Hallo Hanna,
Du bist immer wieder für eine Überraschung gut. Du als Haikufreundin, daran muß ich mich erst gewöhnen! Aber danke für die "Blumen".
Zum Haiku selbst.
Erst einmal ein kurze Vorbemerkung: Ich schreibe seit gut 15 Jahren immer wieder diese kleinen Textbilder, eher traditionelle Themata wählend. Das unterscheidet mich von Inge Anna, die gerne Aphorismen, davon wirklich gut gelungene, hier als "Senryu" einstellt. Der Senryu ist früher einmal der Haiku gewesen, in dem Menschen eine Rolle spielen durften, nicht nur die Natur und die Jahreszeiten. So gesehen ist mein Haiku eigentlich ein Senryu; heute kennt man diese Unterscheidung nicht mehr.
Haiku können auch in deutscher Sprache verfaßt werden, mit zum Teil sehr spannenden und überzeugenden Ergebnissen. Ich verweise hier immer wieder gerne auf haiku.de
http://www.haiku.de, der derzeit besten deutschen Haikuseite. Dort gerne den Verweis auf die Seite der Deutschen Haikugesellschaft anklicken, deren Mitglied ich seit einigen Jahren bin.
Wichtig ist, daß die Sprache Raum läßt für den Leser, der Autor sich selbst zurücknimmt. Ich sage immer wieder, Haikus seien Gehirnyoga. Das hat gute Gründe. Ohne den Blick von außen nach innen und dann wieder nach außen zu richten, ist ein Haiku schwer zu schreiben und zu lesen. Es gehört zu beidem Kontemplation. Wer die nicht (immer wieder einmal) hat, wird nicht zum Ziel kommen. Das zweite wesentliche Element ist das Sichselbstzurücknehmen, das Transzendieren. Das ist ein nicht unbedingt westliche Verhaltensweise.
Wir Westler neigen im Übrigen dazu, alles und jedes zu kommentieren, ein echtes Nono für jeden Haijin (Haikuschreiber). Ebenso ein Nono ist alles Überflüssige. Doppelt Gesagtes ist mindestens einmal zuviel und mehr als nur Platzverschwendung, von dem das Haiku sowieso schon so wenig hat.
Das ist eine gut Übung für notorische Vielschreiber und Vielredner wie mich. Denn beim Haiku liegt eben auch die Würze in der Kürze.
Liebe Grüße
W.