haiku_21.09.'22

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s'écrire

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Hallo Claudia,

Ich sehe Bilder von meinem letzten Wien-Besuch.
Besonders gefällt mir die "Zustimmung" der Pferde und ich sehe ihre vor Entrüstung geblähten Nüstern,

Liebe Grüße,
Ruth
 

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Mitglied
Ich sehe Bilder von meinem letzten Wien-Besuch.
Besonders gefällt mir die "Zustimmung" der Pferde und ich sehe ihre vor Entrüstung geblähten Nüstern,
jöh, danke, liebe Ruth!

Ja - was wäre Wien ohne seine Fiaker!
Die Nüstern des Kutschers waren aber in dem Moment weiter gebläht als die der Pferde, kam mir vor.
Die vor Aufregung nickenden Schimmel haben sich rascher wieder gefangen. ;)

Recht liebe Grüße,
Claudia
 

s'écrire

Mitglied
Liebe Claudia,

du siehst, dass ich keine Ahnung von der Gedichtform Haiku habe, obwohl ich sie wegen der kurzen, auf den Punkt gebrachten, Aussagen sehr mag.
Den Tatsachen entsprechend nicken die Pferde sicher vor Aufregung in einer solchen Situation. Ich frage mich sowieso wie die Pferde das machen, da sie ja Fluchttiere sind.
Bei den Pferden in der Camargue hatte ich schon so beeindruckende Erlebnisse von Kraft und Eigenwille, dass ich von deinem Text abgetriftet bin und in dem Nicken der Pferde das empörte Einstimmen in das Fluchen des Kutschers gesehen habe.
:rolleyes:
Liebe Grüße,
Ruth
 
Ich frage mich sowieso wie die Pferde das machen, da sie ja Fluchttiere sind.
Man nennt das Surrogathandlung. Tiere verhalten sich oft seltsam, wenn sie an ihrem natürlichen instinktiven Verhalten gehindert werden (Menschen manchmal auch). Die von Fee beschriebene Kopfbewegung habe ich auch gelegentlich beobachtet, wenn die Pferde Stress ausgesetzt waren.

Text formal gewiss vorzüglich.

Kopfnickend
Arno Abendschön
 

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...dass ich von deinem Text abgetriftet bin und in dem Nicken der Pferde das empörte Einstimmen in das Fluchen des Kutschers gesehen habe.
Keine Sorge, liebe Ruth!

Die Doppeldeutigkeit des Bildes war genau das, was ich beabsichtigte. Es sah ja auch so aus, als würden sie jedes gefluchte Wort des Kutschers bestärken. Du hast ganz richtig gedacht.

Haiku sollte aber im besten Fall eben mehr transportieren als das, was man an der Oberfläche zu sehen bekommt. Der vielzitierte Nachhall oder eine humorig präsentierte kritische Beobachtung (die sich aber nicht aufdrängen darf und soll). Gar nicht so einfach...

LG,
Claudia
 

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Besten Dank, lieber Arno,

für die Sterne und das Eingehen auf meine Zeilen!

Pferde nicken beim Trab, um körperlich Energie zu sparen (hat mit dem Bewegungsablauf zu tun), aber eben auch, wenn sie Stress haben.
Der Wagen hat das Gespann laut hupend und sehr knapp geschnitten. Sieht man in Wien aber so gut wie nie. Da geht es meist sehr harmonisch im Straßenverkehr zwischen Fiakern und Motorisierten ab.

Ich habe innerlich jedenfalls mitgenickt.

LG,
fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
der vorfahrt beraubt
am fiaker flucht der kutscher
die schimmel nicken




Die Doppeldeutigkeit des Nickens ist richtigerweise schon erwähnt worden - s'écrire hat's entdeckt.

Man könnte, liebe Claudia, die erste Zeile auch so einrichten: vorfahrt genommen - auch aus klanglichen Gründen.
Denn die nachfolgenden Zeilen bieten Doppelungen an:
zwei F, zwei U
zwei (stumpfe) I, ein Doppelkonsonant
In meinem Vorschlag wären zwei O und der gleiche Doppelkonsonant

So entstünde trotz Kleinschreibung bei fehlender Interpunktion eine stabile Architektur.

Ist nur ein Vorschlag.
Die nickenden Schimmel lassen aber alle Sterne glimmen!


Kristian
 

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Mitglied
der vorfahrt beraubt
am fiaker flucht der kutscher
die schimmel nicken




Die Doppeldeutigkeit des Nickens ist richtigerweise schon erwähnt worden - s'écrire hat's entdeckt.

Man könnte, liebe Claudia, die erste Zeile auch so einrichten: vorfahrt genommen - auch aus klanglichen Gründen.
Denn die nachfolgenden Zeilen bieten Doppelungen an:
zwei F, zwei U
zwei (stumpfe) I, ein Doppelkonsonant
In meinem Vorschlag wären zwei O und der gleiche Doppelkonsonant

So entstünde trotz Kleinschreibung bei fehlender Interpunktion eine stabile Architektur.

Ist nur ein Vorschlag.
Die nickenden Schimmel lassen aber alle Sterne glimmen!


Kristian

Lieber Kristian!

Den Vorschlag hab ich sehr gerne übernommen - danke herzlichst dafür und für die feine Sterne-Bewertung!
Ja - so ist es sprachlich richtig rund und stabil.
Freut mich, dass dir die nickenden Schimmel gefielen.

Liebe Grüße,
Claudia
 



 
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