einzelne Sekunden in der Luft. Gefangen zwischen Hoffnung und Angst. Moment zwischen noch zurückgehen können und das Nach Vorne gehen zu ergreifen. Deine warmen, langen Finger mit diesen leichtgebogenen Nägeln umschließen meine und eher ich mich versehe, siehst du mich aus der gleichen Höhe an. Schritt für Schritt. Lerne neben dir laufen, während du das Laufen lernst. Sichere dich, bei jedem Fall ziehe ich dich wieder hoch. Weizenfelder, Gärten mit knallrosa, weißen Blumen ziehen an uns vorbei auf unserem Weg. Bald läufst du schon schneller als ich und ein Katz-Maus-Spiel beginnt. Während anfangs das Lachen noch in den Häuserschluchten erklingt, stirbt es bald ab. In diesem Labyrinth der hohen Glasfronten finde ich dich nicht mehr, drehe mich hilflos im Kreis herum. Schreie mir die Seele aus dem Laib. Weine meinen eigenen See. Und während ich hier so langsam ohnmächtig zu Boden sinke, gehst du deines Weges, mit all der Energie von mir.
 



 
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