HaidukenWünše (Ghasel)

JANKO

Mitglied
Unter deiner DaunenDecke šlief ich nächtens liebendgerne,
taušte günstig zu dem Zwecke all die kalten HimmelsŠterne,
daß ich mich wie du mal štrecke wohlig warm in aller Ruh.
Und mein ŠlafFell obendrein gäb ich dir auch liebendgerne.
müßt ich nicht im Erdloch šlafen wie die Hunde bei den Šafen.
Ja, ich ließ gar Türken laufen, grüßte friedlich aus der Ferne,
wenn sie ihre Kinder tauften, was die Heiden niemals tun.
Solches träum ich auf morlackiš. Dabei knack ich KürbisKerne
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Janko, ein etwas ungewöhnliches Ghasel, bedingt durch die Binnenreime.
Die Wiederholungen der Ghaselenreime geben dem Gedicht eine gewisse Magie.
Ja, ich ließ gar Türken laufen, grüßte friedlich aus der Ferne,
wenn sie ihre Kinder tauften, was die Heiden niemals tun.
Diesen Teil verstehe ich nicht ganz. Enthält er eine verborgene Botschaft? Er klingt nach Aggressivität hinter einem friedlichen Bild.

Ist es die Antwort auf "in Erdlöchern schlafen"?

Viele Grüße von Bernd

PS: Morlackisch ist eine Sprache auf dem Balkan.
Ich habe hierzu ein Gedicht von Goethe gefunden. http://www.wissen-im-netz.info/literatur/goethe/gedichte/11.htm

Klagegesang
von der edlen Frauen des Asan Aga
In gewisser Weise hat Dein Gedicht auch den Duktus eines Klagegesanges.

Ich denke, das Gedicht erschließt sich besser, wenn man mehr über die Geschichte dieses Volkes weiß.

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Das Knacken der Kürbiskerne gibt eine Wendung.
 

JANKO

Mitglied
HajdukenWünše

Hi,Bernd!
Danke für den schönen Kommentar!
De Fortis hat 1774 in Venedig"Viaggioin Dalmazia"veröffentlicht
und die Morlacken bešrieben. Die nach dem Untergang des röm.
Imperiums in Dalmatien und in dem Hinterland neu gemišten Völker-
šaften wurden -mangels genauerer Kenntnis- von den Venezianern
als s.g. Weiße und Šwarze Morlacken bezeichnet.
Hajduken (hajduci) waren von den Osmanen enteignete, entrechte
WiderstŠtändler (Partisanen), denen nichts anderes als Raub und
WegeLagerei als LebensGrundLage blieb. De Fortis bešrieb sie als
in Leder und Fell gekleidete, langhaarige ŠreckGeštalten, von
denen 4 in der Lage waren "eine Karawane von 12-15 Türken" zu
plündern und die Bewacher in die Flucht zu šlagen.
De Fortis hat auch die "HasanAginica"(Die Frau des Hasan Aga)
bekannt werden lassen. Goethe lag wohl eine frz.Übersetzung vor.
Durch die mehrfachen Übersetzungen kam es zur Anpassung der
HauptHeldin an das zeitgemäße FrauenBild, das im Original aber
anders erscheint. Dort ist sie eine durchaus emanzipierte, edle
Frau und Herrin (Kaduna), keineswegs ein hilfloses Opfer des Aga.
Das wollte ich mit meiner Übersetzung "HasanAginca" hier in der
LL aufzeigen.
Die wilden Hajduci haben, ähnlich wie die Räuber im "Wirtshaus
im Spessart" ganz kleinbürgerliche und friedliche Sehnsüchte
(Ach, könnte das šön sein, ein Häuschen mit Garten ... ..)
Bernd, Du hast die verborgene Aggresivität richtig erkannt.
Das RäuberLeben ist hart, aber heute gelten die Haiduci als
Patrioten und sind VolksHelden. "Hajduk" ist der Name des
FußBallVereins in Split.
 



 
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